Als "Mr. Europa" ist Alois Mock in die Geschichte der zweiten Republik eingegangen. Kein Politiker trägt mehr Verantwortung für Österreichs Beitritt zur Europäischen Union. Doch innenpolitisch war die Lage anders: Mock blieb der Sprung ins Kanzleramt stets verwehrt.

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Das Bild ging um die Welt: Ende Juni 1989 durchschnitten nahe der ungarischen Stadt Sopron der österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn mit Drahtzangen den dortigen Grenzzaun. Obwohl Ungarn bereits Anfang Juni mit dessen Demontage begonnen hatte, war es die symbolische Geste Mocks und Horns, die in den Köpfen der europäischen Öffentlichkeit jenen Prozess einleitete, der im November 1989 in Berlin mit dem Fall der Mauer und der Öffnung des Eisernen Vorhangs enden sollte. Alois Mock, bekennender Europäer, feierte mit der Beilegung des Ost-West Konfliktes einen seiner größten Triumphe. Am 10. Juni 2014 begeht Mock seinen 80. Geburtstag.

Europas Frieden als Lebensaufgabe

"Für mich ist die EU in erster Linie ein erfolgreiches Friedensprojekt", so Mock in einem Interview aus dem Jahre 2011. Sein unerbittliches Engagement für die europäische Einigung ist primär in diesem Kontext zu verstehen. Das betont auch Martin Eichtinger, ehemaliger Sekretär Mocks und Mitautor der Biographie "Alois Mock – Ein Politiker schreibt Geschichte", auf Nachfrage der Redaktion: "Mocks historischer Verdienst ist sein großes Engagement für Österreichs EU-Beitritt, den er gegen viele Widerstände beharrlich verfolgt und durchgesetzt hat. Als überzeugter Europäer war ihm besonders daran gelegen, dass die Teilung Europas in weiterer Folge durch die Aufnahme der zentral- und osteuropäischen Staaten überwunden werden sollte."

Geboren am 10. Juni 1934 in Neuratsfeld, Niederösterreich, wurde der Jurist Alois Mock 1969 das bis dato jüngste Regierungsmitglied in der ÖVP Alleinregierung von Josef Klaus. Seine Aufgabe: Unterrichtsminister. Nach den Erfolgen der SPÖ unter Bruno Kreisky 1970 ging die ÖVP in Opposition; Mock wurde einfacher Nationalratsabgeordneter. 1971 erfolgte die Nominierung zum Bundesobmann des ÖAAB, 1978 wurde er ÖVP Klubobmann. Im Jahre 1979 schließlich erklomm Mock als Bundesparteiobmann die Spitze der ÖVP.

Verpasster Wahlsieg als innenpolitischer Rückschlag

Laut dem Politologen Peter Filzmaier bleibt innenpolitisch Mocks prägendes Bild sein Scheitern in der Nationalratswahl von 1986, als der ÖVP knapp 90.000 Stimmen (drei Mandate) für den ersten Platz fehlten: "Was Mock somit blieb, war nur das undankbare Image des kleineren Partners in einer Großkoalition, und eine enttäuschte Erwartungshaltung wegen des knapp verpassten Wahlsiegs." 1989 wurde Mock als Parteichef und Vizekanzler von Josef Riegler abgelöst.

Von 1987 bis 1995 hielt Mock den Posten des Außenministers inne. Hier sieht Filzmaier Mocks größte politische Leistung - aufgrund der Verhandlungen des Südtirol-Pakets und vor allem durch seine internationalen Verdienste und guten Kontakte rund um die rasche Anerkennung der Nachfolgestaaten nach dem Zerfall Jugoslawiens. Martin Eichtinger unterstreicht ebenfalls Mocks Wirkung im außenpolitischen Bereich: "Das österreichische EU-Referendum - 66,6 Prozent für einen Beitritt - am 12. Juni 1994 war die Sternstunde für Österreichs 'Mr. Europa', der davor die Beitrittsverhandlungen Österreichs zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht hatte."

Trotz schwerer Erkrankung gern gesehener Gast

Im Februar 1995 bekannte sich Mock erstmals öffentlich zu seiner Parkinson-Erkrankung - erste Symptome waren bereits in den 1980er-Jahren erkennbar. Obwohl gesundheitlich angeschlagen, hält Alois Mock der ÖVP nach wie vor die Treue und ist mit seiner Frau Edith, verheiratet seit 1963, ein immer wieder gern gesehener Gast bei Parteiveranstaltungen.

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