- Nach fast 20 Jahren soll das Bundesheer aus Afghanistan abgezogen werden.
- Doch die Drohungen haben in den vergangenen Wochen wieder zugenommen.
Der fast 20-jährige Einsatz des Bundesheers in Afghanistan endet vermutlich schon vor dem 11. September. Spätestens im Juli soll der letzte österreichische Soldat nach Österreich zurückkehren.
Dieses "interne Ziel" verriet Oberstleutnant Michael Grafl im Telefongespräch mit der APA aus Kabul. 14 Bundesheer-Angehörige sind derzeit in dem Land am Hindukusch stationiert. Von NATO-Seite und auch aus Afghanistan sei das Feedback für das österreichische Engagement sehr positiv.
Es gab in den 20 Jahren keine österreichischen Opfer
Zuletzt waren die Österreicher im Bereich Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte tätig. Die Aufgaben waren beratend und unterstützend, die Soldaten beteiligten sich nicht aktiv an Kampfhandlungen.
Es gab in den 20 Jahren keine österreichischen Opfer. Alle Soldaten seien sehr gut ausgebildet, alle hätten Auslandserfahrung, sagt Grafl, der selbst im Kosovo war. Die meisten Österreicher stammen vom Jagdkommando.
Die Absicht des österreichischen Einsatzes sei es gewesen, zur Stabilisierung der Lage beizutragen. Grafl "bekomme immer wieder sehr, sehr positive Rückmeldung, dass das vorbildlich durchgeführt wird". Auch vonseiten der afghanischen Sicherheitskräfte würde die Unterstützung "sehr dankend" angenommen.
"Es ist ein Vertrauensverhältnis entstanden." Der Einsatz der afghanischen Sicherheitskräfte, die täglich Gefahr laufen, Ziel eines Anschlags zu werden, sei "hoch zu schätzen", sagt Grafl.
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Soldaten bereiten sich auf Abzug vor
Grafl selbst ist seit 17. Februar in Kabul stationiert. Die anderen Österreicher sind zurzeit in Mazar-i-Sharif in Nordafghanistan, im Camp der deutschen Bundeswehr, im Einsatz.
Sie bereiten sich bereits auf den Abzug vor. Grafl hofft auf eine Rückkehr zu seiner Frau und seinen zwei Kindern, die im Burgenland wohnen, bis spätestens im Juli. Wegen der Covid-Pandemie sei nämlich kein Heimaturlaub möglich gewesen.
Die 10.000 NATO-Soldaten der Ausbildungsmission "Resolute Support" sollen Afghanistan am 11. September verlassen haben. Wie sich die Sicherheitslage danach entwickeln wird, sei noch schwer vorherzusagen.
"Es wird mit dem kompletten Abzug für die afghanischen Sicherheitskräfte nicht leichter werden", erwartet Grafl. Die NATO und vor allem die USA hätten aber die Absicht, "weiter zu unterstützen, wie immer diese Unterstützung dann ausschaut". Die Österreicher aber rücken definitiv ab.
Sicherheitslage hat sich seit Beginn des Abzugs nicht verbessert
Die Sicherheitslage hat sich seit Beginn des Abzugs am 1. Mai nicht gerade verbessert. Es gebe laufend Drohungen der Taliban gegen die internationale Truppe. Die Drohungen "haben in den letzten Tagen und Wochen zugenommen", berichtet Grafl.
Außerdem würden jeden Tag Angriffe auf Sicherheitskräfte und die Zivilbevölkerung verübt. "Man merkt, dass das rund um den 1. Mai zugenommen hat". Bisher habe es zum Glück keine direkten Angriffe gegen die NATO gegeben.
Das Militärbündnis habe "auch alle Vorkehrungen getroffen, damit die internationalen Truppen bestmöglich geschützt sind". Die Gebäude sind gehärtet, mit Sandsäcken und Betonblöcken abgesichert, Truppenbewegungen fänden vorwiegend in der Luft statt.
Auch die Coronalage habe die NATO "sehr, sehr gut im Griff" - durch strikte Regeln wie das ständige Tragen von Mund-Nasen-Schutz und das Einhalten von Abständen. Die US-Streitkräfte haben den anderen Nationen angeboten, sie mitzuimpfen. Auch die Österreicher seien so in den Genuss von Johnson & Johnson Impfungen gekommen. © APA
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