In spätestens einem Monat will der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz entscheiden, ob er mit einer eigenen Liste antreten wird. Die Unterstützung hätte er bereits, Ziel wäre eine Schwarz-Blaue Regierung zu verhindern.
"Es ist eine Option, die ich mir genau überlegen muss", sagte Peter Pilz am Mittwoch im ZIB2-Interview mit Tarek Leitner auf die Frage, ob es denn nun eine eigene "Liste Peter Pilz" bei den Nationalratswahlen am 15. Oktober geben werde.
Die Überlegungen dazu kamen auf, als bekannt wurde, dass der langjährige Grünen-Politiker bei der Stichwahl für die Bundesliste der Grünen gegen Julian Schmid verlor.
Pro Pilz-Bewegung: Tausende Mails, unzählige Anrufe
"Seit Sonntag gibt es eine Bürgerbewegung, mit der ich nicht gerechnet habe", sagte Pilz im Interview. Er habe bereits Tausende Mails und unzählige Anrufe bekommen, die ihn dazu ermuntern würden anzutreten.
Pilz: "Viele haben die Nase voll vom alten Politischen System und leider ist meine alte Partei auch eine alte Partei geworden."
Ausschließen möchte er einen Antritt auf keinen Fall: Wenn eine Chance bestünde mit einer Bewegung eine Mehrheit und Regierung von ÖVP und FPÖ zu verhindern, so wäre es eine große Verantwortung vor der er sich nicht drücken werde.
Endgültig entscheiden möchte er sich "in drei bis vier Wochen." Zunächst stehe für ihn aber der Eurofighter-Ausschuss im Mittelpunkt.
Pilz sieht bewusste Schwächung durch den Grünen Kongress
Warum er es mit seinem Beharren auf dem vierten Listenplatz bei den Grünen überhaupt auf den Eklat habe ankommen lassen? "Nicht viele Abgeordneten stehen in einer Auseinandersetzung mit einem der größten Rüstungskonzerne der Welt. Dazu brauche ich die volle Unterstützung meiner Partei. Wenn man aber Gefahr läuft scheibchenweise demontiert zu werden, so ist das eine Schwächung", kommentierte Pilz die Abstimmung beim Grünen Kongress in Linz.
Er habe zuvor eine Bitte an den Kongress gerichtet, nämlich ihm ein starkes Mandat zu geben. Dass er es nicht bekommen habe, sei eine Enttäuschung gewesen, aber: "Ich respektiere sie und ziehe meine Konsequenzen."
Gegen politischen Islam
kämpfen
Wie eine eventuelle Liste Pilz aussehen könnte? Hierzu hat der 63-Jährige klare Ziele: "Wir brauchen einen Pragmatismus jenseits der Parteienwirtschaft. Die letzten Jahre waren Jahre in denen Schwarze und Rote Betonfronten für pragmatische Politik keinen Platz mehr haben lassen."
Er wolle die Ängste der Menschen ernst nehmen und gegen einen politischen Islam kämpfen, wie er betonte. "Wir versuchen Österreich zu verändern", meinte Pilz - was bereits verdächtig nach Wahlkampf klang.
Er habe stets versucht die Politik zu verändern, sagte er und erwähnte etwa die Integration von Bundespräsident Alexander Van der Bellen damals als Grünen-Mitglied sowie die Verhandlungen mit Wolfgang Schüssel anno 2003 ins Rennen, wobei er stets gegen Fronten kämpfte.
Auch diesmal wollte er mit dem Kopf durch die Wand, doch: "Diesmal war die Wand nur aus Beton." Es sei ein schwieriger Abschied, den er sich nicht gewünscht habe, da er mit Ulrike Lunacek einen gemeinsamen Wahlkampf für die Grünen führen wollte.
Nun wird es wohl der Wahlkampf seiner eigenen Liste sein, den er im Herbst führen dürfte.
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