Ein EU-Austritt ohne Abkommen hätte für die Briten Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche. Es könnte auch zu Engpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten kommen. Insofern trifft London Vorkehrungen.

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Die britische Regierung will für den Fall eines ungeregelten Brexits Medienberichten zufolge Schiffe für die Versorgung mit Nahrungs- und Arzneimitteln chartern. Auf diese Weise wolle man ein mögliches Chaos durch neue Zollkontrollen im Ärmelkanal verhindern, berichtete die "Financial Times" am Mittwoch.

"Wir bleiben zuversichtlich, dass wir noch ein Abkommen mit der EU erreichen", teilte das Verkehrsministerium in London auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Aber es ist nur vernünftig, wenn sich Regierung und Industrie auf eine Reihe von Szenarien vorbereiten."

Bei einem "No Deal" könnte sich die Route zwischen Dover und Calais schnell zum Nadelöhr entwickeln, berichtete Kabinettschef David Lidington laut "Financial Times". Es seien durch Kontrollen auf französischer Seite dann für ein halbes Jahr wohl nur noch 12 bis 25 Prozent der normalen Kapazität verfügbar, sagte er demnach im Kabinett.

Als Alternative sollen gecharterte Schiffe auf weniger frequentierten Routen verkehren und andere britische Häfen anlaufen. Neben Lebensmitteln und Medikamenten könnten auch Pkw-Teile an Bord sein. Die Autobauer in Großbritannien fürchten Lieferengpässe.

Premierministerin Theresa May steht von mehreren Seiten unter Druck, auch in der eigenen Partei. Brexit-Hardliner hatten ihr in den vergangenen Tagen schon wieder mit einer Revolte gedroht. Für Mittwochabend war daher ein Treffen der Regierungschefin mit einflussreichen Tories geplant, wie Downing Street bestätigte.

Mays Widersacher waren bereits öffentlich wegen ihrer Wortwahl scharf kritisiert worden. So hatten sie die Regierungschefin unter anderem vor dem Betreten einer "Todeszone" gewarnt.

Großbritannien will sich Ende März 2019 von der Europäischen Union trennen. Wann die Brexit-Verhandlungen fortgesetzt werden, ist nach Angaben vom Mittwoch immer noch unklar.  © dpa

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