Es ist am Dienstag das Topthema gewesen: Erwin Pröll hat nach zweieinhalb Jahrzehnten seinen Rücktritt angekündigt. Politiker zollten dem niederösterreichischen Landeshauptmann Respekt, manche nahmen den Tag aber auch zum Anlass für Kritik. Und im Netz ward ein neuer Hashtag geboren: #pröxit.
Von Dank über Bewunderung und Respekt bis hin zu Häme und Frisurenwitzen: Die Reaktionen auf den Rücktritt von Erwin Pröll hätten unterschiedlicher kaum sein können.
Bundeskanzler
ÖVP-Bundesparteichef und Vizekanzler
Mikl-Leitner hielt sich zurück
Diejenige, an die er voraussichtlich übergibt, hielt sich bedeckt: "Für mich steht heute der Respekt vor der Lebensleistung Erwin Prölls im Mittelpunkt", reagierte die Stellvertreterin und wohl zukünftige Landeshauptfrau
Innenminister
Häupl war überrascht
Kurz nach Prölls Ankündigung betonte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bei einer Pressekonferenz, dass er von Pröll "selbstverständlich" nicht vorab informiert worden sei. Er habe mit Pröll "sehr intensiv" seit 1988 über die Landesgrenzen hinaus zusammengearbeitet, und es sei "noch nicht richtig gesickert", dass Pröll nun als Gesprächspartner in dieser Form nicht mehr zur Verfügung stehen werde.
Glawischnig: Ära mit "Licht und Schatten"
"Mit Erwin Pröll verlässt eine große Persönlichkeit der österreichischen Nachkriegsgeschichte die politische Bühne", zollte Eva Glawischnig, Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen, dem scheidenden Landeshauptmann Respekt. "Seine Ära hatte Licht und Schatten. Pröll hat sein Bundesland mit machtvoller Politik vom Grenzland am eisernen Vorhang hin in die Mitte des modernen Europas geführt. Das ist anzuerkennen. Die Art und Weise, wie er seine Politik gemacht hat, ließ aber immer wieder Demokratiedefizite sichtbar werden. Mitsprache und Kontrolle hatten für ihn keine allzu große Priorität", bemängelt Glawischnig.
FPÖ: Pröll "amtsmüde"
"Nach so vielen Jahren in der Politik ist es nun einmal auch an der Zeit zu gehen", meinte der Klubobmann der FPÖ Niederösterreich, Gottfried Waldhäusl. Pröll habe vieles weitergebracht, aber in den vergangenen Jahren mehr als amtsmüde gewirkt. "Ihm sind viele Fehler unterlaufen, wodurch unsere Landsleute immer mehr auf die Verliererstraße abrutschen, so gesehen war es doch höchste Zeit für ihn, den Hut zu nehmen".
NEOS: "Niederösterreich ist frei!"
"Heute hat er sich endlich zu seinem Abgang durchgerungen. Und das ist gut so", kommentierte NEOS-Vorsitzender
Auf Twitter zitierte Strolz denn auch gleich noch Leopold Figl:
Ironische Kommentare zum "Pröxit"
Strolz war bei weitem nicht der einzige, der Prölls Rücktritt auf Twitter kritisch kommentierte. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache brauchte nicht einmal 140 Zeichen für seine Reaktion:
Und auch sonst ist das Netz voll von ironischen Kommentaren zu Prölls Rücktritt, häufig versehen mit dem Hashtag #pröxit.
Während eine Userin twitterte: "Ich war in meinem bisherigen Leben nur 2 Jahre und 22 Tage ohne einem Landeshauptmann Erwin Pröll. Fühle mich leer. Wie soll es weitergehen?", schien auch für die Gebrüder Mopeddie Welt auf den Kopf gestellt:
Ein großes Thema war immer wieder die Frisur des scheidenden Landeshauptmanns:
Volkstrauer nach Prölls Rücktritt? Auch das Thema griff die Twittergemeinde satirisch auf - etwa mit diesem Video von Trauerkundgebungen in Nordkorea:
Einen Rückzieher machte der Chefredakteur des "Falter", Florian Klenk: Das Blatt hatte zuletzt mit einem Bericht über angebliche Subventionen für Prölls Privatstiftung eine Welle der Kritik am Landeshauptmann ausgelöst. Als der nun seinen Rücktritt verkündete, meldete Klenk zunächst einen "Touchdown". Der Tweet ist inzwischen wieder gelöscht und Klenk gibt sich etwas vorsichtiger:
(af)
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