- Bundeskanzler Nehammer kritisiert den derzeitigen Ton und der Politik und spricht sich für ein "Abrüsten der Worte auf allen Seiten" aus.
- Zuletzt hatte Parteikollegin Köstinger FPÖ-Chef Herbert Kickl scharf kritisiert.
- Der FPÖ spricht er zumindest "derzeit" allerdings die Regierungsfähigkeit ab.
Der neue Bundeskanzler
Bei den Demonstrationen von Maßnahmen- und Impfgegnern der vergangenen Tage ortet Nehammer eine Mischung aus besorgten Bürgern und teils gewaltbereiten Rechtsextremen - in Wahrheit werde die Gruppe der Besorgten "missbraucht und instrumentalisiert".
Nehammer: Entscheidungsfindungen beschleunigen
Klar sei, dass die geplante Impfpflicht die "Ultima Ratio" sei, aber die Impfquote "muss weiter hinaufgehen". Einen konkreten Zielwert nannte Nehammer nicht. Einen weiteren Lockdown wollte der Kanzler mit Verweis darauf, dass er ein "Lernender" sei, nicht ausschließen. Die nunmehrigen Öffnungsschritte verteidigte Nehammer, auch dass das Hochinzidenzland Vorarlberg schneller alles aufsperrt als Wien mit besseren Zahlen. Die Schutzmaßnahmen beim Öffnen seien streng, verwies er etwa auf die FFP2-Maskenpflicht. Auch Experten hätten die Öffnungsschritte als vertretbar bezeichnet.
Gefragt, welche Fehler er im Lichte der neuen Variante Omikron nicht wiederholen wolle, meinte Nehammer, Entscheidungsfindungen müssten beschleunigt werden. Es müsse das Netz mit Experten noch engmaschiger werden. "Da müssen wir einen Zahn zulegen."
Neuwahlen will Nehammer, wie er auch in zahlreichen Zeitungsinterviews am Sonntag kundtat, nicht: "Jetzt ist Pandemiemanagement angesagt." Die Koalitionspartner hätten ein gutes Vertrauensverhältnis zueinander und man habe ein ambitioniertes Regierungsprogramm.
"Austrofaschist" - Nehammer will Dollfuß-Diskussion beenden
Der neue ÖVP-Chef war zudem bemüht, die Dollfuß-Diskussion der letzten Tage endgültig zu beenden und stimmte der Bezeichnung von Dollfuß als "Austrofaschist" zu. Er tue sich in diesem Kontext gar nicht schwer, "weil das Thema Austromarxismus und Austrofaschismus tatsächlich aus meiner Sicht in der Dimension dem, was in den 30er-Jahren passiert ist, gerecht wird".
Dass die ÖVP von der Korruptionsstaatsanwaltschaft als Beschuldigte geführt wird, sei "natürlich nicht angenehm", aber es gelte die Unschuldsvermutung, bis ein unabhängiges Gericht geurteilt habe. Gegen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) als Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zur ÖVP hat Nehammer trotz Kritik der anderen Parteien nichts einzuwenden. Vielmehr hält er einen U-Ausschuss gegen eine Partei für "demokratiepolitisch bedenklich". © APA
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