Die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz hat einem Medienbericht zufolge erneut ein mit "NSU 2.0" unterschriebenes Drohfax erhalten. Ein solches Fax an Basay-Yildiz war vor Monaten Auslöser für die Krise in der Frankfurter Polizei und mehrerer Suspendierungen.
Erneut soll die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz ein Drohfax mit abstoßenden Äußerungen erhalten haben. Wie schon beim ersten Fax im August wurden dort erneut Angaben verwendet, die nicht frei zugänglich sein sollen.
Informationen über die ganze Familie
Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Sonntagabend online berichtete, werden in dem neuen Drohfax die Namen ihrer Eltern, ihres Mannes und ihrer Tochter genannt - aller Menschen, die unter ihrer Adresse gemeldet seien.
"So etwas kann man nicht über die sozialen Netzwerke herausfinden", sagte die Anwältin dem Bericht zufolge. "Und mein Vater ist 79, der ist nicht auf Facebook oder sonstwo aktiv."
Die Juristin hatte Anfang August 2018 nach Erhalt einer Drohung Anzeige erstattet. In dem Fax mit Absender "NSU 2.0" wurde ihre Tochter mit dem Tod bedroht - man werde die Sechsjährige "schlachten", hieß es dort.
Die Frau hatte im Prozess um den rechtsterroristischen "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) Opfer vertreten.
Die Behörden fanden heraus, dass Hintergrundwissen über die Anwältin aus dem polizeilichen Informationssystem eines Computers einer Beamtin des 1. Reviers in Frankfurt abgefragt worden war.
Erneut Ermordung der kleinen Tochter angekündigt
Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurde eine mutmaßliche rechtsextreme Chatgruppe in der Frankfurter Polizei aufgedeckt. Fünf Beamte wurden vom Dienst suspendiert.
Dem "SZ"-Bericht zufolge wird in dem neuen Fax Bezug auf die Suspendierung genommen, auch die Tochter der Anwältin wird erneut bedroht.
"Dir hirntoten Scheißdöner ist offensichtlich nicht bewusst, was du unseren Polizeikollegen angetan hast! Allerdings kommt es jetzt richtig dicke für dich, du Türkensau! Deiner Scheiß (Name der Tochter) reißen wir den Kopf ab ... und der Rest eurer Dönercrew wird ebenfalls kompetent betreut werden", zitiert die "SZ" aus dem Fax, das erneut mit NSU 2.0 unterschrieben sei.
Eine Stellungnahme des hessischen Landeskriminalamts war am späten Sonntagabend nicht zu bekommen.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" aber weiter berichtet, habe Seda Basay-Yildiz Besuch von Polizeibeamten erhalten, die ihr angeboten hätten, bei der Beschaffung eines Waffenscheins zu helfen, falls sie sich zum Selbtschutz bewaffnen wolle.
"Ich soll mich bewaffnen? In Deutschland? Nur, um meiner Arbeit als Anwältin nachzugehen?", meint Basay-Yildiz in der "SZ" über das Angebot. Sie gehe weiter davon aus, dass in einem Rechtsstaat die Polizei für den Schutz der Bürger zuständig sei. (mwo/dpa)
Verwendete Quellen:
- dpa
- "Süddeutsche Zeitung": Rechte bedrohen erneut Frankfurter Anwältin
© dpa
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