Hamburg (dpa) - Schon kurz nach den Anschlägen in den USA konzentrierten sich die Fahnder auf Hamburg. Drei der vier Piloten und mindestens sechs mutmaßliche Unterstützer gehörten zu der sogenannten Hamburger Zelle. Als Zentrale galt eine Wohnung in der Marienstraße 54 in Hamburg-Harburg.

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Die Piloten:

- Mohammed Atta, geboren am 1. September 1968 in Ägypten, gilt als Anführer der Terrorpiloten. Er soll eine der vier entführten Maschinen in den Nordturm des World Trade Centers gesteuert haben. Der Student Atta gründete an der Technischen Universität Hamburg-Harburg eine Islam-AG.

- Marwan Alshehhi, geboren am 9. Mai 1978, saß vermutlich als Pilot in der Maschine, die den Südturm des WTC traf. Der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammende enge Vertraute Attas kam 1996 mit einem Militärstipendium nach Deutschland.

- Siad Jarrah, geboren am 11. Mai 1975, war vermutlich Pilot der bei Pittsburgh auf unbewohntes Gebiet abgestürzten Maschine. Der Libanese begann 1996 in Greifswald einen Sprachkurs und studierte an einer Hamburger Fachhochschule Flugzeugbau.

Die mutmaßlichen und tatsächlichen Unterstützer:

- Mounir El Motassadeq, geboren am 3. April 1977, Student aus Marokko, war mit den drei Hamburger Todespiloten eng befreundet. Unter dem Vorwurf, die Gruppe logistisch unterstützt zu haben, wurde Motassadeq am 28. November 2001 festgenommen. Das Oberlandesgericht in Hamburg verurteilte ihn am 19. Februar 2003 im weltweit ersten Prozess um die Terroranschläge wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 3000 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 15 Jahren Haft. Im März 2004 wurde das Urteil vom Bundesgerichtshof aufgehoben. Danach folgten mehrere weitere Prozesse, bis ihn der 7. Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts 2007 letztlich doch zu 15 Jahren Haft verurteilte.

- Abdelghani Mzoudi, geboren am 6. Dezember 1972, stammt aus Marokko. Am 10. Oktober 2002 wurde er in Hamburg verhaftet. Er soll zu der Gruppe um Atta enge Beziehungen unterhalten und sie logistisch unterstützt haben. Von August 2003 an musste er sich vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht wegen Beihilfe zum Mord in 3066 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Im Februar 2004 wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

- Ramzi Binalshibh, geboren am 1. Mai 1972, wurde am 11. September 2002 - genau ein Jahr nach den Anschlägen - in Pakistan festgenommen und kam in amerikanische Haft. Der als «Bankier» geltende Helfer der Todespiloten hatte sich kurz vor den Attentaten aus Hamburg abgesetzt. Wahrscheinlich sollte der Jemenit als fünfter Entführer an Bord der in Pennsylvania abgestürzten Maschine gehen. Er muss sich vor einem US-Militär-Sondergericht im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba verantworten.

- Mohammed Haidar Zammar, Deutsch-Syrer, gilt als Statthalter Bin Ladens in Hamburg und als Kontaktperson der Attentäter. Der als Kfz-Schlosser in Hamburg lebende Zammar soll mehrere Mitglieder der Hamburger Zelle zur militärischen Ausbildung in Lager der El Kaida in Afghanistan vermittelt haben. Nach vorübergehender Festnahme verschwand Zammar Ende Oktober 2001 nach Marokko, wo er verhaftet und an Syrien ausgeliefert wurde. Dort wurde er 2007 nach Angaben der Nationalen Organisation für Menschenrechte wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Muslimbruderschaft zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

- Said Bahaji, geboren am 15. Juli 1975 in Haselünne (Niedersachsen), gehört wahrscheinlich zu den engsten Vertrauten Attas und wird als Cheflogistiker der Hamburger Gruppe bezeichnet. Der Sohn einer Deutschen und eines Marokkaners studierte an der TU Harburg Elektrotechnik. Kurz vor den Attentaten verschwand er möglicherweise nach Pakistan. Er wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nach jüngsten Berichten soll er für die Al-Kaida Propaganda-Videos erstellen.

- Zakariya Essabar, geboren am 3. April 1977, kam 1997 aus Marokko nach Deutschland, besuchte in Köthen (Sachsen-Anhalt) eine Fachhochschule und studierte ab 1998 in Hamburg Medizintechnik. Er war möglicherweise als Ersatzmann für Binalshibh vorgesehen. Er bekam jedoch kein Visum für die USA.

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