Die SPÖ glaubt, dass Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) der "Drahtzieher" bei der rechtswidrigen Razzia im BVT ist. In der Sondersitzung des Nationalrats am Freitag will die Opposition, angeführt von SPÖ-Mandatar Jan Krainer, in einer "Dringlichen Anfrage" an den Innenminister Aufklärung zur Vorbereitung der Hausdurchsuchungen und die Folgen für die Kooperation mit ausländischen Diensten.
Behandelt wird die "Dringliche" ab 12.00 Uhr. Die "überfallsartige Hausdurchsuchung" beim Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Ende Februar sei, wie die Einvernahme der ersten Auskunftspersonen im BVT-Untersuchungsausschuss diese Woche gezeigt hätten, "überaus brutal" verlaufen, heißt es in der Begründung der "Dringlichen Anfrage" mit dem Titel "Innenminister
Die Hausdurchsuchungen "hatten nicht nur weitreichende negative Konsequenzen für die Funktionsfähigkeit dieser Institution und damit die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher, sondern auch für den österreichischen Rechtsstaat insgesamt", ist sich die SPÖ sicher. Das Oberlandesgericht Wien habe ja bereits festgestellt, dass die Hausdurchsuchungen großteils rechtswidrig waren. Die Frage sei, "wer die politische Verantwortung für dieses überschießende Vorgehen zu tragen hat bzw. was das eigentliche Ziel dieses quasi Überfalls auf das BVT war".
SPÖ: Zeugen seien "gesammelt" worden
Die SPÖ hat freilich auch gleich eine Antwort parat: Die Razzien seien "federführend von Innenminister Kickl, Generalsekretär (Peter) Goldgruber und Kabinettsmitarbeitern des Innenministers geplant und orchestriert" worden. Offensichtlich seien gezielt Zeugen "gesammelt" worden, in Treffen mit Kickl-Mitarbeitern "präpariert" und dann "häppchenweise der Staatsanwaltschaft als 'Überraschungszeugen' zugespielt" worden.
Parallel dazu sei die Hausdurchsuchung im BVT bereits vorbereitet und zwecks Druck auf die Korruptionsstaatsanwaltschaft "Gefahr im Verzug" konstruiert worden, nämlich mit der "falschen Behauptung", die Daten im BVT könnten jederzeit von außen gelöscht werden. Ein IT-Mitarbeiter des BVT hat dieses Argument im U-Ausschuss zuletzt als "Schwachsinn" bezeichnet.
53 Fragen an den Innenminister
Insgesamt 53 Fragen haben die Roten nun an den Innenminister parat: So will man wissen, wann und wie der FPÖ-nahe Einsatzleiter von Kickls Generalsekretär auf die Razzia vorbereitet wurde und wann die Staatsanwaltschaft informiert wurde, wie die "Anhörungen" der Zeugen mit Innenministeriums-Mitarbeitern abliefen und ob es davon Protokolle oder Notizen gibt.
Auch auf die aktuellen Erkenntnisse aus dem U-Ausschuss geht die "Dringliche" ein: So fragt die SPÖ, wann Kickl davon erfahren hat, dass dem BVT im Juni eine Suspendierung aus der "Berner Gruppe" internationaler Nachrichtendienste drohte und man den internationalen Partnern eine "Schadensanalyse" präsentieren musste, wie ein Dokument nahelegt. Der Innenminister soll auch erklären, warum er selbst im Juni noch gesagt hat, dass "das Gerede von der internationalen Isolation unseren Partnern gegenüber reine parteipolitisch motivierte Show" sei.
Zu guter Letzt interessiert die Opposition auch noch, wie denn eine Mitarbeiterin des Minister-Kabinetts den Sitzungen des parlamentarischen Untersuchungsausschusses im Medienraum beiwohnen konnte. Die Fachreferentin hatte sich am Mittwoch als "Journalistin" getarnt unter die Ausschuss-Beobachter gemischt.
Zu Beginn der von der Opposition einberufenen Sondersitzung wurde die Tirolerin Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP) angelobt. Sie folgt auf Dominik Schrott, der wegen eines aufgeflogenen Fake-Gewinnspiels auf sein Mandat verzichten musste. Weitere Änderung in der Sitzordnung: Efgani Dönmez musste Freitagfrüh bereits in der letzten Reihe Platz nehmen, nachdem er wegen eines sexistischen Tweets aus dem ÖVP-Klub geflogen war. Der nunmehr "wilde" Abgeordnete begrüßte freilich vor Sitzungsbeginn demonstrativ herzlich einige seiner früheren Klubkolleginnen und -kollegen. © APA
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