Das ging nach hinten los: Weil die AfD bei einer Pressekonferenz in Brandenburg ein Frageverbot gegen einen "Bild"-Journalisten verhängte, verließen dessen Kollegen allesamt geschlossen den Raum.

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Der Sprecher der AfD hatte zu Beginn der Pressekonferenz im Brandenburger Landtag erklärt, "heute keine Fragen der 'Bild'-Zeitung zuzulassen", berichtet unter anderem der "Stern". Dies sorgte für Protest: Alle anwesenden Journalisten standen daraufhin auf und verließen den Saal. Die Pressekonferenz wurde abgebrochen.

AfD bestätigt Frageverbot

Das Frageverbot richtete sich gegen den anwesenden Reporter Michael Sauerbier, der sowohl für die "Bild" als auch für die "Berliner Zeitung" tätig ist. Sauerbier soll bei der AfD vor rund zwei Wochen für Unmut gesorgt haben, als er kritische Rückfragen zum Fraktionsvorsitzenden Andreas Kalbitz und dessen angeblichen früheren Kontakten zur rechtsextremen und mittlerweile verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend stellte.

Die AfD bestätigte das Frageverbot in Brandenburg und bezieht sich in einer Erklärung gegenüber "bento" explizit auf Sauerbier: "[...] Aus diesem Grund wurde dem Bild-Reporter Michael Sauerbier heute in der PK der AfD-Fraktion zu Beginn mitgeteilt, dass seine Fragen aufgrund seiner Beleidigungen in der vorhergehenden PK in dieser PK nicht mündlich akzeptiert würden. Ziel war, eine vergleichbare Situation zu verhindern und die PK in einer professionellen Weise durchzuführen."

Man habe aber darauf hingewiesen, dass alle Teilnehmer der Landespressekonferenz, auch Reporter der "Bild"-Zeitung, jederzeit Fragen per Telefon oder E-Mail an die Pressestelle der Partei einreichen könnten, heißt es in dem Statement weiter. "Es handelt sich hierbei nicht um Zensur der Fragen, sondern um die Frage eines respektvollen, professionellen Miteinanders in einer Pressekonferenz."

Landespressekonferenz: Eingriff in die Pressefreiheit

Anders sieht das die Landespressekonferenz Brandenburg (LPK), ein Zusammenschluss von Journalisten, die über Regierungs- und Parlamentsarbeit in Brandenburg berichten. Sie veröffentlichte eine Stellungnahme zu dem Vorfall und bezeichnete das Frageverbot als "Eingriff in die Pressefreiheit" und "absolut inakzeptabel". Zwar sei eine gewisse Moderation bei einer Pressekonferenz durchaus zulässig und auch oft sinnvoll. Einem Journalisten jedoch schon zu Beginn das Fragerecht zu entziehen, sei nicht möglich.

"Wir begrüßen, dass die anwesenden Kollegen heute den Raum verlassen haben, und bitten unsere Mitglieder, nur dann an Terminen der Alternative für Deutschland (AfD) teilzunehmen, wenn alle anwesenden Journalisten ein Fragerecht haben", so die Mitteilung der LPK Brandenburg.

AfD spricht von Kindergarten

In einem Video auf Facebook bezeichnet der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Andreas Galau, das Verhalten der Journalisten unter anderem als "Kindergarten".

"Ich kann es nur noch einmal sagen: unprofessionelles Verhalten unserer örtlichen Presse hier. Aber gut, das kennen wir ja nun schon", resümiert er nach der Pressekonferenz. Seine Kollegin, Vize-Fraktionschefin Birgit Bessin, zeigt sich verblüfft von der Aktion. Man hoffe, die örtlichen Pressevertreter würden sich künftig wieder auf ihre Arbeit – die neutrale Berichterstattung – besinnen.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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