Unzählige private Initiativen leisten neben den großen Organisationen wertvolle Beiträge in der Flüchtlingskrise: Sie sammeln Spenden, bieten Sprachkurse an, sorgen für Unterkünfte, Deutschkurse und bessere Betreuung. Zwei Menschen, die sich ganz individuell einsetzen, sind die Salzburger Künstlerin Lotte Ranft und der Einrad-Weltmeister Markus Pröglhöf.

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Lotte Ranft ist 77 Jahre alt, eine Salzburger Bildhauerin und Malerin, deren Bronzeskulpturen weit über Salzburg hinaus bekannt sind. Markus Pröglhöf ist Burgenländer, 20 Jahre alt, Sportstudent und Unicycling-Weltmeister 2012. Auf den ersten Blick verbindet die beiden wenig. Doch beide wollten nicht untätig bleiben und haben ihre ganz besonderen Fähigkeiten in den Dienst der Flüchtlingshilfe gestellt.

"Sie sind unglaublich dankbar"

Lotte Ranft hat im Flüchtlingswohnhaus der Diakonie ein offenes Atelier eingerichtet und arbeitet dort mit Asylwerbern aus etwa zehn verschiedenen Ländern. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin war einige Jahre als Lehrbeauftragte am Salzburger Mozarteum tätig. Ihre pädagogischen Fähigkeiten helfen ihr bei der Betreuung der Männer. Diese müssten nämlich ständig nur funktionieren, meint sie: aufräumen, Deutsch lernen, Behördenwege machen, warten.

Die psychische Belastung der Männer, die fern der Heimat und weit weg von ihren Familien einem ungewissen Schicksal entgegensehen und dabei keiner sinnvollen Beschäftigung nachgehen dürfen, werde wenig beachtet: "Alles, was sie bekommen, ist gebraucht. Bei mir bekommen sie etwas, das nur für sie ist. Das tut ihnen gut, und sie sind unglaublich dankbar", sagt Ranft.

Persönlicher Ausdruck durch künstlerische Betätigung war den meisten Flüchtlingen völlig fremd, und doch beteiligen sie sich aktiv und können so ihre eigene Geschichte sichtbar machen.

Etwa der syrische Ingenieur, der eine hochmoderne Brücke skizziert, die er in seiner Heimat gebaut hat und die er - wie die realen Bomben daheim - dann gleich wieder zerstört. "Dieses Atelier ist keine Schule, es gibt keinen Zwang, und wir produzieren auch keine Kunst", betont Ranft: "Hier ist einfach der Mensch wichtig."

Einrad lässt alles andere vergessen

Markus Pröglhöf, der erfolgreiche Trendsportler, ist eher zufällig zur Flüchtlingshilfe gekommen. Seine Schwester engagierte sich ehrenamtlich im Flüchtlings-Notlager in der Wiener Neustädter Arena Nova. Für ihn war schnell klar, dass er auch etwas tun wollte. Dass seine Einrad-Workshop aber ein solcher Erfolg werden würden, hatte er gar nicht erwartet: "Ich habe gedacht, die Leute brauchen bestimmt etwas anderes als ausgerechnet Einräder!"

Unicycling sei nicht einfach: "Das erlernt man nicht in ein paar Minuten. Man braucht Geduld und Ausdauer und muss alles immer wieder probieren, bis es schließlich klappt. Da muss man sich anstrengen, der ganze Körper ist ständig in Bewegung.

Beim Einradfahren gibt es keinen Leerlauf!," sagt Pröglhöf und hofft, dass er seinen Schützlingen auch seine sportliche Philosophie des "niemals Aufgebens" vermitteln konnte. Die Flüchtlinge waren jedenfalls glücklich über eine Beschäftigung, die sie ganz beanspruchte und die sie ihre Sorgen für ein, zwei Stunden vergessen ließ.

Das Engagement und die Motivation von Ranft und Pröglhöf könnten kaum unterschiedlicher sein. So führen gerade diese beiden Beispiele vor Augen, wie aus Menschlichkeit und Mitgefühl wertvolle Unterstützung für Kriegsflüchtlinge entsteht - persönliche Hilfe von Mensch zu Mensch.

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