Die Rente allein reicht für immer mehr ältere Menschen in Deutschland nicht für den Lebensunterhalt aus. Das geht aus Zahlen der Bundesregierung hervor, über die die "Bild"-Zeitung berichtet.
Die "Bild" spricht vom "nächsten Renten-Schock": Rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland bekamen der Zeitung zufolge Ende vergangenen Jahres eine monatliche Rente von weniger als 950 Euro. Sie liegen damit unter dem sogenannten Existenzminimum.
Die Zahl geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer hervor. Zur Erklärung: Als Existenzminimum gilt die Höhe der Grundsicherung im Alter. Sie betrug Ende des vergangenen Jahres 942 Euro. Mit ihrer monatlichen Rente alleine kommen also fast acht Millionen Menschen in Deutschland nicht auf diesen Betrag. Dem Bericht zufolge sind das 42,1 Prozent aller Altersrenten.
Quote steigt an
Das Problem verschärft sich offenbar: Im Jahr 2022 lag die Quote nämlich noch bei 38,8 Prozent. Betroffen sind vor allem ausländische Rentnerinnen und Rentner: Von ihnen bekommen 73,5 Prozent weniger Rente als die Grundsicherung.
Sind all diese Menschen also arm? Lässt der deutsche Staat ältere Menschen im Stich, die "ihr ganzes Leben geschuftet haben", wie die "Bild" schreibt? Ganz so einfach ist es nicht. Wer im Alter das Existenzminimum nicht aus der Rente oder sonstigen Einkünften decken kann, hat grundsätzlich Anspruch auf die Grundsicherung im Alter – kann zum Aufstocken also eine staatliche Sozialleistung bekommen. "Als einfache Faustregel gilt: Wenn Ihr gesamtes Einkommen unter 1.016 Euro liegt, sollten Sie prüfen lassen, ob Sie Anspruch auf Grundsicherung haben", rät die Deutsche Rentenversicherung.
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Weitere Vermögen werden angrechnet
Bis zum Jahresende 2023 bezogen dem "Statistischen Bundesamt" zufolge knapp 1,2 Millionen Menschen in Deutschland eine Grundsicherung im Alter oder wegen Erwerbsminderung. Ihre Zahl ist also deutlich niedriger als die 7,9 Millionen Rentner, die mit ihrer Rente unter dem Existenzminimum liegen.
"Die Differenz ergibt sich daraus, dass viele Rentnerinnen und Rentner über weitere Einkünfte oder Vermögen verfügen", teil eine Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf Anfrage unserer Redaktion mit. Wer im Alter also zum Beispiel Einnahmen aus Vermietungen hat, von dem erwartet der Staat, dass er diese Einnahmen auch für den eigenen Lebensunterhalt nutzt. (fab)
Verwendete Quellen
- Bild.de: Exklusive Regierungszahlen: Nächster Renten-Schock!
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Pressestelle
- Deutsche Rentenversicherung: Die Grundsicherung: Hilfe für Rentner
- Destatis.de: Zahl der Empfängerinnen und Empfänger sozialer Mindestsicherungsleistungen 2023 um 1,6 % gestiegen
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