Im Krisenland Myanmar haben Rebellengruppen Berichten zufolge die wichtige Handelsstadt Myawaddy an der Grenze zu Thailand unter ihre Kontrolle gebracht. Am frühen Donnerstagmorgen habe ein revolutionäres Bündnis unter Führung des bewaffneten Flügels der KNLA (Karen National Liberation Army) die letzte Garnison des Militärs in der Stadt besetzt, berichteten örtliche Medien und Augenzeugen.
"Die Situation ist derzeit nicht ganz klar, aber die KNLA-Streitkräfte haben den letzten Militärposten von Myawaddy erobert, und die Soldaten sind auf der Flucht aus dem Lager", sagte ein Mitglied der Rebellenallianz der Deutschen Presse-Agentur. Für die Armee sei es schwierig, die Truppen in Myawaddy zu verstärken, da es nur eine größere Zufahrtsstraße gebe und diese von Rebellen überwacht werde. "Daher ist es für das Militär derzeit kaum möglich, Myawaddy zurückzuerobern."
Die KNLA ist der bewaffnete Arm der Karen National Union, der ältesten Gruppe von Aufständischen im Vielvölkerstaat Myanmar. Seit mehr als 70 Jahren kämpft sie für die Freiheit und bietet seit dem Putsch vom Februar 2021 vielen Binnenvertriebenen Schutz.
Thailands Militär positioniert gepanzerte Fahrzeuge
"Wir haben gehört, dass die Soldaten der Junta die thailändischen Behörden bitten, ihnen in Thailand Schutz zu gewähren", sagte eine Anwohnerin aus Mae Sot auf der thailändischen Seite. Brücken über den Moei River verbinden beide Orte. Die thailändische Armee war an dem Fluss mit zahlreichen gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz und verstärkte das Sicherheitspersonal.
Für Myanmars Generäle ist dies ein weiterer schwerer Schlag, nachdem sie erst vor wenigen Tagen einen Ort an der Grenze zu China an Rebellen der Kachin Independence Army (KIA) verloren hatte. Myawaddy gilt als einer der wichtigsten Handelsposten zwischen dem früheren Birma und Thailand. Viele Einwohner sind auf der Flucht nach Mae Sot im Nachbarland. Der thailändische Außenminister Parnpree Bahiddha-nukara sagte zuletzt, sein Land sei bereit, 100 000 Flüchtlinge aus Myanmar aufzunehmen.
Seit dem Umsturz im Februar 2021 versinkt Myanmar Chaos und Gewalt. Die Militärjunta, die damals Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und festgenommen hatte, gerät zunehmend unter Druck. Die Rebellen hatten der Armee bereits Ende vergangener Woche in Myawaddy schwere Verluste zugefügt. Seit Dienstag gab es neue heftige Kämpfe. Das Militär reagierte unter anderem mit Luftangriffen. © dpa
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