Sebastian Kurz, jüngster Außenminister Europas, ist kein unsicherer Politneuling mehr. In den vergangenen Tagen präsentierte sich der 27-Jährige als Gastgeber der Europaratssitzung. Trotz anfänglicher Befürchtungen wird Kurz von seinen Amtskollegen nicht nur ernst genommen, sondern in höchsten Tönen gelobt.
Zurück gegelte Haare und verschmitztes Lächeln: Mit seinem jugendlichen Charme sticht
Internationale Feuertaufe für Sebastian Kurz
Für Kurz war die 126. Sitzung des Ministerkomitees des Europarats eine Feuertaufe unter schweren Bedingungen: Die Verhandlungen standen ganz im Zeichen der Ukraine-Krise. Sowohl der russische als auch der ukrainische Außenminister waren zu Gast in Wien. Der große politische Durchbruch blieb zwar aus, Kurz kommentierte die Ergebnisse trotzdem souverän: Es gebe ein fast "vollständiges Bekenntnis" zum Genfer Plan und fast alle Minister sprechen sich für freie Präsidentschaftswahlen am 25. Mai in der Ukraine aus. Außerdem müsse man alles dafür tun, dass "der Kalte Krieg dort bleibt, wo er hingehört – nämlich in die Geschichtsbücher".
Kurz' internationales Engagement zahlt sich aus: Thorbjörn Jagland, der Generalsekretär des Europarats, lobte Kurz für den aktiven und erfolgreichen Vorsitz Österreichs. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow streute dem österreichischen Vorsitz laut Medienberichten Rosen.
Von wegen "Bubi"
Vergangenen Dezember übernahm Sebastian Kurz mit 27 Jahren das Amt des österreichischen Außenministers. Am Anfang waren die Zweifel groß, ob der Wiener als jüngster Außenminister Europas international ernst genommen würde. "Die Vorstellung, dass der Jungpolitiker mit John Kerry oder Catherine Ashton am Verhandlungstisch sitzt, stößt auf Skepsis, dem Vernehmen nach gerade in Diplomatenkreisen", hieß es beispielsweise in der "Neuen Züricher Zeitung" anlässlich Kurz' Amtsantritt.
Auch hierzulande war man unsicher, ob Kurz, der mit 24 Jahren das jüngste Regierungsmitglied Österreichs war, in seinem neuen Amt bestehen würde. Doch diese Zeiten sind vorbei: In einer Umfrage im Rahmen des APA/OGM Vertrauensindex positionierte sich Kurz im Februar klar vor Bundeskanzler Werner Faymann und ÖVP-Chef Michael Spindelegger. Der "Profil" lobt, Kurz würde die wesentlichen Kulturtechniken seiner Zunft besser beherrschen als die meisten seiner Kollegen.
Klare Worte und kaum Fehler
Kurz scheut sich nicht, zu kontroversen Fragen Position zu beziehen: Im Zusammenhang mit der Verfolgung von sexuellen Minderheiten sagte er, die zunehmende Diskriminierung und sogar Kriminalisierung von homosexuellen, bisexuellen, trans- oder intersexuellen Personen in einigen Staaten bereite ihm große Sorgen. Trotz seiner politischen Unerfahrenheit: Auf den Mund gefallen ist Sebastian Kurz nicht.
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