Angeblich prüft der Verfassungsschutz ein Verbot von blauen Herz-Emojis, heißt es im Netz. Accounts, die Inhalte über die AfD posten, verwenden das Emoji besonders häufig. Die Behauptung stimmt jedoch nicht.

"Bitte sagt, dass es ein Witz ist“: Dieser Kommentar reiht sich ein in Hunderte unter einem aktuellen TikTok-Beitrag. Die Behauptung: Der Verfassungsschutz prüfe ein Verbot von blauen Herz-Emojis in sozialen Netzwerken. Personen, die diesen nutzen, würden als Rechtsradikale gelten und Plattformen hätten die Anweisung bekommen, sie zu melden. Der Urheber des Videos nennt im Beitrag das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz.

Die Behauptung kursiert neben TikTok auch auf Reddit und mehrfach auf Facebook. Dort heißt es, der österreichische Verfassungsschutz prüfe das angebliche Verbot. Teilweise wird die Behauptung von Accounts verbreitet, die angeben, Satire zu verbreiten. Doch etliche Kommentare zeigen: Viele halten die Meldung für echt.

Weder deutscher noch österreichischer Verfassungsschutz prüfen Verbot

Die zuständigen Behörden in Deutschland und Österreich dementieren die Meldung. Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck schreibt Sebastian Rufer vom deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz: Weder spreche das Amt Verbote aus, noch prüfe es ein "Verbot von blauen Herz-Emojis“.

In Österreich ist die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst innerhalb des Bundesinnenministeriums für den Verfassungsschutz zuständig. Die Frage, ob der Verfassungsschutz in Österreich derzeit ein Verbot von blauen Herz-Emojis in sozialen Netzwerken prüfe und dass alle Nutzerinnen und Nutzer dieses blauen Herzens offiziell als rechtsradikal gelten, beantwortet Innenministeriums-Sprecher Patrick Maierhofer mit: "Nein“.

Und, dass Plattformen eine Anweisung erhalten hätten, solche Nutzer zu melden? Laut Andrea Rungg, Sprecherin bei TikTok, stimmt auch das nicht. Eine Anfrage an den Konzern Meta, zu dem Facebook und Instagram gehören, blieb bisher unbeantwortet (Stand: 31. Januar 2024).

Blaues Herz symbolisiert oft AfD-Nähe

Doch warum empören sich Nutzerinnen und Nutzer überhaupt über ein einfaches Emoji? Das blaue Herz-Emoji hat politische Symbolik. Accounts, die Inhalte über die AfD posten, verwenden es überdurchschnittlich häufig. Es dient als Erkennungszeichen für die AfD und ihre Anhänger, weil Blau die offizielle Farbe der Partei ist. Daten, die CORRECTIV 2020 auswertete, zeigen, dass auch Mitglieder von radikalen Organisationen wie der "Identitären Bewegung“ und einzelne Burschenschaften das blaue Herz verwenden.

Die Landesverbände der AfD in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden von den dortigen Verfassungsschutzbehörden als "gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Aktuell wird über ein Verbotsverfahren der AfD diskutiert. CORRECTIV berichtete zuletzt über ein geheimes Treffen am 25. November 2023 in Potsdam, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und Neonazis die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland besprachen.

Mehr aktuelle News

Verwendete Quellen

Über CORRECTIV

  • CORRECTIV ist ein gemeinnütziges, unabhängiges und vielfach ausgezeichnetes Recherchezentrum. Die investigativen Journalisten recherchieren langfristig zu Missständen in der Gesellschaft, wie dem Cum-Ex-Steuerraub oder illegaler Parteifinanzierung.
  • Eine eigene Faktencheck-Redaktion - CORRECTIV.Faktencheck - überprüft irreführende Behauptungen und Gerüchte in den sozialen Medien. Die Faktenchecker erklären, wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschmeldungen schützen können.
  • Immer freitags erhalten Sie die neuesten Faktenchecks zu Gerüchten im Netz direkt in Ihr Postfach: Abonnieren Sie hier den CORRECTIV Newsletter.
  • Wenn Sie auf mögliche Falschmeldungen oder Gerüchte stoßen, können Sie diese CORRECTIV.Faktencheck zur Überprüfung schicken — entweder über den CrowdNewsroom oder über WhatsApp an die +49-151-17535184.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.