Im Jänner 2014 kehrte Frank Stronach nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Nationalratswahl der Politik den Rücken. Jetzt will er mit seinem Team Stronach plötzlich doch wieder bei den Landtagswahlen 2015 antreten. Zur Bundespräsidentenwahl 2016 hat sich Stronach zwar noch nicht geäußert, die Website stronach2016.at ließ sich die Partei offenbar schon reservieren.

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Wer ist er?

Vom Werkzeugmacher zum Milliardär: Geboren wurde der Großindustrielle Frank Stronach 1932 unter dem weitaus weniger klangvollen Namen Franz Strohsack in der Nähe von Weiz in der Steiermark. Nach seiner Ausbildung wanderte er 1954 nach Kanada aus und gründete dort eine Werkstatt für Kfz-Bauteile. Aus diesem Unternehmen entwickelte sich der Großkonzern Magna International mit heute mehr als 90.000 Mitarbeitern. Nach ersten, erfolglosen Gehversuchen in der kanadischen Politik gründete Stronach 2012 in Österreich die Partei Team Stronach. Mit dem erhofften Bundeskanzleramt wurde es allerdings nichts: Das Team Stronach konnte nicht einmal 6 Prozent der Wählerstimmen sammeln. Frank Stronach zog zwar ins österreichische Parlament ein, legte sein Mandat aber nach nur vier Monaten und zwei Sitzungen zu Beginn des Jahres 2014 nieder und kündigte an, seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Kanada zu verlegen. Wenige Monate später erklärte Stronach überraschend, dass das Team Stronach 2015 bei drei Landtagswahlen antreten wolle.

Hat er das Zeug zum obersten Staatsmann?

Der amtierende Bundespräsident Heinz Fischer bezeichnete Stronach einst als "bunten Vogel". Staatsmännische Gelassenheit, honoriges Auftreten und beschwichtigende Gesten sucht man bei Frank Stronach in der Tat vergeblich. Der 82-Jährige gilt als cholerischer Machtmensch. Als Leiter eines Großkonzerns verfügt er aber immerhin über Erfahrung auf dem internationalen Parkett und Verbindungen in höchste Kreise. Für den Magna-Konzern in unterschiedlichen Positionen tätig waren unter anderem schon Ex-Kanzler Franz Vranitzky und Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser.

Welche Positionen vertritt er?

Aufsehen erregte Stronach mit seiner Forderung nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe für "Berufskiller". Außerdem sollten Politiker nach amerikanischem Vorbild maximal einmal wiedergewählt werden dürfen. Das Amt des Bundespräsidenten hält Stronach interessanterweise für verzichtbar. Eine Steuer-Flatrate und mehr Anreize für Investoren stehen ebenso auf Stronachs Agenda wie die Wiedereinführung von Studiengebühren. Zudem sollte jedes EU-Land seinen eigenen Euro haben, EU-Hilfen für verschuldete Staaten gäbe es unter Stronach ebenfalls nicht mehr.

Wie medientauglich ist er?

Legendär ist Stronachs Interview in der Zeit im Bild im Jahr 2012, als er einen zehnminütigen Monolog hielt und Moderatorin Lou Lorenz-Dittelbacher kaum zu Wort kommen ließ. Bei den Fernsehduellen zur Nationalratswahlen 2013 antwortete Stronach oft wirr und offenbarte große Lücken in der Kenntnis seines eigenen Parteiprogramms. Der Österreichische Journalistenverband fordert zum Interviewboykott gegen Stronach auf, da dieser die Pressefreiheit nicht respektiere. Unter anderem verlange Stronach, dass Journalisten sich vor jedem Interview schriftlich verpflichten, ihm sämtliche Texte vor Veröffentlichung zur Genehmigung vorzulegen.

Wie stehen seine Chancen?

Das Team Stronach erreicht bei Umfragen derzeit gerade einmal ein Prozent, Frank Stronach selbst hat im APA/OGM-Vertrauensindex seit jeher einen der hintersten Plätze abonniert. Sollte Stronach also tatsächlich nächstes Jahr seinen Wohnsitz von Kanada in die Hofburg verlegen wollen, stehen seine Chancen wohl schlecht.

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