Nach fast 60 Jahren ist Frank Stronach aus seiner Wahlheimat Kanada zurückgekehrt, um mit einer eigenen Partei den heimischen Politikbetrieb aufzumischen. Doch wer ist dieser lautstarke Milliardär eigentlich, und was genau will er in Österreich verändern? Ein Portrait.

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Frank Stronach ist ein begeisterter Selbstdarsteller. Mit seiner Version des uramerikanischen Traums möchte der Austro-Kanadier bei der nächsten Nationalratswahl die Herzen der Österreicher erobern. 1932 in der Steiermark als Franz Strohsack geboren, zog es den gelernten Werkzeugmacher mit 22 Jahren nach Kanada. Da hatte er laut eigener Aussage gerade mal 200 Dollar in der Tasche.

Einmal über den großen Teich, fand Franz Strohsack zunächst einen Job in einer Krankenhausküche als - Wie könnte es anders sein? - Tellerwäscher. Allerdings hatte Frank Stronach, wie er sich jetzt nannte, im rechten Moment den richtigen Riecher. Die Regierung verpflichtete Autohersteller dazu, in Wägen für den kanadischen Markt auch einen bestimmten Prozentsatz von in Kanada produzierten Teilen zu verbauen. Stronach mietete eine Garage und legte los - mit der Produktion von Autoteilen.

Aus der Garage wurde Magna International Inc. und aus Stronach ein wohlhabender Mann. 2010 verkaufte er einen Großteil seiner Anteile und wurde noch ein gutes Stück reicher; "Forbes" führt ihn derzeit auf Rang 1.015 der reichsten Menschen weltweit.

Privat gilt Stronachs Leidenschaft Pferderennen und Fußball. Von 1999 bis 2005 amtierte er als Präsident der Bundesliga und unterstützte sowohl den FK Austria Wien sowie den SC Wiener Neustadt als Sponsor. Zwischenzeitlich betätigte er sich auch als Kunstmäzen, und die TU Graz ernannte ihn zum Honorarprofessor mit Lehrbefugnis für das Fach "Praktische Unternehmensführung".

Nach wie vor ist Stronachs Wille zur Veränderung ungebrochen. Jetzt drängt er also in die Politik, präsentiert sich als Mann des Volkes. Standhaft, redlich und das Wohl der Wähler als oberste Priorität. Er, der für die Einträglichkeit harter Arbeit steht: "Die meisten haben noch nie Schmutz unter den Fingernägeln gehabt."

Seine Partei hat Stronach mittlerweile vorgestellt: "Team Stronach für Österreich". Diese soll im kommenden Jahr zur Nationalratswahl antreten. Auch wenn es noch immer kein Parteiprogramm gibt, ist der Namensgeber um klare Aussagen nicht verlegen: Er lehnt den Euro als Einheitswährung in seiner aktuellen Form strikt ab. Zwar sei er für ein starkes Europa, aber "Schulden sind schlecht. Jeder Bauer weiß, dass er, wenn er mehr ausgibt als er einnimmt, seinen Bauernhof verliert."

Auch mit Schuldzuweisungen hält Stronach nicht hinter dem Berg. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei entweder "dumm oder sie spielt bei den Banken mit".

Aus seinen Reden blitzt dieselbe Bauernschläue, die ihm einst zum wirtschaftlichen Erfolg verholfen hat. Gerade damit könnte er bei den Wählern ankommen. Stronach, der Milliardär, könnte sich mit seinen 80 Jahren zur Ruhe setzen; er hat mehr zu verlieren als zu gewinnen.

Das wiederspräche aber seiner Natur. Einer wie Stronach hat nicht einfach irgendwann genug, sondern sucht stets nach neuen Herausforderungen. Bereits Ende der 1980er Jahre war er in der kanadischen Provinz Ontario für die Liberale Partei angetreten, scheiterte allerdings.

Auf der anderen Seite des Atlantiks soll es nun im zweiten Anlauf endlich etwas werden mit der Politiker-Karriere. Er wäre sonst ein Unvollendeter. (lug)

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