- Herbert Kickl ist am Samstag zum Parteichef der FPÖ in Österreich gewählt worden.
- Er gilt als Scharfmacher und sieht sich selbst als Vertreter vor allem des einfachen Volkes.
- Kickls Aufgabe: die Rechtspopulisten zu alter Stärke führen - doch eine FPÖ-Regierungsbeteiligung wird mit seiner Wahl schwieriger.
An der Spitze der rechten FPÖ in Österreich steht künftig der für seine scharfe Rhetorik bekannte
Der FPÖ-Fraktionschef gilt als langjähriger Chefdenker der Rechtspopulisten. Zuletzt stellte er sich an die Seite der Gegner der Corona-Maßnahmen. In seiner Rede verbreitete Kickl am Samstag Zuversicht: "Wir spielen auf Sieg", rief er den Delegierten zu. Zugleich nannte der in einer Arbeitersiedlung in Kärnten aufgewachsene Kickl die Achtung vor dem einfachen Bürger eine zentrale Lebensweisheit. "Einfache Leute sind einfach, aber sie sind nicht dumm."
Nachfolge von Norbert Hofer
Kickl folgt
Kickl erneuerte erwartungsgemäß seine scharfe Kritik am ehemaligen Koalitionspartner ÖVP und deren Chef, Kanzler Sebastian Kurz. Die ÖVP sei aufgrund des wachsenden Rumorens in den Bundesländern wegen der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Kurz und Finanzminister Gernot Blümel in einer bedrohlichen Lage. Auch Kurz selbst sei nicht mehr ungefährdet, meinte Kickl.
Der neue FPÖ-Chef ist in seiner Partei nicht unumstritten. Vereinzelt traten Mitglieder nach der Nominierung des 52-Jährigen für das Spitzenamt aus der Partei aus. Sein Vorgänger Hofer war 2019 mit 98 Prozent der Stimmen gewählt worden. Mit seinen verbalen Attacken gegen Migranten und gegen den Islam spricht Kickl zwar die Kern-Klientel der FPÖ an, kann aber nach Meinung vieler Beobachter kaum Anhänger anderer Parteien für die Rechtspopulisten gewinnen.
Chance auf Regierungsbeteiligung auf Bundesebene schwindet
Mit Kickl als Parteichef scheinen zunächst alle Chancen der FPÖ auf eine Regierungsbeteiligung auf Bundesebene zu schwinden. Eine Neuauflage der ÖVP-FPÖ-Koalition gilt auch wegen der tiefen Kluft zwischen Kurz und Kickl als ausgeschlossen. Alle anderen Parteien wollen ohnehin nicht mit den Rechtspopulisten paktieren.
Die FPÖ war von 2017 bis 2019 in einer Koalition mit der konservativen ÖVP unter Kurz. Das Bündnis zerbrach an der Ibiza-Affäre, in der Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache anfällig für Korruption wirkte. Die FPÖ gehört seit Jahrzehnten zur politischen Landschaft in Österreich mit teils hoher Zustimmung bei Wahlen. International bekannt wurde sie vor allem durch die Auftritte des 2008 tödlich verunglückten Parteichefs Jörg Haider, der von 1986 bis 2000 an der Spitze der Partei stand. © dpa
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