Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird in Kürze nach Teheran reisen und die Atomgespräche mit der iranischen Seite wieder aufnehmen. Das gab Irans Atomchef Mohammed Eslami am Mittwoch bekannt. "Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit der IAEA und der IAEA-Chef wird auch bald nach Teheran kommen, um die bilateralen Gespräche fortzusetzen und sie quasi zu aktualisieren", sagte Eslami der iranischen Nachrichtenagentur Irna zufolge. Das genaue Datum der Reise steht demnach aber bisher nicht fest.
Auch Grossi sagte am Dienstag in einem Interview mit dem US-Sender CNN, dass er mit Teheran wegen eines Besuchs im Gespräch sei. Allerdings seien bislang weder ein Datum noch eine Agenda vereinbart worden. Grossi versucht seit langem, vom Iran Antworten zu geheimen nuklearen Aktivitäten in der Vergangenheit zu erhalten. "Es bestehen noch immer wichtige Informationslücken", sagte Grossi. Mit Blick auf die militärischen Spannungen zwischen Israel und dem Iran warnte der IAEA-Generaldirektor, dass Angriffe auf Atomanlagen ein "schrecklicher Fehler" wären. "Alle Seiten sollten sich extrem zurückhalten", forderte Grossi.
Nach dem Scheitern des internationalen Atomabkommens von 2015, mit dem Teheran von der Entwicklung von Kernwaffen abgehalten werden sollte, hat der Iran in den vergangenen Jahren seine technischen Verpflichtungen in dem Deal nicht mehr eingehalten. Grund zur Sorge ist insbesondere die Urananreicherung auf 60 Prozent, obwohl in dem Abkommen dem Iran nur bis zu 4 Prozent erlaubt waren. Laut Teheran ist das Land technisch auch in der Lage, den Anreicherungsprozess auf 90 Prozent zu erhöhen. Der würde dann auch den Bau einer Atombombe ermöglichen. Die iranische Führung behauptet jedoch, dass der Bau von Massenvernichtungswaffen nicht auf der militärischen Agenda des Landes stehe.
Irans Atomprogramm führt immer wieder zu Spannungen zwischen der Islamischen Republik und westlichen Staaten sowie Irans Erzfeind Israel. Experten halten Irans friedliche Nutzung des fast waffenfähigen Urans für nicht plausibel. Auch soll es ungeklärte Nuklear-Projekte und geheime Atomanlagen geben, zu denen der Iran der IAEA keinen Zugang gewährt. Das iranische Atomprogramm steht seit den jüngsten Angriffen des Irans auf Israel wieder besonders im Fokus. Es wird befürchtet, dass ein israelischer Gegenangriff zu einer Eskalation führen könnte. Der Iran droht in dem Fall mit "verheerenden" Militäraktionen. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.