Das Team Stronach demontiert sich selbst. Die Klubobfrau tritt aus ihrer Partei aus - das hat es in der Geschichte der Zweiten Republik noch nicht gegeben. Das Team Stronach - schon zuvor nicht für seine personelle Stabilität bekannt - wackelt gehörig. Dennoch sitzen die nächsten vier Jahre elf Mandatare im Parlament.
Beim Team Stronach geht es derzeit Schlag auf Schlag: Frank Stronach kürzt seiner Klubchefin Kathrin Nachbaur 140.000 Euro Sonderzahlungen, die daraufhin ihren Posten als Obmann-Stellvertreterin zurücklegt und aus der Partei austritt. Klubobfrau will sie dennoch bleiben.
Nationalratsabgeordneter Robert Lugar stellt ihr daraufhin per ORF-Interview ein Ultimatum: Sollte Nachbaur nicht wieder eintreten, werde "die Lage im Parlamentsklub neu bewertet". Im Klartext bedeutet das: Es droht die Abwahl als Klubobfrau.
In "Im Zentrum" mit Lugars Aussagen konfrontiert, sagte Nachbaur: "Es ist eine Frage des Stils, Interna nicht medial zu diskutieren." Sie stehe hinter dem Programm und den Werten des Team Stronach. Dennoch müsse man ihr zugestehen, sich wegen ihrer Schwangerschaft "zurückzuziehen".
Auf Nachfrage der Tageszeitung "Österreich", ob sie für den Posten als Klubobfrau auch Parteimitglied des Team Stronach sein müsse, wie von Robert Lugar gefordert, sagte Nachbaur: "Das ist seine Meinung. Meinen Standpunkt werde ich nächste Woche im Team mit den Abgeordneten besprechen."
Für viele Menschen sei Frank Stronach das Parteiprogramm gewesen. "Durch seine unglaubliche Erfolgsgeschichte vom einfachen Arbeiterkind zum erfolgreichen Wirtschaftskapitän hat er viele Menschen inspiriert. Als er sich zurückgezogen hat, ist für viele die 'Botschaft Frank' weggewesen", sagte Nachbaur. Es sei nun Aufgabe der Partei, selbständig zu arbeiten und "durch unsere Arbeit und unsere Präsenz auf unsere guten Positionen aufmerksam zu machen".
Ob Nachbaur den Gang in die Politik bereut? "Sagen wir so, ich habe mir das alles ein bisschen anders vorgestellt. Vor allem wenn man aus der Wirtschaft kommt, ist es sehr gewöhnungsbedürftig, dass in der Politik mehr geredet als gehandelt wird."
Am Dienstag will Nachbaur bei einer Klubsitzung mit den restlichen zehn Mandataren reden. Abgeordnete möchte sie in jedem Fall bleiben, selbst wenn sie als Klubobfrau abgewählt werden sollte.
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