Bundesinnenministerin Nancy Faeser hält Anfeindungen in der Kommunalpolitik für einen zentralen Grund, warum Frauen dort unterrepräsentiert sind. Hass und Hetze hätten insbesondere bei Frauen dazu geführt, "dass sie ihre Ämter als Bürgermeisterinnen aufgegeben haben", sagte die SPD-Politikerin am Freitag im Rahmen einer Kommunalkonferenz der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin.

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"Ich glaube schon, (...) dass Frauen oft sensibler auf die Frage reagieren: Was macht das eigentlich mit meiner Familie?", begründete Faeser ihre Einschätzung. Als Bürgermeisterin in der Öffentlichkeit beschimpft zu werden, sei das eine. "Aber das andere ist ja: Man ist vor Ort. Jeder weiß, wo man wohnt. Jeder weiß, wo die Kinder zur Schule gehen."

Die Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik bezeichnete die Innenministerin als entsetzlich. "Wenn wir überlegen, dass nur neun Prozent aller Kommunen von einer Frau geführt werden, dann ist es doch sehr unterentwickelt."

Als weitere Gründe dafür nannte sie Veranstaltungen, die abends stattfinden: "Das ist Familienzeit oftmals. Und die Bereitschaft, das in Samstagvormittage zu legen, ist überschaubar in der Kommunalpolitik." Außerdem würden Frauen in Deutschland nach wie vor häufiger die Care-Arbeit übernehmen, sich also eher um Kinder in der Familie kümmern oder um pflegebedürftige Angehörige. Auch in der Kommunalpolitik gebe es zudem männliche Netzwerke, die dafür sorgten, dass Männer eher in Führungspositionen kämen.  © dpa

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