• Das EU-Parlament hat Pflichtschulungen über Sexismus am Arbeitsplatz gefordert.
  • Bisherige Maßnahmen seine nicht genug, sagte die sozialdemokratische Abgeordnete Evelyn Regner.
  • Seit Beginn der #MeToo-Bewegung hatte es Debatten über den Umgang mit dem Thema gegeben.

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Das Europäische Parlament will mit verpflichtenden Schulungen für seine Abgeordneten gegen sexuelle Belästigung im eigenen Haus vorgehen. Die Schulungen müssten Pflicht werden, "weil offensichtlich freiwillige Maßnahmen nicht genug" seien, sagte die sozialdemokratische Abgeordnete Evelyn Regner am Donnerstag in Straßburg.

An den bislang freiwilligen Workshops zur Sensibilisierung über sexuelle Belästigung hätten bislang nur ein Viertel der 705 Abgeordneten teilgenommen, erläuterte Regner.

Im EU-Parlament gibt es immer noch Fälle sexueller Belästigung

Seit dem Beginn der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 gab es im EU-Parlament Debatten über den eigenen Umgang mit dem Thema. Trotz "bereits unternommener Anstrengungen" für eine Null-Toleranz-Politik gebe es "noch immer Fälle sexueller Belästigung im Europäischen Parlament", hieß es nun in der Entschließung, für die eine Mehrheit der Parlamentarier stimmte.

Demnach sollen auch Angestellte des Parlaments und alle dort "regelmäßig" Arbeitenden an solchen Schulungen teilnehmen. Unabhängige Experten wie Ärzte oder Therapeuten sollen stärker bei Beschwerden von Assistenten und Assistentinnen über Belästigungen eingebunden werden.

Es sei "ein offenes Geheimnis, dass sich in den Fluren dieses Hauses nicht alle Beschäftigten und Angestellten sicher fühlen", sagte der polnische Sozialdemokrat Robert Biedron. Auch die Grünen-Europaabgeordnete Terry Reintke wies auf Missstände hin. Probleme seien "heruntergespielt worden", und "dringend benötigte Maßnahmen" wie obligatorische Schulungen seien "immer noch nicht umgesetzt".

Bereits vor vier Jahren wurde Schulungspflicht gefordert

Bereits 2017 und 2018 hatten die Abgeordneten eine Schulungspflicht über Sexismus am Arbeitsplatz gefordert. Das letzte Wort hat jedoch das Präsidium der EU-Volksvertretung, zu der Parlamentspräsident David Sassoli, die Vizepräsidenten und weitere Abgeordnete zählen. Diese hatten sich bisher nicht für eine solche Pflicht entschieden.

Die #MeToo-Bewegung entstand 2017, als infolge der Vorwürfe gegen den Hollywoodmogul Harvey Weinstein über sexuelle Gewalt tausende Frauen auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter unter dem Schlagwort #MeToo (zu Deutsch: "Ich auch") über Erfahrungen von sexueller Belästigung oder Missbrauch berichteten. Daraus entstand weltweit eine Welle von Enthüllungen zu sexuellen Übergriffen in der Unterhaltungsbranche und darüber hinaus. (ari/afp)

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