Im vergangenen Jahr war Russlands Präsident Wladimir Putin beim G20-Gipfel noch Ausgestoßener, jetzt wird angesichts des Terrors durch den Islamischen Staat wieder seine Nähe gesucht. Trendwende oder Momentaufnahme?

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Es scheint eine Art Tauwetter eingetreten zu sein zwischen den USA und der EU auf der einen und Russland auf der anderen Seite.

War das Interesse an einer Zusammenarbeit wegen der Ukraine-Krise vor allem seitens der westlichen Staaten zuletzt nicht besonders groß, gibt es nun wieder Gespräche.


Frankreichs Präsident François Hollande fährt Ende November nach Moskau, US-Präsident Barack Obama lobte Russland als "konstruktiven Partner" im Syrien-Konflikt.

Auslöser für diese Annäherung ist der Terror des Islamischen Staates (IS), der sich zuletzt bei den schrecklichen Anschlägen in Paris zeigte. Man braucht einander im Kampf gegen die Terrormiliz, zumindest kurzfristig.

Ob sich das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen nun grundlegend wandeln wird, bleibt abzuwarten. Nicht nur im Syrien-Konflikt haben beide Seiten unterschiedliche Auffassungen.

Mit oder ohne Assad

Die zentrale und augenscheinlich unlösbare Frage ist die nach dem Umgang mit Syriens Diktator Bashar al-Assad.


Russland unterstützt ihn und hat das auch in seinem gerade vorgelegten Entwurf einer UN-Resolution für den Kampf gegen den IS noch einmal klargemacht. Die USA wollen seine Entmachtung.

Aus dieser Konstellation speist sich einiger Argwohn der USA gegenüber Russlands Vorgehen in Syrien. Die USA werfen Russland vor, sich bei ihren Bombardierungen kaum auf den IS zu konzentrieren, sondern vielmehr Rebellen zu bekämpfen.

Der Sprecher von US-Außenminister John Kerry sagte kürzlich, Putin müsse jetzt erst einmal beweisen, dass die russischen Luftangriffe den IS bekämpften und nicht die moderaten Gegner des Assad-Regimes.


Putin nutzt den Konflikt

Einige Beobachter vertreten zudem die Ansicht, Putin nutze den Konflikt, um die USA in Gespräche zu zwingen und sich so aus der Isolation zu befreien, in die ihn sein Vorgehen in der Ukraine gebracht hat.

Oder auch um die Sanktionen loszuwerden, die Russland von der EU nach der Annexion der Krim und dem Vormarsch moskautreuer Separatisten im vergangenen Jahr auferlegt worden war.

Putins Außen- und Sicherheitspolitik sei in der Tat interessen- und nicht werteorientiert, sagt Harald Kujat, Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr.

Das sei aber kein Grund, warum es nicht wieder eine Annäherung zwischen Russland und dem Westen geben könne. "Verhandlungen mit Russland sind schwierig", sagt Kujat.

"Erzielt man mit ihnen aber eine Einigung, kann man sich darauf verlassen, dass sie eingehalten wird. Das hat man in der Vergangenheit häufig gesehen, etwa im Kosovo."

Vieles hängt von der Ukraine ab

Ob die Annäherung von Dauer ist, hänge auch von der Entwicklung in der Ukraine-Krise ab, sagt Kujat weiter.

"Wenn dieser Konflikt gelöst würde, würde das eine langfristige Entspannung bringen. Das liegt aber wiederum auch an den Kräften in der Ukraine, also der dortigen Regierung und den Separatisten."


Andere Fachleute sind da skeptischer. "Die Anschläge von Paris haben für ein kurzfristiges Tauwetter mit Putin gesorgt.

Das wird nicht andauern", sagte der Russland-Experte Cliff Kupchan beim US-Sender CBS. "Obama und Putin misstrauen einander."

Zumindest bis zur Umsetzung des bei der jüngsten Syrien-Konferenz in Wien verabschiedeten Fahrplans sollte die Zusammenarbeit währen.

Demnach soll innerhalb von 18 Monaten in Syrien eine Übergangsregierung gebildet werden. Außerdem soll es Wahlen geben.

Diese Einigung zeige, sagt Harald Kujat, dass sich "die Vernunft durchgesetzt hat und dass man die Chance, die in einer Annäherung steckt, erkannt hat."

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