Dramatische Wetterverhältnisse bescheren Österreich ein schwieriges Wochenende. Lawinen lösen sich, eine Gemeinde in der Steiermark wird zum Katastrophengebiet erklärt, viele Haushalte sind ohne Strom. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
Schnee- und Regenmassen haben am Sonntag im Süden und Westen Österreichs für erhebliche Probleme gesorgt. In Oberkärnten, Ost- und Nordtirol kam es zu Lawinenabgängen, Verletzte gab es keine. In Salzburg gaben die Behörden in Lungau und Pongau für mehrere Gemeinden wegen der Wassermassen eine Zivilschutzwarnung aus. Die steirische Gemeinde Stadl an der Mur wurde zum Katastrophengebiet erklärt.
Schneelawine erfasst einen Bus
In der Nähe der Talstation des Stubaier Gletschers erfasste eine Lawine einen mit sechs Personen besetzten Kleinbus aus Deutschland. Der Vorfall verlief glimpflich, die Insassen konnten sich selbst befreien. Die Straße zum Stubaier Gletscher musste gesperrt werden. Sie kann voraussichtlich erst am Montag wieder geöffnet werden, teilte das Land Tirol mit. Rund 250 Personen waren beim Gletscherskigebiet eingeschlossen. Sie wurden im Hotel bei der Talstation und in weiteren Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahn untergebracht und versorgt.
Auch auf der Sellraintal Straße (L13) wurde ein Pkw von einem Schneebrett getroffen. Das Fahrzeug der 29-jährigen Deutschen wurde nur leicht im Frontbereich mit Schnee bedeckt. Verletzt wurde die Autofahrerin dabei nicht, berichtete die Polizei. Die Straße wurde ab dem Ortsteil Haggen gesperrt.
In Osttirol ging eine Lawine in den Prägratener Ortsteil Bobojach ab. Die 70 Bewohner des Ortsteils wurden vorsorglich vorübergehend im Gemeindezentrum untergebracht. Die Bildungsdirektion Tirol empfahl auch am Montag alle Schulen in Osttirol geschlossen zu halten. Am späten Sonntagnachmittag waren immer noch rund 2.500 Haushalte in Osttirol ohne Strom. Die Tinetz-Stromnetz Tirol AG sprach von einer Situation, "wie wir sie noch nie hatten".
Schulfrei in Osttirol
Zahlreiche Straßen bleiben aus Sicherheitsgründen weiterhin gesperrt, darunter etwa die Felbertauernstraße von Matrei bis Mittersill, die Gailtalstraße, die Virgentalstraße zwischen Virgen und Prägraten, die Defereggentalstraße ab Huben sowie die Villgratentalstraße. Auch bei der Bahn war es zu Unterbrechungen gekommen. Die Drautalstrecke in Osttirol und die Außerfernbahn in Nordtirol blieben gesperrt. In Südtirol kam es zu einer Unterbrechung der Brennerbahnstrecke.
Auch weitere Bezirke Tirols waren am Sonntag von den starken Schnee- und Regenfällen betroffen. Auf der Brennerstraße (B182) kam es zwischen Stefansbrück und Schönberg zu einem Hangrutsch. Die Straße musste vorerst gesperrt werden. Im Unterland erreichten die Pegel einiger Flüsse und Bäche den Wert eines fünfjährlichen Hochwassers. Zudem kam es in mehreren Bezirken zu kleinen Murenereignissen.
Vorsicht in Häusern mit Hanglage
In Salzburg wurde eine Zivilschutzwarnung ausgegeben. In Muhr im Lungau wurden die Bewohner wegen der Muren- und Hochwassersituation dringend angehalten, ihre Wohnhäuser nicht zu verlassen. Die Bezirkshauptmannschaft Pongau informierte die Bevölkerung der Marktgemeinde Bad Hofgastein, dass sich die Bewohner von Gebäuden in Hanglagen bis auf Weiteres in das erste Obergeschoß begeben und dort talseitig aufhalten sollen. Auch in Großarl und Hüttschlag wurden die Bewohner mit der Zivilschutzwarnung angehalten, sich in die Häuser zu begeben und diese bis auf Weiteres nicht zu verlassen.
Die starken Niederschläge bereiteten auch anderen Teilen Salzburgs Probleme. "Es kommen immer mehr kleinräumige Vermurungen und Überflutungen dazu", sagte der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz zur APA. Besonders stark betroffen waren Zell am See, Bruck und Taxenbach. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden. So war die B311 zwischen Taxenbach und Gries sowie bei Schwarzach nicht passierbar, die Stadtdurchfahrt von Zell am See war nach einem Hangrutsch gesperrt. Die Embacher Landesstraße bei Rauris ist unterspült worden und musste gesichert werden. Auch viele Zufahrtsstraßen zu Häusern waren von Muren und Überflutungen betroffen, rund 200 Personen seien dadurch nicht erreichbar.
Schneemassen lassen Bäume kippen
Durch massive Neuschneemengen in Oberkärnten kam es in den Tälern rund um Mallnitz (Bezirk Spittal/Drau) zu mehreren Lawinenabgängen. Aufgrund der extremen Lawinengefahr und der Gefahr von durch Schneelast umstürzenden Bäumen wurden das Seebachtal, Tauerntal und Dösental gesperrt und die Bevölkerung aufgerufen, zu Hause zu bleiben, teilte die Landespolizeidirektion Kärnten mit.
In der Gemeinde Krems im Liesertal rutschte oberhalb der Katschberg Bundesstraße (B99) ein Hang ab. Zwar blieb das meiste Material in den Sicherungsgittern hängen, da weitere Abrutschungen befürchtet wurden, wurde laut Polizei eine Sperre der Straße zwischen Kremsbrücke und Leoben veranlasst. Eine weitere Sperre gab es zwischen Lieserbrücke und Trebesing.
Entspannung ist nicht in Sicht
Laut ÖAMTC waren von umgestürzten Bäumen, Muren- und Lawinenabgängen nach wie vor auch die Straßen durch das Mölltal und Lesachtal betroffen: Gesperrt waren u.a die Kleinkirchheimer Straße (B88) zwischen Bad Kleinkirchheim und Radenthein, die Großglockner Straße zwischen Heiligenblut - Glocknerstraße, Döllach, zur Landesgrenze Kärnten/Osttirol und Winklern sowie die Nassfeld Straße (B90) zur Staatsgrenze Nassfeld und die B111, Gailtal Straße von Kötschach in Richtung Osttirol. Eine Entspannung der Situation war nicht in Sicht. Es bestand höchste Warnstufe für weitere Unwetter. Sämtliche Schulen im Bezirk Spittal/Drau sowie ein Bildungszentrum im Bezirk Hermagor werden am Montag geschlossen bleiben.
Positive Nachrichten gab es für Lavamünd, die Hochwasserwelle dürfte geringer ausfallen als vorhergesagt. Die Prognosen für Lavamünd (Bezirk Wolfsberg) haben sich verbessert, teilte der Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) mit. Mit einer maximalen Absenkung der Staubecken versuchte man, so viel Wasser wie möglich vorab abzufangen. Die für die Nachtstunden angekündigte Hochwasserwelle dürfte geringer ausfallen, als befürchtet. An der Gurk und Glan wurden laut Landesrat Fellner am Samstag mobile Hochwasserschutzmaßnahmen aufgebaut. An kleineren Gewässern in den Bezirken Feldkirchen, Villach, St. Veit und Klagenfurt-Land könnten nach wie vor lokal kleinräumig Überflutungen auftreten.
15 Wohnhäuser in der Steiermark evakuiert
Die obersteirische Gemeinde Stadl an der Mur (Bezirk Murau) wurde indes vom steirischen Katastrophenreferenten und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer zum Katastrophengebiet erklärt. Am Nachmittag wurden zunächst 15 Wohnhäuser aufgrund einer drohenden Hangrutschung evakuiert. Weitere Hänge begannen abzurutschen, hieß es in der Mitteilung.
Laut Auskunft des Büros des Katastrophenreferenten traten in der rund 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde aufgrund der schweren Regenfälle mehrere Bäche über die Ufer und weitere Hangrutschungen waren zu befürchten. Mit den örtlichen Kräften könne die Situation nicht mehr bewältigt werden. Die Turracher Straße (B95) und die Murauer Straße (B97), Landes- und Gemeindestraßen in dem betroffenen Gebiet wurden bereits gesperrt. "Wir tun alles, um in dem betroffenen Gebiet für Sicherheit zu sorgen. Alle Beteiligten arbeiten auf Hochtouren", so Schickhofer. © APA
Mautfrei nach Österreich
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