Nach dem rassistisch motivierten Angriff eines Autofahrers auf Menschengruppen im Ruhrgebiet hat sich die Zahl der Verletzten auf acht erhöht. Eines der Opfer sei schwer verletzt worden, heißt es. Unterdessen wurde gegen den 50-jährigen Mann aus Essen Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes erlassen. Bei dem Mann soll eine psychische Erkrankung vorliegen.
Nachdem im Ruhrgebiet ein Mann aus Fremdenhass mit seinem Auto mehrfach in Menschengruppen gefahren ist, gehen die Ermittlungen zu Hintergründen und Hergang der Tat weiter.
Haftbefehl und steigende Opferzahl
Gegen den 50-Jährigen aus Essen wurde Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes erlassen. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitgeteilt.
Der Mann hatte auf seiner Fahrt in der Silvesternacht in Bottrop nach neuestem Stand mindestens acht Personen verletzt. Auch in Essen steuerte er seinen Wagen auf mehrere Menschen, dort wurde aber niemand verletzt.
Der Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Kufen (CDU), äußerte sich am Dienstagabend entsetzt über die Tat.
"Meine Gedanken sind jetzt bei den Betroffenen und ihren Angehörigen. Ich wünsche allen eine hoffentlich schnelle und vollständige Genesung", sagte Kufen laut einer Mitteilung der Stadt. Er bleibe in engem Austausch mit seinem Bottroper Amtskollegen Bernd Tischler.
Das für die Einsatzführung zuständige Polizeipräsidium in Münster bat am Abend via Twitter darum, Bilder und Videos von den Ereignissen nicht im Internet zu verbreiten.
Alle Aufnahmen sollten stattdessen auf ein spezielles Portal vom Bundeskriminalamt hochgeladen werden.
Außerdem wurden Zeugen gebeten, sich unter der Hotline 0800 3040303 zu melden. Die Ermittler halten sich zum Tatablauf bislang bedeckt, dieser müsse erst mithilfe von Zeugenaussagen rekonstruiert werden.
Reul: Ziel war, Ausländer zu töten - kein Hinweis auf rechtsextreme Kontakte
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte nach den ersten Vernehmungen des Festgenommenen: "Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten."
Der Mann habe das Auto in Bottrop und Essen bewusst in Menschengruppen gesteuert, die überwiegend aus Ausländern bestanden. Unter den Verletzten sind Syrer und Afghanen. Staatsanwaltschaft und Polizei sprachen von einem "gezielten Anschlag".
Bislang habe die Polizei aber keinen Ansatzpunkt gefunden, "dass dieser Mann irgendwelche Verbindungen hat oder dass er selber in irgendwelchen rechtsradikalen Kreisen sich bewegt", so Reul.
Nach "Spiegel"-Informationen soll der 50-Jährige in seiner Vernehmung gesagt haben, die vielen Ausländer seien ein Problem für Deutschland, das er lösen wolle.
Wie die "Bild" berichtet, habe er bei seiner Festnahme unaufhörlich auf Ausländer geschimpft und gemeint, er habe soeben "aufgeräumt".
Demnach soll er nach ersten Erkenntnissen der Ermittler eine schizophrene Erkrankung haben. Der Mann sei in der Vergangenheit mindestens einmal in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen werden, berichtete das Nachrichtenmagazin.
Mann soll an Schizophrenie leiden
Schon zuvor hatten die Ermittler angegeben, dass sie "erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers" hätten. Der mutmaßliche Täter stamme aus Essen und sei bei der Polizei bislang nicht in Erscheinung getreten, hieß es.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wandte sich via Twitter an die Bürger: "An diesem Neujahrstag gilt der Vorsatz für 2019 klarer denn je: Wir stehen zusammen gegen rechte Gewalt. Den Kampf gegen den Hass auf andere Menschen werden wir mit allen Mitteln des Rechtsstaats engagiert fortsetzen."
Die schlimmsten Folgen hatten die Angriffe in Bottrop, wo der 50-Jährige kurz nach Mitternacht auf dem zentralen Berliner Platz in die Menge fuhr, die gerade mit Böllern und Raketen das neue Jahr begrüßte. Dort war auch ein Kind unter den Verletzten. Eine 46-Jährige war zeitweise in Lebensgefahr.
Einen weiteren Verletzten gab es später in Essen. Zwei andere Versuche des Mannes, in Bottrop und Essen Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon. (dpa/mwo)
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