Ohne die erzkonservative Mercer-Familie wäre Donald Trump wahrscheinlich nicht US-Präsident geworden. Sie knüpften auch die Verbindung Trump-Bannon, die jetzt endgültig gelöst wurde. Sie selbst bleiben aber nahe am Weißen Haus dran - und sorgen auch dafür, dass die Agenda des US-Präsidenten rechtsnational bleibt. Porträt einer einflussreichen Familie.
Nachdem Stephen Bannon, Ex-Chefberater von US-Präsident
Die Milliardärstochter und ihr Vater Robert distanzierten sich öffentlich von dem Politstrategen und stellten alle Zahlungen ein, etwa an sein privates Sicherheitsteam.
Zugleich bekräftigten sie ihre Unterstützung für Trump und die rechte Nachrichtenplattform "Breitbart", von der Bannon wenige Tage später seinen Abschied verkündete. Oder verkünden musste.
Die Mercers machen mit ihrem Geld Politik - und sie machen auch Politik, wenn sie den Geldfluss einstellen. Ohne ihre Millionen und ihr strategisches Knowhow wäre Trumps überraschender Wahlsieg wohl kaum zustande gekommen.
Und die Mercers haben viele Millionen. Mit seinem 2009 gegründeten Hedgefond Renaissance Technologies soll der studierte Informatiker allein 2015 etwa 150 Millionen Dollar verdient haben.
"Der Mann, dem ein Stück Trump gehört" titelte die "Süddeutsche Zeitung" über den 70 Jahre alten Hedgefond-Manager.
"Mercer zählte zu den wichtigsten Unterstützern der Breitbart Nachrichten-Plattform und der Präsidentschaftskampagne Trumps", stellt Prof. Boris Vormann vom Bard College in Berlin auf Anfrage unserer Redaktion fest.
"Er will, dass alles zusammenbricht"
Familienoberhaupt Robert Mercer gibt sich eigentlich völlig bedeckt. Mit seiner Frau Diane wohnt er 80 Kilometer von New York entfernt im Örtchen Head of Harbor auf der Halbinsel Long Island - einem Mekka für Multimillionäre.
Seine drei Töchter - Rebekah ist die Verbindung zu Trump - halten sich ebenfalls weitgehend aus der Öffentlichkeit raus.
Politisch stehen die Mercers, auch wenn sie das nicht heraus posaunen, weit rechts. Nachdem ihr Wunschkandidat Ted Cruz im US-Vorwahlkampf chancenlos zurückfiel, wandten sie sich Trump zu.
In einer der seltenen Stellungnahmen erklärte das Vater-Tochter-Tandem: "Die Amerikaner haben endlich genug und sind angeekelt von der politischen Elite. Trump hat diesen Ekel aufgegriffen".
Robert Mercer und Trump eint auch die Abneigung gegen die Clinton-Familie.
Laut "New Yorker" ist Mercer überzeugt, dass die
Mercer gab Geld für die Beibehaltung der Todesstrafe in Nebraska, unterstützte Klimaskeptiker oder die konservative Juristenvereinigung Federalist Society.
"Robert Mercer schätzen viele als einen libertären Rechtskonservativen ein, der im Clinch mit dem Partei-Establishment der Republikaner liegt", erklärt USA-Analyst Vormann.
Die libertäre Position sieht den Interventionsstaat als politisches Problem und sucht eine radikale Entstaatlichung aller Lebensbereiche.
"Bob (Robert Mercer – d. Red.) findet, je weniger Regierung, desto besser. Es freut ihn, wenn die Leute der Regierung misstrauen", zitiert das US-Magazin "New Yorker" einen Mitarbeiter von Renaissance Technologies. "Und wenn der Präsident ein Dummkopf ist? Damit hat er kein Problem. Er will, dass alles zusammenbricht."
Tochter mit streng rechtem Gedankengut
Sofern diese Einschätzung tatsächlich zutrifft: Mercers Tochter Rebekah kann eine destruktive Haltung nicht unterstellt werden - auch wenn sie ebenfalls als stramm konservativ gilt.
Die Familienstiftung der Mercers, die Geld an libertäre Denkfabriken und das den Klimawandel abstreitende Heartland Institute spendet, wird von ihr geleitet.
Christopher Ruddy vom konservativen US-Medienkonzern "Newsmax Media" nannte sie die "First Lady der Alt-Right". Ein Sammelbegriff für die neu-rechte Bewegungen in den USA.
Die 44-Jährige besitzt einen Master-Abschluss in Unternehmensforschung, hat vier Kinder und lebt mit ihrem Ehemann, einem französischen Investmentbanker, in einem von Trumps Luxustürmen in Manhattan.
Die Verbindung zu den Trumps
Eine besondere Rolle spielte die 44-Jährige bei der Alllianz zwischen ihrer Familie und den Trumps. Bei einem Mittagessen im Trump Tower trafen Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner 2015 auf Rebekah Mercer und deren Vertraute Kellyanne Conway.
Die Chemie zwischen den Töchtern stimmte. Laut Washingon Post haben die Mercers später Trump davon überzeugt, Conway und Stephen Bannon als Berater einzustellen.
Rebekah Mercer selbst war Mitglied in Trumps Übergangsteam und wirkte bei der Ernennung von Jeff Sessions zum Justizminister mit, ein rechter Hardliner in Sachen Immigration.
Außerdem machte sie sich für den konservativen Richter Neil Gorsuch stark, der 2017 den vakanten Posten am Obersten Gerichtshof einnahm.
Wie groß ist der Einfluss der Mercers?
Doch wie groß ist bzw. war der Einfluss der Mercer-Familie auf Trump und Bannon tatsächlich?
Laut "Washington Post" gaben sie seit 2010 mindestens 36,6 Million Dollar an republikanische Kandidaten oder Lobbygruppen aus.
Vater und Tochter stellten im US-Wahlkampf zudem Kontakt zur Firma Cambridge Analytica her, die in sozialen Medien Wähler beeinflusst hat und zum Wahlerfolg Trumps beigetragen haben soll.
Die Mercers hätten das "Fundament für die Trump-Revolution" gelegt, sagte Stephen Bannon 2016 dem "New Yorker".
Ihre Familienstiftung gab zwischenzeitlich auch Geld für das von Bannon gegründete Government Accountability Institute, in dem Rebekah Verwaltungsrätin war.
Das Institut brachte zum Wahlkampfauftakt Hillary Clintons das kritische Buch "Clinton Cash" heraus. Mercer und Bannon ließen später einen gleichnamigen Film drehen. Die Verflechtung zwischen Trump, Bannon und den Mercers war eng.
Die dunkle Macht hinter Trump?
Aber hat sich die Familie durch all ihre Aktivitäten und ihr Geld gewissermaßen in die Regierung eingekauft? Ja, meint David Magerman, ein früherer Mitarbeiter Robert Mercers.
Er habe sich "Anteile an einem Kandidaten" gekauft, sagte er dem "Inquirer". "Robert Mercer besitzt heute einen beträchtlichen Anteil an der Präsidentschaft."
Boris Vormann vom Bard College ist sich nicht sicher, wie lang der Arm der Mercers tatsächlich reicht. "Direkter Einfluss ist schwer zu bemessen", sagt der Politologe.
Allerdings sei es natürlich so, dass Kampagnen-Unterstützer nach der Wahl oft das Ohr des Kandidaten besäßen. "Und dass sie durch diesen direkten Zugang eigene politische Interessen auf die Agenda bringen können."
Ohne die Mercers und Bannon kein Präsident Trump - für die Washington Post geht diese Rechnung auf. "Bannons Planung und Mercers Geld waren die Schlüssel für Trumps Erfolg."
Während der eine nun eine Persona non grata ist, nehmen die Mercers weiter Einfluss auf das Weiße Haus. Vielleicht sogar mehr denn je.
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