Nach der Unwetter-Katastrophe halten der Unmut und die Kritik an den Behörden an. Wie groß die Empörung noch ist, konnte man in Valencia eindrucksvoll sehen. Rund 130.000 Menschen protestierten.
Eineinhalb Wochen nach dem sogenannten Jahrhundert-Unwetter in der ostspanischen Region Valencia haben Zehntausende gegen die ihrer Ansicht nach nur schleppend angelaufene Hilfe protestiert. Rund 130.000 Menschen versammelten sich am Samstagabend im Zentrum der Provinzhauptstadt Valencia, wie die Vertretung des spanischen Innenministeriums in der Region mitteilte.
Die Demonstranten forderten den Rücktritt von Regionalpräsident Carlos Mazón. Auf ihrem Marsch zum Regierungsgebäude skandierten die Menschen unter anderem "Mörder, Mörder" und "Rücktritt, Rücktritt".
Einige trugen Plakate mit Aufschriften wie "Mazón ins Gefängnis!" oder "Gerechtigkeit!". Nach einer Schweigeminute für die mehr als 200 Todesopfer der Katastrophe lasen mehrere Anführer vor dem Palau de la Generalitat ein Manifest vor, in dem die Klärung der Verantwortlichkeiten für die "vermeidbaren Folgen der Katastrophe" sowie die Absetzung der "inkompetenten valencianischen Regierung" gefordert wurde. Zur Demonstration hatten 65 Organisationen, darunter Bürgerinitiativen und Gewerkschaften, kurzfristig aufgerufen.
König Felipe VI. will das Katastrophengebiet wieder besuchen
Ungeachtet des anhaltenden Unmuts will der spanische König
Der 56-jährige Monarch wolle die weiter auf Hochtouren laufenden Bergungs- und Aufräumarbeiten beaufsichtigen, ließ die "Casa Real" in Madrid wissen. In den rund 80 betroffenen Gemeinden werden unter anderem rund 8.500 Militärangehörige sowie 10.000 Beamte der nationalen Polizeieinheiten Policía Nacional und Guardia Civil eingesetzt. Dort sind zahlreiche Gebäude weiterhin nicht oder nur schwer zugänglich, da die Eingänge zum Teil nach wie vor von Autowracks und Hausrat blockiert sind.
Zahl der Vermissten geht langsam zurück
Die starken Niederschläge, Erdrutsche und Überschwemmungen vor eineinhalb Wochen forderten nach der jüngsten amtlichen Bilanz mindestens 222 Menschenleben. 214 Leichen wurden demnach allein in Valencia geborgen. Acht Todesopfer gab es in den benachbarten Regionen Kastilien-La Mancha und Andalusien. Die offizielle Zahl der Vermissten wurde derweil in Valencia von 50 auf 41 reduziert. Man müsse berücksichtigen, dass 19 Leichen noch nicht identifiziert worden seien, hieß es.
"Fluch der Karibik"-Star spricht Opfern Mut zu
Hollywoodstar Johnny Depp stellt unterdessen Unterstützung in Aussicht. Er wolle schauen, inwieweit er helfen können werde, "in welcher Form auch immer", sagte der 61-jährige "Fluch der Karibik"-Star am Rande des Europäischen Filmfestivals in Sevilla. Depp sprach den Flutopfern Mut zu und sagte, sein Herz sei "bei den betroffenen Menschen". Außerdem hob er "die Widerstandsfähigkeit des spanischen Volkes bei Ereignissen wie diesem" hervor.
Am 29. Oktober hatte es in einigen Ortschaften innerhalb weniger Stunden so viel Regen gegeben wie sonst in einem Jahr. Inzwischen scheint im Flutgebiet seit Tagen vorwiegend wieder die Sonne. (dpa/bearbeitet von sbi)
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