Huch, es schneit – und das in Wien! Das Winterwetter zum Jahresende wurde allerdings nicht von Mutter Natur verursacht, sondern es war menschengemacht. Die Geosphere Austria erklärt, was hinter dem Phänomen steckt.

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Sogenannter Industrieschnee hat zum Jahreswechsel in Teilen Wiens für temporäre winterliche Verhältnisse gesorgt. Das Wetterlexikon der Geosphere (früher Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ZAMG) gibt Aufschluss über die Genese dieses Phänomens und benennt es als "anthropogen verursachten Schneefall". Eine wichtige Voraussetzung ist demnach unter anderem das Vorhandensein von Hochnebel sowie das Vorherrschen einer Inversionslage.

Letzteres sind Wettersituationen, bei deren Auftreten sich der Feinstaub in den dann kälteren, bodennahen Luftschichten anreichert. Industrieschnee als Niederschlag entsteht dann laut Wetterlexikon "durch Emissionen von Wasserdampf und Kondensationskernen großer Industrieanlagen, von Heizkraftwerken oder vom Hausbrand, die in der Hochnebelschicht gefrieren, zum Teil auch resublimieren (direkter Übergang von Wasserdampf zu Eiskristallen)". Zu diesen Schneefällen kommt es dabei lokal begrenzt in städtischen Ballungsräumen - und sie sind im Gegensatz zu herkömmlichem Schnee auch schwieriger zu prognostizieren.

Unterschiede zum herkömmlichen Schnee

Das Vorhandensein von großen Industrieanlagen in Gegenden mit Hochnebel in den Wintermonaten ist in Österreich vor allem im Wiener und dem Grazer Becken gegeben. Es kommt aber auch in der Mur-Mürz Furche in der Steiermark sowie im Klagenfurter Becken im Süden und dem westlichen Donautal in Oberösterreich vor.

"Diese Industrieanlagen liefern in einem 24-Stunden-Betrieb über sieben Tage der Woche das zusätzlich benötigte Feuchte- und Aerosolangebot, das letztendlich die Auftrittswahrscheinlichkeit von Industrieschnee erhöht", heißt es von den Experten. Nicht zu unterschätzen sei aber auch der Hausbrand, obwohl dieser in den vergangenen Jahren aus Umweltschutzgründen rückläufig sei.

Industrieschnee unterscheidet sich auch vom herkömmlichen Schnee, häufiger handelt es sich laut dem Wetterlexikon wegen der geringeren Fallhöhe um Eiskristalle statt um Schneeflocken - er werde deshalb oft auch als Schneestaub oder glitzernder Schneefall bezeichnet. Er haftet zudem leichter an Oberflächen an, was wiederum zu Straßenglätte führen kann. Und aufgrund seiner Entstehung mithilfe von Industrieanlagen sei er zudem stärker durch Schadstoffe belastet als "normaler" Schnee. (APA/bearbeitet von ank)  © APA

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