Alexander Van der Bellens Tag der Angelobung ist gekommen. Und geht es nach der Twittergemeinde, ist der Auftritt des neuen Bundespräsidenten ein großer gewesen. Die wichtigsten Passagen der Rede im Wortlaut - und die besten Reaktionen.
Um 10:07 hatte die große Stunde geschlagen:
Die wichtigsten Passagen von Alexander Van der Bellens Rede im Wortlaut:
- "Ich stehe hier mit ein bisschen ein Gefühl der Unwirklichkeit. Nicht wegen des langen Wahlkampfs. Der war eigentlich Großteils ganz vergnüglich."
- "Ich stehe hier mit einer großen Freude und Zuversicht. Denn schlussendlich könnte man sagen: Jetzt bist Du endlich angekommen. Meine Eltern waren ja keine indigenen Österreicher. Ich bin als Flüchtlingskind zur Welt gekommen. Von Wien nach Tirol ins Kaunertal transportiert. Ich war ja ein ein Baby. Dort aufgewachsen, in Innsbruck in die Schule gegangen und so weiter und so fort. Und jetzt darf ich als Ihr Bundespräsident vorne stehen. Das ist schon eine besondere Ehre für mich. Eine Freude. Das erfüllt mich. Wie soll ich sagen ... Mit dem Gefühl, dass Österreich tatsächlich ein Land sehr großer Möglichkeiten ist."
- "Generell können wir uns freuen, glaube ich, dass entgegen aller Unkenrufe die Wahlbeteiligung nicht nur hoch war, sondern sogar gestiegen ist im Lauf dieser verschiedenen Wahlgänge. Im internationalen Vergleich brauchen wir uns da überhaupt nicht zu genieren. "
- "Meinen Respekt möchte ich - ungeachtet aller Differenzen, die sie eh kennen - meinen mehrmonatigen Mitbewerber Herrn Ing. Hofer ausdrücken. Das war wirklich eine bemerkenswerte Leistung."
- "Es ist mir natürlich auch sehr bewusst, dass ich spätestens mit dem heutigen Tage auch jene vertrete, die mich nicht unterstützt haben - aus welchen Gründen auch immer, in diesem langen Wahlkampf. Und ich werde sie nach besten Wissen und Gewissen versuchen auch mit einzubinden."
- "Dieses Gerede von der Spaltung halte ich für maßlos übertrieben. Österreich, das sind einfach wir alle: Alle Bewohner und Bewohnerinnen dieses schönen Landes. Ganz gleich woher sie kommen."
- "Wir gehören einander und wir bedingen einander. Wir sind so stark wie unser Zusammenhalt. Besonders in diesen schwierigen Zeiten, denen wir entgegengehen."
- "Es ist gewissermaßen eine Zeit zwischen den Zeiten, in der wir uns befinden. Ich zähle nicht alles auf, es wurde schon viel gesagt: Die Automatisierung, die Vernetzung die Flucht und Migration. Auch der wissenschaftliche Fortschritt, der uns teilweise vor ganz neue Fragen in ethischer Hinsicht und in moralischer Hinsicht stellt. Und das alles in einem Europa, das angesichts von Nationalismen und kurzsichtiger Eigenbrötelei um seine Akzeptanz ringt, ja, vielleicht sogar um seine Existenz ringt, erschüttert auch von verachtenswerten Aktionen des internationalen Terrors, die unseren Zusammenhalt gefährden.
- "Der Zweifel und die Zuversicht - kann ich das? Ja, ich muss es können. Der Zweifel hat seine Berechtigung und Notwendigkeit in verschiedenen Bereichen. Zum Beispiel in Forschung und Wissenschaft ist es das tägliche Brot, das Um und Auf. Ich muss alles anzweifeln dürfen und können, um etwas Neues zu entdecken. Aber die Zuversicht ist im alltäglichen Leben mindestens so wichtig, damit wir daran glauben - glauben können -, dass eine Verbesserung möglich ist."
- "Und im Grunde genommen ist es mit der Zuversicht eine einfache Sache: Man muss sich einfach entscheiden zuversichtlich zu sein. (...) Diese Entscheidung haben wir in der Vergangenheit schon oft getroffen und wenn jeder Einzelne von uns diese Entscheidung trifft, dann wird uns diese Zuversicht Dinge ermöglichen, die der Zweifel allein nie zugelassen hätte. Poetisch gesagt - erlauben Sie, dass ich zwei Zeilen nur poetisiere: 'Wo der Zweifel nur den dunklen Nachthimmel sieht, sieht die Zuversicht den Sternenhimmel.'"
- "Aber in diesem Zusammenhang ist es wichtig, auch den Blick auf das zu richten, was sich nicht ändert. Hoffentlich nicht ändert. Nämlich auf unsere Grundprinzipien. Das Fundament, wenn man so will, die zentralen Glaubenssätze dieser Republik, eine Art Credo - wenn Sie so wollen. Nämlich, dass Freiheit und Würde des Menschen universell und unteilbar sind. Dass alle Menschen frei und gleich an Rechten geboren sind. Dass diese Menschenrechte uneingeschränkt gelten."
- "Auf diesem Wertefundament kann man aufbauen. Und dann sind die - wie soll ich sagen - vergleichsweise pragmatischen Fragen zu lösen, denen wir uns gegenübergestellt sehen. Die Herausforderungen, die auf Österreich zukommen."
- "Es gibt da natürlich unterschiedliche Standpunkte und Meinungen darüber, wie man zum Ziel kommt. Auf welchen Wegen, welche Wege man beschreiten soll. Wesentlich scheint mir, dass die Politik es schafft, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass möglichst viele - eigentlich alle Menschen - die Möglichkeit haben, ein für sie, ein für jeden einzelnen, geglücktes Leben zu führen. Und das ist von Person zu Person ganz unterschiedlich. Aber diese Rahmenbedingungen zu schaffen, das scheint mir die Aufgabe von echter Politik zu sein."
- "Vielleicht ein paar Worte nur zu meinem Amtsverständnis. Es ist an und für sich - wie soll ich sagen - auf gut österreichisch 'eh klar'. Nämlich, dass ich wirklich nach besten Wissen und Gewissen versuchen werde - nicht nur versuchen, sondern ich werde es sein - ein überparteilicher Bundespräsident, einer der für alle Menschen in Österreich da ist. Und ich werde mich nicht jede Woche zu Wort melden. Es ist nicht der Sinn des Amtes des Bundespräsidenten die Jagd nach der täglichen Schlagzeile. Sondern, wenn grundsätzliche Fragen unseres Gemeinwesens verhandelt werden."
- "Ich möchte versuchen, dazu beizutragen, dass nach diesen sechs Jahren, die Amtsperiode dauert, sich möglichst alle Menschen in Österreich sagen: 'Ja die Dinge haben sich verändert, aber es ist besser als vorher.' Das ist ja nicht unmöglich, sich so ein Ziel zu setzen. Und das kann ich natürlich nicht allein herbeiführen, sondern nur, wenn wir gemeinsam alle mithelfen und gemeinsam an Österreichs Fähigkeiten glauben."
So reagierten Nutzer auf die Worte des frisch angelobten Bundespräsidenten:
(af)
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