Der Sommer 2019 war der zweitwärmste seit Messbeginn 1767 - er lag um 2,7 Grad über dem Mittel und damit knapp hinter dem Rekord aus dem Jahr 2003. Das ist das Ergebnis der vorläufigen Sommerbilanz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Zudem war es mit 30 Prozent weniger Niederschlag einer der sieben trockensten Sommer der Messgeschichte.
Gleich in mehreren Bereichen reiht sich der heurige Sommer in Rekordlisten ein. "Der Sommer 2019 kam in der österreichweiten Auswertung knapp an den Rekord des Sommers 2003 heran", erklärte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik am Dienstag. "Berücksichtigt man die Prognosen für die letzten Augusttage, dann liegt der Sommer 2019 um 2,7 Grad über dem vieljährigen Mittel."
Die Bezeichnung "vieljähriges Mittel" betrifft die Klimaperiode 1981 bis 2010. Der Sommer 2003 war um 2,8 Grad wärmer als das Mittel. Auf Platz drei liegt der Sommer 2015, der 2,4 Grad über dem Mittel lag.
Die höchste Lufttemperatur wurde im heurigen Sommer mit 38,8 Grad in Krems (NÖ) am 1. Juli gemessen, die tiefste am Brunnenkogel in Tirol mit minus 6,6 Grad am 14. August.
Der meteorologische Sommer 2019, der am 31. August endet, bestätige den Trend zu immer heißeren Sommern. "Unter den zehn heißesten Sommern der 253-jährigen Messgeschichte liegen neun Sommer aus der jüngeren Vergangenheit", so Orlik.
Die fünf heißesten Sommer der Messgeschichte gab es alle in den 2000er-Jahren (2003, 2019, 2015, 2017, 2018). Von den 20 wärmsten Sommern liegen zwölf im 21. Jahrhundert.
An einzelnen Wetterstationen wurden heuer aber sogar die Werte von 2003 übertroffen. An den Stationen Bad Gastein (S), Eisenstadt (B), Klagenfurt (K), Kremsmünster (OÖ), Linz (OÖ), Millstatt (K), Rauris (S), Reichenau/Rax (NÖ), Ried/Innkreis (OÖ), Wien und Zwettl (NÖ) war es der wärmste Sommer der jeweiligen Messreihe.
Der Juni wird zum Sommermonat
Die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad) lag laut ZAMG um etwa das Zwei- bis Dreifache über einem durchschnittlichen Sommer, der Rekord sei aber nicht in Gefahr gewesen. An der Spitze findet sich die Wetterstation Wien-Innere Stadt mit 39 Hitzetagen (Auswertung bis inklusive 26. August). Der Rekord liegt noch immer bei 56 Hitzetagen im Jahr 2003 in Leibnitz.
Den größten Anteil zu dieser hohen Temperaturanomalie im Sommer 2019 trug der Juni bei, erläuterte die ZAMG. Denn dieser war gleich um 4,7 Grad wärmer als das Mittel der Jahre 1981 bis 2010.
Im Juli war es um 1,7 Grad wärmer als im Durchschnitt. Die Temperaturabweichung wird im August 2019 voraussichtlich plus 1,8 Grad betragen. Im Westen Österreichs (Vorarlberg und Tirol) war der Sommer 2019 um 2,2 bis 2,7 Grad zu warm. Weiter östlich lagen die Temperaturabweichungen zwischen 2,5 und 3,3 Grad.
Am Beginn des heurigen Sommers stand der sonnigste Juni der Messgeschichte (seit 1925). Er brachte um 50 Prozent mehr Sonnenschein als im Mittel. Darauf folgten jedoch, verglichen mit dem Juni, relativ sonnenarme Monate.
Im Juli schien die Sonne um fünf Prozent länger als im Mittel. Der August wird voraussichtlich um 15 Prozent weniger Sonnenschein bringen als im Mittel.
Bemerkenswert ist diesen Sommer auch die geringe Zahl an Tagen mit Minusgraden im Hochgebirge. Beim Sonnblick-Observatorium der ZAMG in Salzburg, auf 3.109 Metern Seehöhe, gab es bisher nur 18 Frosttage (Tage mit Lufttemperatur zumindest zeitweise unter null Grad; Auswertung bis inklusive 27. August).
In einem durchschnittlichen Sommer sind es dort 43 Frosttage. Auf dem Sonnblick gab es nur einen Eistag (Lufttemperatur ganztägig unter null Grad). In einem durchschnittlichen Sommer sind es elf bis zwölf.
Damit entsprechen die Frost- und Eistage am Sonnblick derzeit genau den Rekordwerten aus dem Jahr 2003.
Die hohen Temperaturen im Hochgebirge machten sich auch bei der Schneebedeckung bemerkbar. Ab dem 21. August lagen am Messpunkt des Observatoriums nur noch Schneereste.
Dass die Schneebedeckung am Sonnblick im August so weit zurück geht, ist nicht ganz ungewöhnlich und kam in der früheren Vergangenheit etwa alle zehn Jahre vor. In den letzten Jahren häuften sich derartige Ereignisse aber und die Dauer der Tage ohne Schneebedeckung hat zugenommen.
Weniger Niederschlag als gewöhnlich
Ungewöhnlich war auch die Trockenheit: Österreichweit brachte der Sommer 2019 um 30 Prozent weniger Niederschlag als ein durchschnittlicher Sommer. Das ergibt einen Platz unter den sieben trockensten Sommern der Messgeschichte.
Es begann bereits mit dem trockensten Juni seit Messbeginn. Aber auch die beiden folgenden Monate brachten jeweils um 25 Prozent weniger Niederschlag. An einigen Messstationen zeichnen sich sogar neue Trockenheitsrekorde ab, etwa in Admont (ST), Bad Bleiberg (K), Rauris (S) und Ried im Innkreis (OÖ).
Über die endgültige Platzierung entscheiden laut ZAMG jedoch die Regenmengen der letzten Augusttage.
In weiten Teilen Österreichs lagen die Regenmengen um 15 bis 45 Prozent hinter den Mittelwerten zurück. Die größten Niederschlagsdefizite gab es im Lungau (S), im Tennengau (S), in Teilen der Obersteiermark, in Oberösterreich entlang der Enns sowie in den Ybbstaler Alpen.
In diesen Regionen fiel um 45 bis 60 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel, berichtete die ZAMG. Der relativ nasseste Ort lag heuer in St. Leonhard/Pitztal (T), wo die Abweichung zum langjährigen Mittel 32 Prozent betrug.
Die Gewittersaison 2019 brachte bisher so wenige Blitze wie noch nie seit Messbeginn des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS im Jahr 1992. Den Grund dafür sieht die ZAMG im kühlen Mai und den oft stabilen Hochdruckwetterlagen im Juni, Juli und August. ALDIS registrierte heuer bisher rund 77.700 Blitzeinschläge zum Boden. Das waren um rund 50 Prozent weniger als im Mittel (Zeitraum 1992 bis 2018).
Die vorläufige Bilanz zum Monatsende basiert auf der ersten Auswertung der rund 270 Wetterstationen der ZAMG sowie auf der räumlichen Klimaanalyse an 84.000 Datenpunkten in Österreich mittels SPARTACUS.
Dieser Beobachtungsdatensatz beschreibt die räumliche Verteilung der täglichen Lufttemperatur bzw. Niederschlagssumme in Österreich. Die Daten der Wetterstationen reichen zum Teil bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die SPARTACUS-Daten sind flächendeckend bis ins Jahr 1961 verfügbar. © APA
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