Eine fröhliche Partynacht ist für zahlreiche Menschen im Südosten Spaniens zu einer Tragödie geworden. Ein Feuer ist in drei Discos ausgebrochen. Die Zahl der Todesopfer klettert fast stündlich, noch immer werden Personen vermisst.

Mehr Panorama-News

Dutzende Menschen feierten gegen sechs Uhr morgens noch ausgelassen, als sich Tanzflächen und Theken plötzlich in ein Feuerinferno verwandelten: Bei einem Brand in einem beliebten Vergnügungszentrum mit drei Diskotheken in Murcia im Südosten Spaniens sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien mindestens vier Menschen verletzt worden, teilte der regionale Notdienst am Sonntag mit. "Wir sind alle am Boden zerstört", sagte Murcias Bürgermeister José Ballesta vor Journalisten. Er rief eine dreitägige Trauer aus, als die Feuerwehr in den Trümmern weiter nach Opfern suchte. Mehrere Menschen wurden noch vermisst. Deshalb schlossen die Behörden nicht aus, dass die Opferzahl noch ansteigt.

Murcia
Feuerwehrleute versuchen den Brand in den frühen Morgenstunden zu löschen. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Uncredited

Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, in der Diskothek habe es am Samstag eine Geburtstagsfeier gegeben. Nicht alle Gäste dieser Feier seien bisher gefunden worden. Die Bergung möglicher weiterer Leichen habe oberste Priorität.

Videos, die in Medien und in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, zeigen, wie die Flammen noch vor Sonnenaufgang aus dem Dach der Disco "Teatre" meterweit in die Höhe schlugen. Dutzende Menschen sind zu sehen, wie sie auf der Straße vor dem Lokal zum Teil umherirren. Die Flammen brachen nach den ersten Erkenntnissen in einer der drei dort angesiedelten Discos aus und griffen nach amtlichen Angaben schnell auf die anderen Lokale über. Der nationale Polizeisprecher Diego Seral sagte dem Radiosender Onda Regional de Murcia: "Ersten Informationen zufolge brach das Feuer im ersten Stock aus."

Rauchwolke kilometerweit zu sehen

Die Rauchwolke aus dem Einkaufs- und Vergnügungszentrum Las Atalayas vor den Toren Murcias sei kilometerweit zu sehen gewesen, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE. Es war den amtlichen Angaben zufolge bereits nach neun Uhr, als die rund 40 eingesetzten Feuerwehrleute auch die letzten Flammen löschen und sich auf die Suche nach Opfern machen konnten. Im nahe gelegenen Sportpalast von Murcia richtete die Stadt ein Betreuungszentrum ein, in dem Gäste der Disco und Angehörige der Opfer, die zu Dutzenden zum Unglücksort geeilt waren, unter anderem psychologisch betreut wurden.

Für einige war diese Hilfe besonders nötig. Jairo, dessen Tochter als vermisst galt, wurde am frühen Nachmittag weiterhin von quälender Ungewissheit geplagt. "Die ganze Familie ist hier, wir sind alle sehr nervös", klagte der Vater den Tränen nahe im Gespräch mit dem Reporter des Radiosenders "Cadena Ser" und anderen Medien. "Wir wollen wissen, was passiert ist, auch wenn es die schlimmste Nachricht ist. Man sagt uns aber nichts." Der Mann spielte vor den Journalisten auf dem Handy eine Audionachricht seiner Tochter an die Mutter ab. "Mami, ich liebe dich, wir werden sterben", ist zu hören. Über das Schicksal der 28-Jährigen war zunächst nichts bekannt.

Vermisste werden weiterhin gesucht

"Die Vermissten werden weiterhin unter extremen Schwierigkeiten gesucht", erklärte derweil Bürgermeister Ballesta. Die Bergung der Leichen werde durch die hohe Einsturzgefahr des Gebäudes erschwert. Er versuchte, den verzweifelten Angehörigen ein wenig Hoffnung zu machen: "Im Familienbetreuungsdienst kommen derzeit immer mehr Familien an, die nicht wissen, wo ihre Lieben sind. Aber es kann natürlich sein, dass sie an anderen Orten sind."

Kurz nachdem der Bürgermeister aber diese Worte gesagt hatte, meldeten die Einsatzkräfte nach 13 Uhr die Entdeckung der Leichen Nummer acht bis 13. Und die Suche ging noch weiter.

Die Erschütterung reichte bald über die Grenzen der beliebten Urlaubsregion hinaus, die jetzt im Spätsommer immer noch von vielen Touristen aus dem In- und Ausland besucht wird, und erreichte den Madrider Regierungspalast Moncloa. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach auf X, vormals Twitter, den Opfern und Angehörigen der "Tragödie" seine "Zuneigung und Solidarität" aus und sicherte dem regionalen Regierungschef alle Hilfe und Zusammenarbeit zu.

Ursache des Brandes ist unbekannt

Die Ursache und der genaue Ort des Brandausbruchs waren zunächst unbekannt. Die Ermittlungen seien aufgenommen worden, erklärte der Sprecher der Nationalen Polizei, Diego Seral. Auch zu den Identitäten der Todesopfer wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Eines steht aber fest: Es war der schlimmste Disco-Brand in Spanien seit fast dreieinhalb Jahrzehnten. 1990 waren bei einem Feuer in der Tanzbar "Flying" in Saragossa 43 Menschen ums Leben gekommen. Eine schlimmere Bilanz gab es nur 1983 in der Disco "Alcalá 20" in Madrid: Dort starben damals wenige Tage vor Heiligabend sogar 81 Menschen in den Flammen. (Emilio Rappold, dpa/AFP/tas)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.