Beim G20-Gipfel in Hamburg hatte sich Donald Trump zu einer symbolischen Geste mit seiner Tochter Ivanka hinreißen lassen, die in den USA nicht gut ankam. Der US-Präsident schießt nun gegen die Kritiker - und zieht dabei Hillary Clintons Tochter Chelsea mit in den Streit hinein. Doch die schlägt zurück.

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In Hamburg wurde das interne Kräfteverhältnis im Stab des US-Präsidenten in einer einzigen Szene deutlich.

Während einer Rede des Weltbankpräsidenten Jim Yong Kim beim G20-Gipfel in Hamburg hatte Donald Trump seinen Platz am Verhandlungstisch der Staats- und Regierungschefs kurz verlassen und war aus dem Raum gegangen.

Ivanka rückt bei G20 für Donald Trump nach

An seine Stelle rückte nicht etwa ein etablierter Diplomat, sondern seine Tochter Ivaka, die aus einer der hinteren Reihen nach vorne gekommen war, um neben Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie Großbritanniens Premierministerin Theresa May Platz zu nehmen.

Ein außergewöhnlicher Vorgang, wenn auch kein politischer Affront. Und doch waren die Reaktionen in den USA entsprechend, da Ivanka Trump über kein politisches Mandat verfügt, nicht durch Wahl zur Repräsentantin der Vereinigten Staaten von Amerika legitimiert ist.

"Seltsam", twitterte Tristen Naylor, Politik-Experte der Universität Oxford. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie von irgendjemandem ins Amt gewählt wurde."

Auch in zahlreichen amerikanischen Medien wurde der Rollentausch zwischen Vater und Tochter im Kreise der mächtigsten Staatschefs kritisch kommentiert.

Angela Merkel verteidigt Donald Trump

Es war absehbar, dass Donald Trump diese Kritik nicht auf sich sitzenlassen, sondern zurückschlagen würde - natürlich auf Twitter.

Beim Kurznachrichtendienst verteidigte der US-Präsident die Szene als "ganz normalen Vorgang". Eine Sichtweise, die auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel teile - was stimmt.

Der Rahmen des Üblichen sei nicht gesprengt worden, hatte Merkel auf die Szene angesprochen erklärt.

Die Delegationen entschieden selbst, wer bei Abwesenheit des Staats- oder Regierungschefs dessen Position einnimmt. Ivanka Trump gehöre zur US-Delegation. "Es ist insofern im Rahmen dessen, was andere Delegationen auch tun", so Merkel.

Trump hätte es mit dieser prominenten Verteidigungsrede auf sich beruhen lassen können. Doch er legte nach - und zog dabei nun plötzlich Hillary Clintons Tochter Chelsea in den Streit hinein.

Donald Trump greift Chelsea Clinton an

"Wenn Chelsea Clinton gefragt würde, für ihre Mutter den Platz einzunehmen [...], während ihre Mutter unser Land verraten hat, würden die Fake News (Lügenpresse) sagen: Chelsea for Pres (Chelsea soll Präsidentin werden)!", schrieb Trump auf Twitter.

Chelsea Clinton nahm den Fehdehandschuh auf Twitter auf und konterte mit einer scharfen Antwort.

"Guten Morgen, Herr Präsident. Es wäre meiner Mutter oder meinem Vater niemals eingefallen, mich zu fragen. Haben Sie unser Land verraten? Ich hoffe nicht."

Ivanka Trump hat wie ihr Ehemann Jared Kushner eine offizielle Rolle im Weißen Haus. Ihr Vater steht deshalb in den USA in der Kritik, weil er Familienmitglieder in wichtige Positionen hebt.

Das Weiße Haus war dem häufig mit der Argumentation begegnet, Ivanka Trumps Rolle sei nicht vorrangig politisch.

Trump benutzte in seinem Tweet die Formulierung "gave away our country", was sich mit "unser Land verschenken", "preisgeben", "verraten" übersetzen lässt.
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