Vereinzelt wollen Flüchtlinge in Österreich von sich aus in ihre Heimat zurückkehren. Die Meisten die dies tun, haben jedoch bereits einen negativen Asylbescheid erhalten.

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Laut dem österreichischen Innenministerium sind im vergangenen Jahr insgesamt 4.384 Asylwerber freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt. Dem stehen 3.040 zwangsweise Abschiebungen gegenüber. Den allermeisten freiwilligen Heimreisen ging ein negativer Asylbescheid voraus.

"Die Zahl jener, die ihren Asylantrag völlig von sich aus zurückgezogen haben, befindet sich im einstelligen Prozentbereich", erklärt Karl-Heinz Grundböck, der Sprecher des Innenministeriums. Er bezieht sich dabei auf die knapp viereinhalbtausend freiwilligen Rückkehrer.

Zahl der Rückkehrer nimmt zu

Insgesamt wurden vergangenes Jahr im Vergleich zu 2014 um 36 Prozent mehr Personen außer Landes gebracht. "In vielen Fällen sind die Personen von einer bevorstehenden Abschiebung bedroht", bestätigt Michael Hajek von der Caritas.

Die Hilfsorganisation bietet derzeit in Wien, der Steiermark, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg eine Rückkehrberatung an. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für Inneres sowie dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.

"Im Rahmen der Beratung wird den Klienten eine umfassende Perspektivenberatung angeboten. Bei einer Entscheidung für eine freiwillige Rückkehr erhalten sie eine Startunterstützung, die maximal 370 Euro beträgt. Und der Flug in ihr Herkunftsland wird finanziert", sagt Hajek, der als Koordinator bei der Rückkehrberatung tätig ist.

Auf die Flüchtlinge werde kein Druck ausgeübt. "Die Flüchtlinge entscheiden frei und ohne Zwang darüber, ob sie eine freiwillige Rückkehr in Anspruch nehmen möchten", sagt der Caritas-Mitarbeiter.

Den Gesichtsverlust vermeiden

Für viele dieser Menschen stellt eine Rückkehr in Würde die Alternative zu einer Abschiebung dar. Sie verbinden mit der Abschiebung nämlich einen Gesichtsverlust.

Michael Hajek nennt weitere Gründe: "Sie geben oft Enttäuschung über die Unterbringungssituation in Österreich oder die Trennung von ihren Familien an."

Die Gründe seien jedoch individuell äußerst unterschiedlich. Seit September 2015 kann die Caritas einen kontinuierlichen Anstieg bei der Inanspruchnahme der Rückkehrberatungen feststellen.

Auch das Innenministerium bestätigt, dass die Zahl der Rückkehrer seit einigen Monaten stärker ansteige. Gingen bisher die meisten in den Kosovo, nach Tschetschenien oder Serbien zurück, gab es in den letzten Wochen vor allem Flüchtlinge die in den Irak, den Iran und nach Afghanistan zurückkehrten.

Wenig Zustimmung von Herkunftsländern

Vergessen wird oft, dass viele Flüchtlinge bereits irgendwo in Österreich oder Deutschland untergetaucht sind und in keiner Statistik aufscheinen.

Der größte Teil der Flüchtlinge, die in den vergangenen Monaten nach Europa kamen, wird bleiben. Schon alleine deshalb, weil für eine Rückkehr die Zustimmung der Herkunftsländer notwendig ist.

Die afghanische Regierung beispielsweise sieht sich laut einem "Die Welt"-Artikel nicht verpflichtet, abgelehnte Asylwerber etwa aus Deutschland zurückzunehmen.

Zuvor müssten die Regierungen in Kabul und Berlin ein entsprechendes Abkommen beschließen, heißt es vom Sprecher des Flüchtlingsministeriums in Kabul, Islamuddin Dschurrat. Die Sicherheitslage und die wirtschaftliche Not zwinge Afghanen in bestimmten Provinzen zur Flucht.

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