Fast jeder fünfte Wahlberechtigte will seine Stimme für die Nationalratswahl per Briefwahl abgeben. Das ist Rekord - und könnte dazu führen, dass belastbare Ergebnisse später vorliegen als gewohnt.

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Diese Nationalratswahl bringt einen neuen Briefwahlrekord: Erstmals wurden mehr als eine Million Wahlkarten - 1.070.933 laut Innenministerium - ausgestellt. Bei ähnlicher Beteiligung und Rücklauf wird fast ein Fünftel der Stimmen - rund 950.000 - im Sonntagabend verkündeten vorläufigen Ergebnis fehlen. Denn die Briefwahl wird erst am Montag ausgezählt, sonstige Wahlkartenstimmen am Donnerstag.

Damit ist denkbar, dass die eine oder andere Frage - etwa gegebener Mehrheiten - erst Montag oder gar Donnerstag entschieden wird. 2017 war die SPÖ im Sonntags-Ergebnis noch Dritte, aber nach Auszählung der Briefwahl am Montag lag sie doch vor der FPÖ auf Platz 2.

Zahl der Briefwähler binnen Dekade fast verdoppelt

Das Interesse an der Briefwahl ist ständig gestiegen. Seit ihrer Premiere 2008 hat sich die Zahl der angeforderten Wahlkarten - von den damals 586.759 auf jetzt mehr als eine Million - beinahe verdoppelt, während die Zahl der Wahlberechtigten beinahe gleich blieb. Nach einem kräftigen Sprung 2017 wurden heuer noch einmal um 20 Prozent mehr Wahlkarten angefordert.

Damit stieg auch das Gewicht der Briefwähler für das Ergebnis: 2008 wurden noch mehr als 91 Prozent der Stimmen am Sonntag in die Wahlurnen geworfen. Aber die Möglichkeit, die Stimme schon vor dem Sonntag am Postweg oder bei der Bezirkswahlbehörde ab- oder einem "Boten" mitzugeben, fand immer mehr Anhänger: Der Anteil der Brief- und Wahlkartenwähler wuchs beständig - von 12 Prozent im Jahr 2013 über fast 16 Prozent vor zwei Jahren, und heuer wird an der 20er-Marke gekratzt.

Der allergrößte Teil der Briefwahlstimmen - nämlich die vor der Wahl per Postweg oder bei den Bezirkswahlbehörde abgegebenen - wird am Montag von den Bezirkswahlbehörden ausgezählt.

Am Donnerstag werten dann noch die Landeswahlbehörden die am Sonntag in einem beliebigen Wahllokal abgegebenen Briefwahlstimmen (ausgefüllte, unterschriebene Wahlkarten) und die in "fremden" Wahlkreisen abgegebenen (nicht vorher ausgefüllten) Wahlkarten aus.

Städter entscheiden sich besonders häufig für Briefwahl

Vergleichsweise schwach gestiegen ist die Zahl der Wahlkarten, die die Gemeindewahlbehörden ins Ausland geschickt haben: 61.184 sind es heuer, um nur 3,2 Prozent mehr als 2017. Damals war das Interesse der Auslandsösterreicher, an den Wahlen in der Heimat teilzunehmen, nach einem starkem Anstieg bei der Bundespräsidentenwahl allerdings noch einmal kräftig gewachsen.

Für die Nationalratswahl 2013 wurden nur 34.031 Wahlkarten aus dem Ausland angefordert - bzw. aufgrund eines für Auslandsösterreicher möglichen "Abos" automatisch versandt. Das war etwas mehr als die Hälfte der heuer ausgestellten Auslands-Wahlkarten.

Recht große Unterschiede in der Entwicklung sind auch in den Bundesländern festzustellen: In Wien wurden noch einmal um fast 30 Prozent mehr Wahlkarten angefordert als 2017 - obwohl die Zahl der Wahlkarten dort (mit jetzt 266.150) ohnehin schon weit überdurchschnittlich war. Die Briefwahl wird traditionell in den größeren Städten am stärksten genützt.

In Niederösterreich, das die meisten Wahlberechtigte aufweist, wurden - trotz ebenfalls überdurchschnittlichem Zuwachs um 22,1 Prozent - heuer "nur" 176.476 Wahlkarten ausgegeben. Das sind sogar weniger als die 186.683 in Oberösterreich, das bei den Wahlberechtigten auf Platz 3 hinter Wien liegt.

Noch einmal kräftig - mit 27,1 Prozent deutlich über dem Durchschnitt von 20,4 - angestiegen ist das Wahlkarten-Interesse in Salzburg. Überdurchschnittlich mehr Anträge gab es auch im Burgenland - während die Steirer (9,9 Prozent) und die Vorarlberger (11,7 Prozent) nicht sehr viel mehr Anträge stellten als 2017.  © APA

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