- Armin Laschet, Olaf Scholz, Markus Söder, Friedrich Merz: Alle haben sie zuletzt in Interviews über die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gesprochen.
- Die Aussagen zeigen, wie ernst sie die Kandidatur Baerbocks nehmen.
- Die Grüne spricht derweil über Themen - und erlaubt sich nur ein kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz.
In Wahlkampfzeiten folgt die Kommunikation von Politikern ja immer dem weitgehend gleichen Muster: Es wird viel übereinander, aber quasi nie miteinander gesprochen. Manchmal wird sogar übereinander gesprochen, ohne dabei konkret übereinander zu sprechen.
In den vielen Interviews der vergangenen Tage hatten die Spitzenkandidaten der anstehenden Wahl -
Fast schon in schwarz-grüne oder auch grün-schwarze Koalitionsverhandlungen eingestiegen ist
"Fleißig und medial präsent": Friedrich Merz über Annalena Baerbock
Als "fleißig und medial präsent" beurteilt
Die direkten Konkurrenten Armin Laschet und Olaf Scholz - ihre Umfragewerte sind mäßig, Baerbocks astronomisch - gehen mit der Grünen ähnlich um: als wäre Annalena Baerbock das Politik-Pendant zum bösen Zauberer Lord Voldemort aus der Harry-Potter-Reihe, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf.
Laschet über Unterschiede: "Sie redet, ich handle"
"Sie redet, ich handle", sagt Unionskandidat Laschet im "SZ"-Gespräch zur Frage nach dem wichtigsten Unterschied zwischen ihm und Baerbock. Danach folgt ein Exkurs zum Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen, aber kein Wort mehr zur Grünen-Kandidatin.
SPD-Anwärter Scholz derweil spricht via "Bild am Sonntag" Laschet und Baerbock - ohne ihre Namen zu nennen - gleichermaßen die Kanzlerhaftigkeit ab. Er, also Scholz, sei "der Kanzlerkandidat, der über die notwendige Erfahrung und Kenntnisse" für die Aufgabe verfüge. "Das unterscheidet mich von meinen Wettbewerbern." Auf die sehr konkrete Frage "Annalena Baerbock, die über keinerlei Regierungserfahrung verfügt, darf nach Ihrer Logik nicht Kanzlerin werden?" antwortet er dann trotzdem unkonkret: "Die Wählerinnen und Wähler werden entscheiden. Und die werden sich ihre Entscheidung gut überlegen."
Laschet und Scholz behandeln Annalena Baerbock mit großer Vorsicht. Das zeigt erstens, was wiederum Söder und Merz deutlich formuliert haben: Sie nehmen die Spitzenkandidatin der Grünen sehr ernst und haben erkannt, dass das Kanzleramt nicht überfallartig zu gewinnen sein dürfte. Zweitens beherzigen die Anwärter von Union und SPD eine uralte Wahlkampfweisheit: Wer in den Umfragen hinten liegt, muss erst einmal kleinere Brötchen backen; populäre Gegner frontal anzugreifen, tut deren Beliebtheitswerten gewöhnlich keinen Abbruch.
Annalena Baerbock spricht über Themen, kaum über ihre Gegner
Und was macht Annalena Baerbock mit ihrer Popularität? Sie redet in ihrem großen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS)" nicht über die Gegner, noch nicht einmal implizit, sondern über Themen. Es geht um die Zusammenarbeit mit den USA, die Eindämmung chinesischer Großmachtfantasien und die Haltung von Bundesrepublik und Europäischer Union gegenüber Russland. Für die Grünen kommt das rein sachpolitische Gespräch zur besten Sendezeit; tags zuvor hatte Merz ihnen noch die Kompetenz in Bezug auf die "außen-, verteidigungs- und wirtschaftspolitische Führung dieses Landes" abgesprochen.
Ein ganz kleines bisschen hat Annalena Baerbock dann am Wochenende aber doch noch über ihre Mitbewerber gesprochen. Auf vielfache Nachfrage im Talk von Anne Will zu ihrer fehlenden Regierungserfahrung und der Selbstsicherheit der Konkurrenz (siehe Olaf Scholz) sagte sie: "Ich habe große Demut, das unterscheidet mich vielleicht von anderen Kandidaten." Gesprochen wie eine Umfrage-Weltmeisterin. Dass sich Umfragehochs aber auch schnell in -tiefs verwandeln können, hat der wirklich außerordentlich tiefe Fall des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz vor vier Jahren gezeigt.
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