Laut der SPÖ-Wahlkommission gab es einen technischen Fehler bei der Auszählung der Stimmen zur Wahl des SPÖ-Parteichefs. Der neue SPÖ-Chef ist nicht Hans Peter Doskozil, sondern Andreas Babler.
Bei der Auszählung der Stimmen für den neuen SPÖ-Vorsitzenden ist es zu einer Riesenpanne gekommen. Das teilte die Vorsitzende der SPÖ-Wahlkommission, Michaela Grubesa, auf einer Pressekonferenz mit.
Das Ergebnis sei vertauscht worden: Nicht Hans Peter Doskozil, sondern
Grubesa bat insbesondere Doskozil um Entschuldigung. Beide Anwärter auf den SPÖ-Chefposten seien informiert worden.
Grubesa: Parteitag muss nicht wiederholt werden
Passiert sei der Fehler bei der Übertragung der Stimmen in eine Excel-Liste. Ein Tweet des ORF-Journalisten Martin Thür habe Grubesa dazu veranlasst, das Ergebnis erneut zu kontrollieren.
Thür war aufgefallen, dass bei der Rechnung der SPÖ eine Stimme fehlte. Er habe mit der Leiterin der Wahlkommission Rücksprache gehalten, twitterte Thür am 4. Juni. Demnach war zu der Zeit "nicht feststellbar, wem die eine Stimme gehört".
Der Fehler, dass die Stimmen vertauscht worden waren, war am Montag bei einer Neuauszählung rein zufällig entdeckt worden. Eigentlich wollte man lediglich klären, warum die eine Stimme fehlte. Sie wurde gefunden und stellte sich als ungültig heraus.
Die Schuld dafür, dass man nicht eigenständig eine Nachkontrolle eingeleitet haben, nahm Grubesa auf sich. Niemand innerhalb der Kommission, Grubesa selbst eingeschlossen, habe eine entsprechende Maßnahme veranlasst.
Aus ihrer Sicht sei dennoch keine Wiederholung des Parteitags notwendig. Der "ganze Prozess" ist ihren Angaben nach "belegbar".
Doskozil ortet "Tiefpunkt für die österreichische Sozialdemokratie"
Für ihn persönlich sei heute "kein angenehmer Tag", kommentierte Hans Peter Doskozil die Ereignisse auf einer Pressekonferenz. "Das ist ein Tiefpunkt für die österreischische Sozialdemokratie." Aber: Es gehe nicht darum, Einzelnen die Schuld zu geben. "Wir sollen uns alle zusammenreißen und das Ergebnis akzeptieren."
Das Ergebnis der Wahl sei "unbestritten zur Kenntnis zu nehmen", sagte der burgenländische Landeshauptmann. Er gratulierte Babler zum Sieg.
Doskozil:"Es wird Häme geben, es wird Spott geben, aber es wird wieder schönere Zeiten für die Sozialdemokratie geben". Das müsse man sich nun gefallen lassen. Das Kapitel Bundespolitik sei damit für ihn "ein für allemal abgeschlossen".
Journalist Vogl zu SPÖ-Wahlfehler: "Ich bin fassungslos"
Babler: "Was hier passiert ist, ist durch nichts zu rechtfertigen"
Der künftige SPÖ-Chef Andreas Babler gab nur ein kurzes Statement zu den Vorkommnissen ab. Die Wahlkommission solle "die abgegebenen Stimmen noch einmal prüfen, erst dann werde ich Amt des SPÖ-Parteichefs annehmen", teilte der Traiskirchner Bürgermeister auf einer Pressekonferenz mit.
Er bat die Parteimitglieder um Entschuldigung - auch für das Bild, das seine Partei in den vergangenen Wochen abgegeben habe. "Was hier passiert ist, ist durch nichts zu rechtfertigen", sagte er.
Wenn er die Partei übernehme, wolle er an einem Comeback der SPÖ arbeiten, so Babler weiter. Nun werde er sich bezüglich Personalien und Inhalten beraten und bald über die nächsten Schritte informieren. Fragen beantwortete Babler nicht.
Christian Kern gratuliert Babler, politische Gegner reagieren mit Häme
Ex-SPÖ-Chef Christian Kern gratulierte Babler via Twitter zum Sieg. Er sparte gleichzeitig nicht an Kritik an den Verantwortlichen. "Der Ablauf des ganzen Vorgangs ist allerdings eine eindrückliche Bestätigung, dass man es in der Politik nicht so dumm denken kann, wie es hinterher kommt", schrieb Kern.
Wie von Doskozil erwartet, reagierten politische Gegner mit Häme und Sarkasmus. "Wer keine Wahlen organisieren kann, wird auch keine gewinnen", urteilte etwa NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos via Twitter.
Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer schickte kurzerhand eine Korrektur ihrer Pressemitteilung von Samstag aus, in der sie nur den Namen von Hans Peter Doskozil durch Andreas Babler als neuer Parteichef ersetzte.
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