Die Flüchtlingskrise löst in der österreichischen Bevölkerung gemischte Gefühle aus. Viele sind vor allem mit dem Vorgehen der EU unzufrieden.

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Der Großteil der Österreicher ist mit dem Umgang der Politik mit der aktuellen Flüchtlingssituation unzufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle IMAS-Report.

© IMAS International

Insgesamt verknüpfen die Österreicherinnen und Österreicher mit der Flüchtlingskrise in einer Spontanassoziation vor allem Gefühle der Ohnmacht und Überforderung, gefolgt von Mitgefühl.

Hauptaspekt ist neben der großen Anzahl an Flüchtlingen auch der Eindruck von armen und bemitleidenswerten Menschen aus Kriegsgebieten. Ergänzt wird dieses Meinungsklima durch Ängste, beispielsweise vor Kriminalität und Gewalt.

Ungewissheit bereitet Sorge

Sorge bereitet den Österreichern vor allem die Ungewissheit, wie viele Flüchtlinge noch kommen werden.

Befürchtungen gibt auch es hinsichtlich der Situation am Arbeitsmarkt. 73 Prozent rechnen eher oder definitiv mit negativen Auswirkungen. Insgesamt 10 Prozent gegen von einer positiven oder eher positiven Entwicklung aus.

Vielfalt der Kulturen: Gefahr oder Bereicherung?

Eine Vielfalt der Kulturen sehen zwei Drittel der Bevölkerung eher als Gefährdung denn als Bereicherung (18 Prozent). 16 Prozent stehen der Frage neutral gegenüber.

Die unterschiedlichen Aspekte prüften die Forscher in einem sogenannten Split-Ballot-Experiment: Eine Hälfte bekam eine Frage über das Wohlbefinden von "Kriegsflüchtlingen" gestellt, die andere Hälfte wurde zum Wohlbefinden von "Asylanten" befragt. Trotz der Verwendung unterschiedlicher Begriffe zeigten sich in den jeweiligen Gruppen kaum unterschiedliche Meinungsbilder.

Vorgehen der EU wird bemängelt

Vor allem mit der Politik geht die Bevölkerung hart ins Gericht: 69 Prozent der Österreicher sind eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden mit dem Umgang der Politik mit diesem Thema.

Dabei wird allerdings deutlich zwischen EU-Politik und der nationalen Ebene unterschieden: Die EU steht in den Augen der Bevölkerung deutlicher unter Zugzwang, etwas für die Verbesserung der Flüchtlingssituation zu unternehmen.

In der Frage der Unterbringung sind sich die Österreicher unsicher: Sowohl kleinere Unterkünfte als auch größere Heime sollten verwendet werden.

Einige würden selbst Flüchtlinge aufnehmen

Für rund die Hälfte ist es ein Problem, wenn Flüchtlinge in der Nähe des eigenen Wohnorts untergebracht werden. Rund 4 Prozent der Bevölkerung könnten sich vorstellen, Flüchtlinge auch zu Hause in den eigenen vier Wänden aufzunehmen.

Ein klares Meinungsbild herrscht vor allem bei den Maßnahmen zur Lösung der Flüchtlingskrise: Eine Registrierung der Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen befürworten 73 Prozent "voll und ganz", bei Grenzkontrollen in Österreich sind es 64 Prozent und bei verpflichtenden Quoten innerhalb der EU 61 Prozent.

Asylschnellverfahren an der Grenze und Lösungsansätze in den Krisenherden wie Syrien werden von jedem zweiten Österreicher voll und ganz unterstützt. Im Verhältnis 54 zu 38 spricht sich die Mehrheit auch für die Errichtung des aktuell viel diskutierten Grenzzauns aus (8 Prozent machten keine Angabe).

Für die Studie wurden von Mitte Oktober bis Anfang November 1.008 Personen ab 16 Jahren in Face-to-face-Interviews befragt. Die Quotaauswahl war statistisch repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.
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