Ab dem 1. August 2025 soll angeblich ein neues Gesetz alle Supermärkte dazu verpflichten, spezielle Abteilungen für Halal-Ernährung anzubieten. Das ist frei erfunden.

Behauptung:

  • Ein Gesetz schreibe ab 1. August 2025 allen Supermärkten vor, dass sie eine eigene Abteilung für muslimische Halal-Ernährung einrichten müssen.

Bewertung:

  • Falsch. Das Gesetz ist laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft frei erfunden. Produkte, die nach muslimischen Glaubensvorstellungen halal sind, werden seit Jahren angeboten; eigene Abteilungen plant keine der Supermarktketten, die auf eine entsprechende Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck antworteten.

Mehr als eine Million Mal wurden auf TikTok Beiträge gesehen, in denen behauptet wird, ab 1. August 2025 müssten alle Supermärkte per Gesetz eine eigene Abteilung für Halal-Ernährung einrichten. Als "halal" (Deutsch: erlaubt oder zulässig) werden Lebensmittel bezeichnet, die gläubige Musliminnen und Muslime konsumieren dürfen.

Unter den Beiträgen gibt es rassistische Kommentare, aber auch solche, die das angebliche Gesetz befürworten. Mehrere Nutzerinnen und Nutzer fragen zudem nach dem Wahrheitsgehalt des Beitrags: "Ist das echt?" Nein, es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass Halal-Abteilungen in Supermärkten eingerichtet werden müssen.

Tiktok-Screenshot, der suggeriert, dass jeder Supermarkt Halal-Lebensmittel verkaufen muss
Beiträge wie dieser kursieren seit Ende März auf TikTok. Die Meldung ist jedoch erfunden. © Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck

Zuständiges Bundesministerium dementiert angebliches Gesetz zu Halal-Abteilungen

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck teilten Rewe, Lidl und Kaufland mit, man kenne kein entsprechendes Gesetz oder Gesetzesvorhaben. Aldi verwies an den Handelsverband Deutschland, der die Anfrage wiederum an den Bundesverband Deutsche Lebensmittelhändler weiterleitete. Von dort hieß es, wie auch sinngemäß von sämtlichen anderen Stellen: "Nein, ein solches Gesetz ist uns nicht bekannt."

Laut Lebensmittelverband Deutschland kann es sein, dass einige Supermärkte ihren Kunden solche Angebote freiwillig machten, von einem Gesetz hat man aber auch dort nie gehört. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) schreibt: "Eine Kennzeichnungspflicht von Produkten, die den Kriterien von halal entsprechen und auf deren Grundlage eine mögliche Halal-Abteilung basieren könnte, existiert ebenfalls nicht und ist vom BMEL auch nicht geplant."

In Ländern wie Spanien oder Frankreich sei es üblich, dass nahezu jeder Supermarkt eine Halal-Abteilung habe, wird in dem Video ebenfalls behauptet. In manchen europäischen Ländern gibt es bei großen Supermarktketten tatsächlich teilweise eigene Halal-Fleischabteilungen. In einem französischen Medienbericht ist zu lesen, dass Supermarktketten in Frankreich speziell während des Ramadans eigene Halal-Abteilungen in den Mittelgängen platzieren.

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Der TikTok-Account, der die erfundene Meldung offenbar zuerst verbreitete, fällt häufig mit Desinformation auf. So verbreitete er etwa die Behauptungen, alle Bürgergeldempfänger bekämen 550 Euro Zuschuss für ein Fahrrad oder man bräuchte demnächst einen Führerschein für E-Scooter. Beides stimmt nicht. Auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck reagierte der Account nicht.

Verwendete Quellen

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