Wochenlang hielt Donald Trump die Identität seiner Stellvertretung im Falle eines Sieges bei der US-Wahl im November geheim. Doch zu Beginn des großen Nominierungsparteitags der Republikaner lüftete er das Geheimnis. Seine anschließende eigene Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten war dagegen lediglich eine Formalität.

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Der Republikaner Donald Trump hat den Senator J.D. Vance als Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl im November auserkoren. Das verkündete Trump am Rande des Parteitages der Republikaner in Milwaukee über seine Online-Plattform Truth Social. Der 39 Jahre alte Vance sei am besten geeignet, schrieb der frühere US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftsbewerber Trump. Vance werde sich im Wahlkampf unter anderem auf Arbeiter und Farmer in umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Ohio, Minnesota konzentrieren.

Einst feierte Vance mit seinen Memoiren "Hillbilly-Elegie" Erfolge. Der Bestseller gibt Einblick in eine Schicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit ermöglicht hat. Heute sitzt der 39 Jahre alte Autor für den Bundesstaat Ohio im Senat. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar trat er als Sprachrohr Trumps auf und forderte vor allem von Deutschland, mehr in seine Streitkräfte zu investieren. In der breiten amerikanischen Öffentlichkeit dürfte er allerdings nicht allzu bekannt sein.

Donald Trump jetzt endgültig Präsidentschaftskandidat der Republikaner

Die Ankündigung machte Trump kurz nachdem in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin der Nominierungsparteitag der Republikaner begonnen hatte. Dort lief während der Verkündung die Abstimmung, bei der die Delegierten Trump zum offiziellen Kandidaten ihrer Partei für die Wahl im November küren. Die Abstimmung lief wie erwartet: Trump kam auf die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen. Der Ex-Präsident tritt damit im November nach jetzigem Stand gegen den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden an.

Die Republikaner und Demokraten müssen nach den parteiinternen Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten ihr Gesamtergebnis auf nationaler Ebene offiziell bestätigen. Das geschieht bei den jeweiligen Nominierungsparteitagen. Dort reisen Delegierte aus allen Bundesstaaten an, die an die Vorwahlergebnisse gebunden sind und dementsprechend ihre Stimmen abgeben. Das heißt, der Ausgang der Abstimmungen dort ist vorab klar.

Beim Parteitag der Republikaner waren mehr als 2.400 Delegierte aus den verschiedenen Bundesstaaten versammelt. Um die Kandidatur zu gewinnen, musste Trump mindestens 1.215 Delegierte hinter sich vereinen. Bei den Vorwahlen hatte Trump diese rechnerische Hürde bereits im März genommen. In Milwaukee wurden die Delegiertenstimmen nun formell vergeben - in einer durchchoreografierten Zeremonie.

Parteitag von Attentat auf Trump überschattet

Die Begleitumstände der Versammlung könnten dramatischer nicht sein. Trump war am Samstag bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Pennsylvania Ziel eines Attentats geworden. Die Attacke mitten im Wahlkampf löste in den USA und weltweit einen Schock aus.

Trump wird den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden bei der Präsidentenwahl Anfang November herausfordern. Biden tritt bei der Wahl erneut mit seiner jetzigen Stellvertreterin Kamala Harris an, die allerdings wie er selbst mit schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen hat. In den vergangenen Wochen geriet Biden wegen seines Auftritts bei der TV-Debatte gegen Trump auch in den eigenen Reihen schwer unter Druck. Parteikollegen haben Zweifel an seiner mentalen Fitness und seiner Eignung für die Kandidatur.

Trump ließ Vize-Frage lange offen

Trump wiederum hatte über Monate Spekulationen freien Lauf gelassen, wen er als Vize an seine Seite holen würde. In der jüngeren US-Geschichte wurde der Name meist kurz vor dem Nominierungsparteitag bekanntgegeben. Trump wartete, bis die Versammlung bereits im Gange war, um seine Entscheidung publik zu machen. Das ist eher unkonventionell.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte Trump auf Mike Pence gesetzt, der besonders bei religiösen Wählern punkten sollte. Nach Trumps Wahlsieg stand Pence damals vier Jahre lang treu hinter seinem Chef. Zum Bruch zwischen den beiden kam es erst, als Pence sich nach Trumps Wahlniederlage gegen Biden bei der Wahl 2020 weigerte, die formale Bestätigung des Wahlergebnisses im Kongress zu torpedieren und seinem Chef so auf unrechtmäßige Weise zum Sieg zu verhelfen. Pence trat zwischenzeitlich selbst als republikanischer Präsidentschaftsbewerber an, schmiss jedoch früh im Rennen hin.

Das käme als Vizepräsident auf Vance zu

Das Amt des Vizepräsidenten ist generell kein einfaches: Aufgabe des Stellvertreters ist es, die Politik des Präsidenten anzupreisen und zu vertreten, gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ohne aber dem Chef die Schau zu stehlen, keine Patzer zu machen, ohne aber selbst zu sehr zu glänzen. Insbesondere Trump teilt nicht gerne Ruhm und Aufmerksamkeit mit anderen.

In diesem Wahljahr richtet sich der Blick mehr denn je auf die jeweiligen Vizekandidaten. Die beiden Kontrahenten für das Präsidentenamt, Trump und Biden, sind beide in weit fortgeschrittenem Alter. Trump ist 78, Biden ist 81 und wäre zum Start einer zweiten Amtszeit 82. Und der oder die Vize rückt laut US-Verfassung auf das höchste Amt im Staat auf, falls der Präsident stirbt oder anderweitig ausfällt.

Biden und Trump hatten sich bei den internen Vorwahlen ihrer Parteien bereits früh die nötige Delegiertenzahl für die Nominierungsparteitage gesichert, wo sie offiziell zu Präsidentschaftskandidaten gekürt werden sollen. Der Nominierungsparteitag der Republikaner läuft noch bis Donnerstag. Die Demokraten kommen erst im August in Chicago zu ihrer Parteiversammlung zusammen. (dpa/br)

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