Die belgische EU-Ratspräsidentschaft hat die Entscheidung über ein heiß diskutiertes Naturschutzgesetz auf unbestimmte Zeit verschoben.
Eigentlich sollten die EU-Umweltminister am Montag über das Gesetz abstimmen, nun wurde das Thema von der Agenda gestrichen, wie die Ratspräsidentschaft am Freitag mitteilte. Das Vorhaben werde aber zügig wieder auf die Tagesordnung kommen. Aus Diplomatenkreisen hieß es, für eine ausreichende Mehrheit fehle die Stimme eines Landes. Eigentlich galt die Zustimmung zu dem Vorhaben als sicher.
Mit dem Gesetz sollen Europäischen Union künftig mehr Bäume gepflanzt sowie Moore und Flüsse in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Das Europaparlament hatte bereits im Februar grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Wie aus Angaben von Diplomaten von Freitag hervorgeht, unterstützen unter anderem Polen, Schweden und Italien das Gesetz nicht. Vor allem konservative Politikerinnen und Politiker befürchten eine unverhältnismäßige Belastung für Landwirte.
Die EU-Staaten müssten dem Vorschlag mit einer sogenannten qualifizierten Mehrheit zustimmen. Dafür ist das Ja von mindestens 15 der 27 EU-Staaten nötig. Diese müssen gleichzeitig mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.
Durch das Gesetz soll sich die Natur in der EU erholen können. Mehr als 80 Prozent der Lebensräume in Europa seien in einem schlechten Zustand. In Notsituationen kann die Renaturierung bei landwirtschaftlichen Ökosystemen aber ausgesetzt werden. Das wäre der Fall, wenn etwa die Ernährungssicherheit gefährdet wäre, weil nicht genug Anbauflächen zur Verfügung stehen.
Wie es nun genau weitergeht, ist offen. Denkbar ist etwa, dass die belgische EU-Ratspräsidentschaft in den kommenden Tagen ein Land mit Vorbehalten überzeugt, dem Gesetz doch zuzustimmen. Eine endgültige Zustimmung können aber nur die Ministerinnen und Minister der EU-Staaten erteilen. © dpa
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