Früher, ja früher, da war der Sommer noch ein richtiger Sommer. Mit Sonnenschein von Juni bis September, bis zu 40 Grad im Schatten und übervollen Freibädern - das sang schließlich schon Rudi Carrell. Die vergangenen Sommer hatten den Namen nun echt nicht verdient - und der Winter ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Doch stimmt das tatsächlich? Ein Klimatologe gibt Antworten.
Hatte
Carrell sang "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" 1975. Und in den Jahren zuvor waren die Sommer tatsächlich nicht so schön, wie Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt. "In den 60er und 70er Jahren war die Luft durch die Industrialisierung stark verschmutzt", erklärt er. Staub und Rußpartikel trugen zur Bildung von Wolken bei, die den Sommer trübten. "Bis in die 50er Jahre stieg die Temperatur im Jahresmittel stetig an. Danach, bis Anfang der 80er, gab es einen leichten Rückgang." Rudi Carrells Sicht stimmte es also tatsächlich, dass die Sommer früher schöner waren. Aus heutiger Sicht jedoch keinesfalls. "Seit den 80er Jahren stieg das Jahresmittel um 1,8 Grad und die Sommer werden auch in Österreich immer heißer."
Aber der vergangene Sommer, der war doch wirklich nix!
Im Ganzen betrachtet, war der Sommer 2014 in Österreich ein Durchschnittssommer. Mit einem sehr trockenen und warmen Juni – aber einem kühlen August, in dem 30 Prozent mehr Niederschlag fiel als sonst im Mittel. "Doch der August ist der Haupt-Urlaubsmonat", sagt Orlik. "Und wenn man dann nicht an den See fahren kann, fällt das besonders auf."
In den vergangenen Jahren hat es enorm viel geregnet – dabei soll es doch angeblich immer wärmer werden.
Geregnet hat es tatsächlich viel in den vergangenen zwei Sommern. "2013 hatten wir im Juni das Jahrhunderthochwasser", bestätigt der Klima-Experte. "Dafür war der Juli der sonnigste, den wir je hatten, und am 8. August wurde in Bad Deutsch-Altenburg mit 40,5 Grad die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Österreich gemessen." Nur 2014 war es noch wärmer.
Zum Skifahren und Schneemannbauen musste man heuer ja den Schnee aus der gesamten Umgebung zusammenkratzen. Früher gab es mehr Schnee!
"Die milden Winter tragen wesentlich dazu bei, dass die Jahre immer wärmer werden", sagt Orlik. "Seit den 60er Jahren bis jetzt sind die Winter im Tiefland um 1,5 Grad wärmer geworden." Und entsprechend schneit es weniger, auch wenn die Niederschlagsmenge gleich bleibt.
Weiße Weihnachten werden auch immer seltener.
"2014 hatten wir über die Adventszeit in keiner einzigen Landeshauptstadt in Österreich eine Schneedecke", sagt Klimatologe Orlik. "Das gab es vorher noch nie." In den 60er Jahren hingegen waren weiße Weihnachten eher die Regel als die Ausnahme.
Warum wird immer pünktlich zum Wochenende das Wetter mies?
In den vergangenen 20 Jahren hat in Wien an Wochentagen die Sonne im Mittel 8,5 Stunden geschienen – genauso wie am Wochenende. In Innsbruck waren es 7,3 Stunden am Wochenende und sogar nur sieben an Wochentagen. Diese Aussage stimmt also nicht. Auch hier gilt laut Orlik: "Wenn wir am Wochenende endlich mal Zeit haben zu grillen und es klappt dann nicht, bleibt das in Erinnerung."
Derzeit sollen uns ja die Eisheiligen im Griff haben – das fühlt sich aber nicht so an…
"Abwarten", sagt Orlik. Am Freitag kündige sich nämlich eine Kaltfront an. Die Eisheiligen sind allerdings auch wissenschaftlich nachgewiesen – nur treffen sie nicht immer pünktlich ein. "Meist gibt es um den 21. Mai in Mitteleuropa nochmal einen Temperaturrückgang." Das liegt daran, dass sich in Europa im Mai der Kontinent im Osten schon stark aufwärmen kann, der Atlantik im Westen jedoch noch kühl bleibt. "Durch diese großen Temperaturunterschiede kann an der Grenzfläche ein Tiefdruckgebiet entstehen", erklärt der Klima-Experte. Und dieses bringt kühle Temperaturen mit. Auch an der alten Bauernregel "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag" ist übrigens einiges dran. "Im Osten Österreichs trifft diese Regel zu 75 Prozent zu", sagt Orlik. Denn wenn sich das mächtige Azorenhoch bis zum 27. Juni so stark entwickelt hat, dass es bis nach Mitteleuropa reicht, lässt es sich auch in den kommenden Wochen nicht so leicht von Tiefdruckgebieten beeindrucken. Das Wetter bleibt stabil.
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