- US-Präsident Donald Trump straft seinen alten Lieblingssender Fox News vermehrt mit Liebesentzug.
- Als Alternative empfahl der 74-Jährige Newsmax.
- Der 2014 vom Journalisten Christopher Ruddy gegründete Kanal will Fox in den kommenden zwölf Monaten überflügeln - mit ganz viel Anbiederung an Trump.
Es war ein Interview ganz nach dem Geschmack von
Trump empfahl Anhängern Newsmax
Kelly ist mit seiner Sendung "Greg Kelly Reports" der quotenstärkste Moderator bei dem konservativen Kanal, der in den vergangenen Wochen mehr und mehr Zuspruch erfahren hat. Trump hatte sich unzufrieden mit der Berichterstattung seines langjährigen Haus- und Hofsenders Fox News gezeigt. Im Weißen Haus hatte es für Ärger gesorgt, dass Fox im Bundesstaat Arizona Joe Biden früher als CNN oder MSNBC zum Sieger erklärte hatte. Auch die kritischen Interviewfragen des Fox-Journalisten Chris Wallace stießen Trump häufiger übel auf. Seinen Anhängern empfahl er dann auf Twitter einige alternative TV-Programme – wie Newsmax.
In der Folge brachen die Quoten bei Fox ein, bei Newsmax TV schossen sie in die Höhe. Laut "Forbes" stieg die Primetime-Zuschauerzahl von 63.000 in der letzten Oktoberwoche auf 329.000 in der zweiten Novemberwoche - ein spektakulärer Zuwachs. Newsmax-Geschäftsführer Ruddy zitierte stolz aus einem Telefongespräch mit Trump: "Ich will Newsmax zu seinen unglaublichen Quoten gratulieren", gab er den Präsidenten wieder.
Newsmax-Boss ein guter Freund von Donald Trump
Der aus der Nähe von New York City stammende Journalist ging mit seiner Webseite schon 1998 online. 2014 kam der TV-Kanal dazu, der aktuell in rund 75 Millionen Haushalten empfangen werden kann. Ruddy (55) gilt als guter Freund Trumps und ist Clubmitglied in dessen Resort Mar-a-Lago in Florida. 2010 wählte ihn der britische Daily Telegraph in die Liste der "100 einflussreichsten Konservativen in den USA". Ruddy selbst beschreibt sich laut New York Times als "libertären Konservativen" und Anhänger des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, ist aber auch mit dem demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton befreundet. Ein registriertes Mitglied der Republikaner ist Ruddy nicht.
Nichtsdestotrotz hat sich sein Sender ganz der Agenda von Donald Trump verschrieben. Als einer der wenigen Kanäle mit größerer Reichweite hat Newsmax Joe Biden noch nicht zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. "Die Medien sollten nicht festlegen, wer nächster Präsident wird", sagt Ruddy. Das kommt beim Präsidenten und vielen seiner knapp 74 Millionen Wähler gut an. Auch den nicht belegten Anschuldigungen Trumps, die Wahl sei ihm "gestohlen" worden, wird viel Platz eingeräumt. Ganz offen bezeichnet sich der Sender auf seiner Homepage als "Trump-freundlich". Das unverhohlene Anbiedern steigert die Quote – und damit auch die Werbeeinnahmen. Wobei Newsmax auch Artikel veröffentlicht, die ohne Schaum vor dem Mund über Trump, Biden und den Wahlausgang berichten. Und Verschwörungstheorien wie die von der Gruppierung QAnon werden – auf den ersten Blick – nicht gezielt gestreut.
Trump "wie eine Droge"
Julie Roginsky, eine frühere Mitarbeiterin von Fox News, erklärt sich den Erfolg von erzkonservativen Angeboten wie Newsmax mit dem hohen Anziehungsfaktor Trumps auf seine Basis. "Donald Trump ist für diese Menschen wichtiger geworden als das, was sie sonst im Fernsehen sehen. Es ist eine Droge. Sie geben ihren Zuschauern buchstäblich eine Droge." Auch deshalb gab es immer wieder Spekulationen, Trump habe die Absicht, nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus einen eigenen Sender zu gründen, um Einfluss zu wahren und womöglich eine Wahlkampagne für 2024 vorzubereiten. Zuletzt hieß es gar, Verbündete Trumps wollten Newsmax übernehmen. Noch sind das nur Spekulationen, noch ist Fox News das TV-Flaggschiff des konservativen Amerika.
Aber was bedeutet der Aufstieg von Newsmax langfristig für den Platzhirsch? Bill O’Reilly, früherer Fox-Starmoderator, sagt NBC, CNN und anderen Sendern - Fox nannte er nicht explizit - den "völligen Kollaps" voraus, weil sie ihre Glaubwürdigkeit verloren hätten. Brian Stelter, der Chef-Medienkorrespondent von CNN, meint: "Fox hat noch nie so einen Wettbewerb erlebt. Es gibt einen Bedarf für ein fiktionales Universum (…), denn die verlässlichen Nachrichtenquellen berichten nun vermehrt über Joe Biden."
Und was sagt Newsmax-Boss Christopher Ruddy? "Wir haben Fox wirklich von der rechten Seite aus in die Ecke gedrängt. Das ist ihnen noch nie passiert."
Ruddy hat ein großes Ziel ausgerufen: Fox in zwölf Monaten zu überflügeln. Dafür muss der Sender die Kuh Donald Trump weiter melken und dessen Fans zu Newsmax-Fans machen. Schaut man sich die Sendung von Greg Kelly an, könnte das Kalkül durchaus aufgehen.
Verwendete Quellen:
- CNN: "Fox News has never seen competition like this"
- Forbes: "Can Newsmax Challenge Fox News?"
- Vox.com: "My two days watching Newsmax, the network waging war on Fox News from the right"
- Newsmax: "Bill O'Reilly Predicts 'Collapse' Of Cable News Networks Post-Trump"
- Newsmax "Ruddy: Newsmax Won't Project Joe Biden Winner, Here's Why"
- Newsmax "Trump-Friendly Newsmax Seeks to Cut Into Fox News Viewership"
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