Es ist das bevölkerungsreichste Land der Welt und eine der größten Volkswirtschaften mit vielen Chancen für Deutschland. Um diese besser zu nutzen, ist der Kanzler mit mehreren Ministern in Indien.
Auf großen Plakaten wurde
Scholz pocht auf Freihandelsabkommen
Zum Auftakt seines Besuchs in Neu-Delhi forderte Scholz auf einer Wirtschaftskonferenz "rasche Fortschritte und einen schnellen Abschluss" der Gespräche über ein Freihandelsabkommen. Seit 2007 sind Indien und die EU im Austausch. "Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, Herr Ministerpräsident, könnte das eher in Monaten als in Jahren klappen", sagte er an die Adresse des indischen Regierungschefs Narendra Modi.
Auch Wirtschaftsminister
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Die Verhandlungen waren 2013 eingefroren und 2022 wieder aufgenommen worden. Als große Hürden gelten der Automobil- und der Pharmasektor. Wer fertig montierte Pkw nach Indien einführt, zahlte dafür zuletzt je nach Größe des Fahrzeugs Aufschläge von bis zu 100 Prozent.
Die EU würde diese Hürden auf lange Sicht gern abschaffen. Indien sieht darin jedoch eine Gefahr für die heimische Produktion, auch durch ausländische Firmen, die – zum Teil abgeschreckt durch die hohen Zölle – indische Standorte aufgebaut haben.
In der Pharmabranche hakte es in der Vergangenheit besonders beim geistigen Eigentum. Noch schwieriger schätzt Habeck aber den Agrarsektor ein, in dem in Indien ein deutlich größerer Teil der Bevölkerung arbeitet als in Deutschland.
Wenn Indien seinen Markt komplett öffnen würde, würde dies für das Land erhebliche Verwerfungen auslösen. Habeck plädiert deshalb für ein begrenztes Abkommen, das zunächst nur den Industriebereich abdecken könnte.
30 Maßnahmen für mehr Fachkräfte aus Indien
Gesprochen wird bei dem Treffen aber nicht nur über Handelsabkommen, sondern auch über Fachkräfte. Knapp 140.000 Inder sind in Deutschland bereits sozialversicherungspflichtig beschäftigt und es sollen noch viele mehr hinzukommen. Das Kabinett hat Mitte Oktober 30 Maßnahmen beschlossen, um die Anwerbung von Fachkräften vom Pfleger bis zum IT-Experten zu erleichtern.
Während in Deutschland der Mangel an qualifiziertem Personal in vielen Branchen Wachstum und Fortschritt bremst, ist in Indien das Gegenteil der Fall.
Jeden Monat kommt eine Million vor allem gut ausgebildet Kräfte neu auf den Arbeitsmarkt der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt. Es gibt für sie aber nicht genug Jobs. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen digitale Visa, Deutschkurse und Jobmessen in Indien und die gezieltere Beratung indischer Studenten in Deutschland.
U-Boot-Produktion mit deutscher Beteiligung?
Neben der Wirtschaft geht es bei dem Gipfel auch um eine engere Kooperation im Sicherheitssektor. Indiens Streitkräfte sind derzeit zu einem Großteil mit russischen Waffen ausgerüstet. Die Bundesregierung würde gern daran mitwirken, das zu ändern.
"Und da Indien nun nicht in einer ganz friedlichen Region lebt, braucht es Waffen zur Selbstverteidigung, inklusive U-Boote", sagte Habeck an seinem ersten Besuchstag in Neu-Delhi. Konkret geht es derzeit vor allem um die Produktion von sechs U-Booten für die indische Marine, an der sich Thyssenkrupp Marine Systems gern beteiligen würde. Dazu gibt es eine erste Absichtserklärung, aber noch keine Entscheidung der indischen Marine.
Modi kommt gerade aus Russland zurück
Die engen Kontakte Indiens zu Russland sind dem Westen einerseits ein Dorn im Auge. Andererseits können sie aber auch nützlich sein – vor allem, wenn es um eine mögliche Vermittlung bei den Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs geht.
Die bot Ministerpräsident Modi gerade erst wieder beim Gipfel der Brics-Staatengruppe im russischen Kasan an. "Wir unterstützen vollständig die schnellstmögliche Wiederherstellung von Frieden und Stabilität", sagte er.
Da Indien das Humanitäre im Blick habe, sei das Land mit allen Seiten in Kontakt und auch künftig bereit, "jede Art von Unterstützung zu leisten", um den Krieg zu beenden. Dass Modi Gastgeber Putin in Kasan erneut mit einer innigen Umarmung begrüßte, dürfte in der Ukraine aber nicht gut angekommen sein. (dpa/ bearbeitet durch ras)
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