Erstmals seit 14 Jahren besucht ein chinesischer Präsident wieder Nordkorea: Präsident Xi Jinping ist am Donnerstag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Pjöngjang eingetroffen. Beobachter sehen in dem Besuch auch ein Signal an US-Präsident Donald Trump.

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Chinas Staatschef Xi Jinping ist zu Gesprächen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang eingetroffen. Xi landete am Donnerstag in der nordkoreanischen Hauptstadt, wie der chinesische Staatssender CCTV berichtet.

Begleitet wird er demnach unter anderem von seiner Ehefrau Peng Liyuan und von Außenminister Wang Yi. Der erste Besuch eines chinesischen Staatschefs in Nordkorea seit 14 Jahren steht für die wieder enger werdenden Beziehungen der historischen Verbündeten.

Beide Länder befinden sich derzeit in festgefahrenen Verhandlungen mit den USA: Peking streitet mit Washington über Strafzölle, Pjöngjang über die atomare Abrüstung und Sanktionen.

Beobachter sehen in Xis zweitägigem Staatsbesuch auch ein Signal an US-Präsident Donald Trump, um diesen an den großen chinesischen Einfluss auf Nordkorea zu erinnern. Auch Kim könnte der Besuch des mächtigen Nachbarn zur Stärkung der eigenen Verhandlungsposition dienen.

Xi Jinpings Reise findet kurz vor G20-Gipfel in Japan statt

Die Reise des chinesischen Präsidenten findet kurz vor den G20-Gipfel in Japan Ende des Monats statt, wo ein direktes Treffen Xis mit US-Präsident Donald Trump geplant ist.

Xis Besuch macht die Verbesserung der bilateralen Beziehungen zwischen China und Nordkorea deutlich. Historisch gelten die beiden kommunistischen Staaten als Freunde. Die ersten Jahre nach der Machtübernahme Kims in Nordkorea Ende 2011 waren jedoch von einer merklichen Abkühlung des Verhältnisses geprägt.

Der Besuch dürfte vor allem symbolischer Natur sein. Eine gemeinsame Erklärung zum Abschluss der Gespräche wird nicht erwartet. Die Medienberichterstattung über Xis Staatsbesuch ist sehr stark eingeschränkt: Ausländischen Journalisten in Pjöngjang wurde mitgeteilt, sie könnten nicht über den Besuch berichten. Journalisten ausländischer Medien, die zunächst eingeladen worden waren, erhielten letztlich kein Visum.

Mit seinen Atom- und Raketentests verärgerte Pjöngjang in der Vergangenheit auch Peking immer stärker, das einen unkalkulierbaren Konflikt oder einen Krieg in seiner Nachbarschaft verhindern will. China ist Nordkoreas wichtigster Handelspartner und gilt als Lebensader für das Land.

Staatsbesuch zeigt geänderten Status Kims auf weltpolitischer Bühne

Der Staatsbesuch zeigt erneut den geänderten Status des nordkoreanischen Machthabers auf der weltpolitischer Bühne. Kim hatte sich außer mit Xi seit dem vergangenen Jahr unter anderen auch mit den Präsidenten der USA und Russlands getroffen. Insbesondere der erste der beiden Gipfeltreffen mit Trump im Juni 2018 wurde als diplomatischer Sieg Kims gewertet, weil er dabei auf Augenhöhe mit dem amerikanischen Präsidenten verhandelte.

Um im Atomkonflikt Nähe zu Peking zu zeigen, hatte Kim den chinesischen Präsidenten zuvor bereits mehrfach in China besucht. Seit März 2018, als Kim zum ersten Mal überhaupt einen offiziellen Staatsbesuch machte, ist er insgesamt vier Mal in China mit Xi Jinping zusammengekommen.

Kim benötigt nach Ansicht von Beobachtern nun einmal mehr die Rückendeckung Pekings in den schwierigen Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Xis Besuch in Pjöngjang erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die USA und Südkorea bemühen sich darum, die isolierte Führung in Pjöngjang wieder zurück an den Verhandlungstisch zu bringen.

Xi ermutigte Kim einen Tag vor seinem Besuch in einem Gastbeitrag für die offizielle nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun". China unterstütze Nordkoreas "richtige Richtung", die Probleme auf der koreanischen Halbinsel politisch zu lösen, schrieb Xi. In dem Artikel hob er zu einem großen Teil die freundschaftlichen Beziehungen beider Länder hervor und kündigte an, sich stärker dafür einzusetzen, dass die Verhandlungen über die Probleme vorankommen. Xi ließ dabei aber die auch von China gedeckten Sanktionen gegen Nordkorea unerwähnt.

Gespräche zwischen Trump und Kim seit Februar festgefahren

Kims zweites Gipfeltreffen mit Trump war Ende Februar in Vietnam gescheitert. Beide konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen. Seitdem sind die Gespräche festgefahren. Kim hatte später die Bedingung gestellt, die USA sollten bis Ende des Jahres neue Lösungsvorschläge vorlegen. Zuletzt hatte Nordkorea auch wieder Raketen getestet.

Xi würde nach einem erfolgreichen Besuch in Nordkorea nach Ansicht von Beobachtern gestärkt in das anstehende Treffen mit Trump gehen. Die beiden Staatschefs wollen Ende Juni am Rande des G20-Gipfels über den andauernden Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften sprechen.

Ein Thema dürfte aber auch Nordkorea werden. Erzielt China Fortschritte bei den Atomverhandlungen, wäre dies "ein positives Signal an die USA", glaubt Cheng Xiaohe, Professor für Internationale Beziehungen an der Pekinger Volksuniversität.

Derzeit gibt es Spekulationen in Südkorea, dass Kim und Trump bald wieder zu einem Gipfeltreffen zusammenkommen könnten. Trump hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, er habe einen weiteren "schönen Brief" von Kim erhalten. Auf die Frage nach einem möglichen weiteren persönlichen Treffen mit Kim sagte er, es könnte dazu kommen. Konkreter wurde er nicht. Trump wird nach dem G20-Gipfel nach Südkorea weiterreisen. (pak/dpa/AFP)

Kim Jong Uns Halbbruder soll für die CIA gearbeitet haben

Im Februar 2017 wurde Kim Jong Nam, der Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un, getötet. Durch Nervengift kam der damals 45-Jährige ums Leben. Nun berichtet das "Wall Street Journal" über eine mögliche Verbindung zwischen ihm und dem US-Geheimdienst CIA.
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