Tausende Flüchtlinge drängen weiter Richtung Europa - die Lage an Österreichs Südgrenze und an der Grenze zu Deutschland ist weiter angespannt. Tausende Menschen mussten in der Kälte an der Grenze ausharren. Wir informieren Sie in unserem Ticker über die aktuellen Entwicklungen.
+++ Deutsche Polizei rechnet mit 6.500 Neuankömmlingen (17:20 Uhr) +++
+++ Regierung gibt aktuelle Asylwerber-Zahlen bekannt (16:50 Uhr) +++
+++ Peter Pilz (Grüne) fordert "Master-Plan der Regierung" (16:10 Uhr) +++
+++
+++ Bayerns Notunterkünfte sind überfüllt (12:30 Uhr) +++
17:50 Uhr: Am Grenzübergang Spielfeld befinden sich derzeit rund 3.500 Flüchtlinge. Laut einer Mitteilung der Polizei erfolgt die Weiterfahrt mit Bussen laufend. Die Lage seit Großteils ruhig, am Nachmittag kam es im Sammelzentrum an der slowenisch-österreichischen Grenze jedoch zu einem Handgemenge. Ein Polizist griff schlichtend ein und wurde dabei durch einen Faustschlag ins Gesicht leicht verletzt - ein Verdächtiger wurde festgenommen.
17:20 Uhr: In Bayern ist die Lage weiter angespannt. Die deutsche Polizei rechnet bis zum Abend mit 6.500 Neuankömmlingen - das sind ebenso viele wie am Vortag. Die Lage hat sich durch das Wetter weiter verschärft, inzwischen hat Sprühregen eingesetzt und die Wetterverhältnisse sind schlechter geworden. Die Polizei ist damit beschäftigt, die Unterkünfte im Tagesverlauf so rasch wie möglich zu räumen, ehe weitere Flüchtlinge an der österreichisch-deutschen Grenze ankommen. Die Menschen könnten schließlich erst aus der Kälte geholt werden, wenn in den Unterkünften Platz frei geworden sei, betonte der Sprecher.
Bereits 63.000 Asylanträge gestellt
16:40 Uhr: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat die aktuellen Asylwerber-Zahlen bekannt gegeben. Das berichtet die APA. Demnach wurden in den vergangenen Tagen die höchste Zahl an Anträgen gestellt, die jemals registriert wurde. "Österreich ist nicht nur Transitland, sondern auch Zielland. So wurden gestern 580 Asylanträge und vorgestern 560 Asylanträge gestellt - so viel wie noch nie zuvor an einzelnen Tagen", sagte Mikl-Leitner in Salzburg. Insgesamt wurden in diesem Jahr 63.000 Asylanträge gestellt, 2014 waren es rund 28.000. "Auf die Bevölkerungszahl umgelegt haben wir hier eine noch höhere Belastung als Deutschland," erklärte Mikl-Leitner die aktuelle Situation. Zudem würde für rund 60.500 Flüchtlinge die Grundversorgung sichergestellt.
Peter Pilz fordert "Master-Plan"
16:10 Uhr: Der Sicherheitssprecher der Grünen, Peter Pilz hat am Donnerstag einen "Master-Plan der Regierung" gefordert. Die Regierung müsse an einem "Asyl-Leitsystem" für Österreich festhalten, durch das Flüchtlinge weiter an der Grenze geordnet übernommen werden und dann entweder in winterfeste Quartiere oder in Zielländer weitergebracht werden. Stacheldrähte hätten an den Grenzen nichts verloren. Außerdem sprach er sich für mehr Hilfe vor Ort aus und einen Beitrag der USA zur Flüchtlingshilfe. Die Vereinigten Staaten seien einer der Haupttäter in Syrien und würden besondere Verantwortung tragen.
15:30 Uhr: In Oberösterreich ist ein Busfahrer vorübergehend festgenommen worden: Der Kärntner fuhr anscheinend versehentlich mit einem Reisebus voller Flüchtlinge rund 200 Meter auf deutsches Staatsgebiet. Das meldet die "Kleine Zeitung".
Drei Busse seien im Konvoi nach Schärding gefahren. Bei einer Kreuzung sei der Fahrer des letzten Busses falsch abgebogen und habe sich auf einer schmalen Straße wiedergefunden, auf der ihn ein deutscher Polizist angehalten habe. Dem Kärntner wurde Schlepperei vorgeworfen - die Polizei nahm ihn dem Bericht zufolge drei Stunden fest. Die Flüchtlinge wurden demnach von den deutschen Behörden übernommen.
Mikl-Leitner will nicht am "Zaun" festhalten
14:24 Uhr: In der Diskussion um die Sicherung an den Grenzen will Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nicht an dem Begriff "Zaun" festhalten. Es gehe "jetzt nicht um Worte, sondern um Taten". Sie könne zwar "den humanitären Mehrwert eines Sperrcontainers gegenüber einem Sperrzaun nicht erkennen, aber wenn es sicherheitstechnisch möglich ist, auf das Wort 'Zaun' zu verzichten, dann soll es mir recht sein", sagte die Ministerin der Austria Presse Agentur (APA). Ziel sei es, "gefährliche Situationen für Frauen und Kinder" in dichtem Gedränge an den Grenzübergängen zu entschärfen.
13:51 Uhr: Auf der Balkan-Route durch Kroatien, Slowenien und Österreich Richtung Deutschland sind weiter Tausende Flüchtlinge unterwegs. In Slowenien sind in der Nacht zum Donnerstag mehr als 5.000 Flüchtlinge aus Kroatien eingetroffen, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA meldet. Am Mittwoch waren es knapp 10.000.
Seit Ungarn Mitte des Monats seine Landgrenze zu Kroatien mit einem Sperrzaun abgeriegelt hat, sind 102.757 Menschen auf der Balkan-Route durch Slowenien gekommen. Das kleine Land leitet sie zur österreichischen Grenze weiter. In Kroatien trafen in der Nacht zum Donnerstag 2.861 Migranten aus Serbien ein, wie das Innenministerium mitteilte. Am Vortag waren es mehr als 6.300 gewesen.
13:11 Uhr: Auch Federica Mogherini warnt vor einem "Zerfall" Europas, sollten die Staaten keine gemeinsame Lösung für die Flüchtlingskrise finden. Sollten sich die Europäer mit nationalen Antworten auf ein europäisches Phänomen zufriedengeben, "wird sich die Krise verschlimmern", sagte die EU-Außenbeauftragte der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore" vom Donnerstag. Sie fürchtet "Kettenreaktionen in der öffentlichen Meinung und der nationalen Regierungen".
Es kommen Tausende an; Bayerns Notunterkünfte sind überfüllt
12:30 Uhr: Auch am Donnerstag werden an der slowenisch-österreichischen Grenze tausende Flüchtlinge erwartet. Derzeit befinden sich in der Erstversorgungsstelle in Spielfeld rund 3.000 Personen - die Lage ist derzeit ruhig. Auch an der Grenze zu Deutschland ist der Flüchtlingsstrom ungebrochen. Die Notquartiere im Raum Passau sind komplett gefüllt. "Die wichtigste Aufgabe lautet jetzt, die Hallen wieder zu räumen, um Kapazitäten für die Flüchtlinge zu schaffen, die heute ankommen", sagte der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Freyung, Heinrich Onstein am Vormittag. In größeren Hallen wurden rund 2.500 Menschen versorgt - hinzu kommen zahlreiche kleinere Notquartiere, in denen sich jeweils mehrere Hundert Migranten aufhalten.
Heinz Schaden: "lebensbedrohliches Gedränge in Spielfeld"
11:45 Uhr: Die Pläne der Regierung, an den Grenzen technische Sicherungen zu erreichten, werden auch in Salzburg angenommen. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) befürwortet die Maßnahmen. "Wer die Bilder aus Spielfeld in den letzten Tagen gesehen hat, der kann nur sagen: Das war dringend notwendig. Für mich war das fast schon lebensbedrohliches Gedränge", sagte Schaden. Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sprach sich für die Maßnahmen aus.
11:21 Uhr: Die FPÖ setzt ihre Linie in der Flüchtlingspolitik fort: "Faymann, Mitterlehner und Co. dürfen nicht einen unüberwindbaren Zaun rund um die 400.000 österreichischen Arbeitslosen bauen. Diesen Menschen muss in erster Linie der Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht und nicht nur das große Tor zum österreichischen Arbeitsmarkt für die Asylwerber geöffnet werden", forderte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl in einer Aussendung.
10:51 Uhr: Bei einem neuen Flüchtlingsdrama in der Ägäis sind womöglich Dutzende Menschen ertrunken. Drei Migranten, darunter zwei Kinder, waren am Mittwochabend bei dem Unglück vor der griechischen Insel Lesbos ums Leben gekommen. Nach Medienberichten vom Donnerstag sollen inzwischen weitere acht Leichen gefunden worden sein. Die Küstenwache und Fischer hatten in einer dramatischen Rettungsaktion 242 Menschen vor dem Ertrinken gerettet, 40 Menschen werden noch vermisst. Die Zahl der Toten könnte dramatisch steigen, hieß es.
Zäune sind "die falscheste Antwort"
10:41 Uhr: Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty Österreich, wiederholt seine Kritik an Grenzzäunen. In der "ZiB 24" sagte er, Zäune seien "die falscheste Antwort". Sollte Österreich sich von Slowenien abgrenzen, "wäre dies der allererste Grenzzaun innerhalb der EU", der zudem EU-Prinzipien wie der Reisefreiheit widersprechen würde, kritisierte Patzelt. Wer Zäune baue, müsse auch bereit sein, sie notfalls mit Schusswaffen zu verteidigen, sagte Patzelt. Er glaube aber nicht, dass die österreichische Regierung daran Interesse habe.
10:15 Uhr: Die Gewerkschafter der deutsche Polizei beklagen eine schwere Überlastung durch zusätzliche Aufgaben in der Flüchtlingskrise. Bei den Beamten, die an der Grenze im Einsatz seien, hätten sich Hunderttausende Überstunden angesammelt, sagte der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek. Der Vize-Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ernst Walter, sagte, Einsätze rund um Fußballspiele und Demonstrationen habe man herunterfahren müssen - es fehle schlicht das Personal.
09:50 Uhr: Unvermindert hoch ist die Zahl der Flüchtlinge an der Grenze zwischen Achleiten und Passau. Dort sind am Mittwoch rund 6.500 Migranten angekommen. Die Notquartiere für Flüchtlinge im Raum Passau sind komplett gefüllt - die Menschen hätten lange in der Kälte ausharren müssen.
3.500 Menschen in Spielfeld
09:30 Uhr: In der Nacht zum Donnerstag haben etwa 3.500 Menschen versucht am Grenzübergang Spielfeld nach Österreich zu kommen. Das berichtet der ORF. Für rund 300 Flüchtlinge war in beheizten Unterkünften kein Platz mehr, sie mussten die Nacht im Freien verbringen.
09:00 Uhr: Nachdem die Regierung am Mittwoch Maßnahmen zur "technische Sicherungen im Grenzbereich" vorgestellt hatte, betonte Werner Faymann im ORF erneut, dass es keine Grenzzäune geben werde. "Wer glaubt, Flüchtlingsfragen mit Zäunen zu lösen, ist auf dem falschen Dampfer", sagte der Bundeskanzler Werner Faymann in der "ZiB2".
Bei den geplanten baulichen Maßnahmen am Grenzübergang zu Slowenien in Spielfeld gehe lediglich um eine bessere Kontrolle. Dadurch komme aber kein einziger Flüchtling weniger. Das Problem sei nur durch ein Eindämmen des Bürgerkriegs in Syrien und an der EU-Außengrenze - zum Beispiel zwischen der Türkei und Griechenland - mit Aufnahmezentren zu lösen, betonte Faymann. Bis dahin gelte es unter anderem, den Flüchtlingen auf der Balkanroute genügend winterfeste Quartiere zur Verfügung zu stellen: "Damit im Winter niemand in der Kälte erfriert".
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.