"Prosit Neujahr": Die Wiener Philharmoniker sind mit einem abwechslungsreichen Konzert ins neue Jahr gestartet. Der deutsche Dirigent Christian Thielemann präsentiert sich bei seinem Debüt unaufgeregt - und mit großer Freude an der Musik.
Eleganz und ein Gefühl der Natürlichkeit wollte der deutsche Dirigent Christian Thielemann bei seinem Debüt am Pult beim Wiener Neujahrskonzert versprühen. Der 59-Jährige ist bereits seit fast 20 Jahren eng mit dem Orchester verbunden, man kennt sich also - und das war beim traditionellen und weltweit bekannten Konzert am Dienstag immer wieder zu spüren.
Thielemann wirkte entspannt und konzentriert zugleich, führte die Wiener Philharmoniker ohne großes Aufsehen durch das Konzert - und kann nun auf ein erfolgreiches Debüt zurückschauen. "Es ist eine wunderbare Stimmung, und ich muss sagen, ich lerne eine Menge", hatte Thielemann wenige Tage vor dem Konzert erklärt.
In den Proben habe man an Nuancen gearbeitet. Am 1. Januar 2019 spielte sich das Ensemble mit einer souveränen Vorstellung ins neue Jahr und grüßte vor dem Donauwalzer fröhlich "Prosit Neujahr".
Stücke der Familie Strauß im Vordergrund
Der Schwerpunkt im Programm lag auch dieses Mal - so will es die Tradition - auf Stücken der Komponisten-Familie Strauß. Nur 3 der 17 Einlagen stammten von anderen Komponisten, darunter der elegante Schönfeld-Marsch von Carl Michael Ziehrer, mit dem das Konzert begann.
"Dann haben wir eben Walzer und auch einen Elfenreigen, da denken Sie an Mendelssohn, wir haben verschiedene Farben", hatte der Maestro vor dem Konzert die Dramaturgie des Programms erläutert.
Der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden gilt als Wagner-Experte - er schätzt nach eigenen Worten aber durchaus den Walzer und die etwas leichtere Muse. Insgesamt bezeichnete Thielemann die Abfolge der Stücke in Wien als eine Hügellandschaft, in der sich nach dem Elfenreigen von Josef Hellmbersberger verschiedene Polkas, die handfesten "Nordseebilder" (Johann Strauß (Sohn)) sowie einige Walzer abwechselten. Der Maestro sorgte erfolgreich dafür, dass aus der Hügellandschaft keine Achterbahnfahrt wurde und vereinte Konzentration und Eleganz am Pult.
Gespielt wurden auch der "Csárdás" und der "Eva-Walzer" aus Johann Strauß (Sohn) "Ritter Pásmán". Der "Csárdás" wurde dabei wie fünf weitere Stücke erstmals von den Wiener Philharmonikern aufgeführt und erhielt besonders viel Applaus.
Thielemann selbst war zudem die Berücksichtigung der "Sphärenklänge" von Josef Strauß wichtig. Mit diesem Walzer endete das reguläre Programm vor den Zugaben. Zum Finale ertönten wie gewohnt der Donauwalzer und der Radetzky-Marsch.
Übertragung in die ganze Welt
In dem mit einem Blumenmeer aus 30 000 Blüten prächtig geschmückten Goldenen Saal des Musikvereins verfolgten rund 2000 Gäste das Konzert. Darunter waren Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen, Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn, Moderator Johannes B. Kerner und der EVP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Manfred Weber.
Das Konzert wurde wie schon in den Jahren zuvor in mehr als 90 Länder übertragen, teils kamen Kameras für besonders hochauflösende 8K-Bilder zum Einsatz.
Es sei eine große Chance, die Welt in einen Konzertsaal zu verwandeln, sagte der Geiger und Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer. "In einem Konzertsaal ist jeder gleich." Daher habe man jährlich die Möglichkeit, den Gedanken von Demokratie, Frieden und Liebe in die Welt zu transportieren.
Am Dienstag gaben die Wiener Philharmoniker bereits bekannt, dass der Lette Andris Nelsons das Neujahrskonzert 2020 erstmals dirigieren wird. Nelsons ist Gewandhauskapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig sowie Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra. Er sei den Wiener Philharmonikern seit 2010 musikalisch verbunden, teilte das Orchester mit. © dpa
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