Der von der rechten FPÖ in Österreich vorgelegte umfassende Bericht zu ihrer Parteigeschichte ist aus Sicht führender Historiker ein Dokument ohne großen Wert. "Es ist kein wissenschaftlicher Bericht, sondern ein Sammelsurium von Einzelmeinungen", sagte der Historiker Oliver Rathkolb von der Universität Wien am Montag.
Es sei ein Bericht mit vielen Leerstellen, sagte die Historikerin der Uni Salzburg, Margit Reiter. "Bemerkenswert ist auch, dass in dieser Parteigeschichte die jüngere FPÖ-Geschichte so gut wie überhaupt nicht vorkommt." So werde die Nähe einstiger führender FPÖ-Politiker wie Jörg Haider und Heinz-Christian Strache zum Neonazismus kaum beleuchtet.
Bericht soll Antisemitismus-Vorwürfe aufarbeiten
In dem FPÖ-Bericht von 15 Autoren sollten Antisemitismus-Vorwürfe und die Beziehungen der FPÖ zum rechtsextremen Lager aufgearbeitet werden. Die Partei hält sich nach einer anfänglichen Nähe zum Nationalsozialismus nun für eine Partei wie jede andere. Das sahen Reiter, Rathkolb und der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW), Gerhard Baumgartner, ganz anders. "Nicht Leugnung ist die neue Strategie, sondern Relativierung", sagte Reiter.
Anlass des FPÖ-Berichts vom Dezember 2019 war die Liederbuch-Affäre von Anfang 2018. Damals war in der Burschenschaft Germania ein Liederbuch entdeckt worden, das den Holocaust verharmloste.
Führendes Mitglied der Burschenschaft war ein FPÖ-Landespolitiker, der von seinen Ämtern zurücktrat, inzwischen aber in die Politik zurückgekehrt ist. Die FPÖ spielt in Österreich seit Jahrzehnten eine maßgebliche Rolle. Die Partei kritisiert die Zuwanderung und pflegt enge Kontakte zu deutschnationalen Burschenschaften. © dpa
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