Derzeit decken sich Menschen mit Vorräten ein; von "Hamsterkäufen" ist die Rede. Doch braucht man diese Notvorräte wirklich? Was zählt noch zur sinnvollen Vorsorge - und wann beginnt die Hysterie?
In vielen Supermärkten sind die Regale leer. Vor allem Konserven, Nudeln, Mehl und Toilettenpapier werden "gehamstert". Doch braucht man daheim wirklich palettenweise Dosenravioli? Oder einen Jahresvorrat an Klopapier? "Nein", sagt Michael Willms, Referatsleiter in der Abteilung für Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement im baden-württembergischen Innenministerium.
"Angesichts von Corona macht es überhaupt keinen Sinn, irgendwelche Lagerbestände anzuschaffen." Bilder von leeren Supermarktregalen suggerierten möglicherweise Versorgungsengpässe. "Die gibt es aber de facto nicht", sagt Willms. "Es muss keiner befürchten, in nächster Zeit in einen Mangel von Bedarfsgegenständen zu kommen."
Er vermute zwei Gründe hinter dem Bedürfnis mancher Bürger, sich jetzt umfassend mit Vorräten einzudecken. "Auf der einen Seite ist das ein Stück weit Psychologie, dass die Menschen sich sicher fühlen, wenn sie was tun können", sagt Willms. "Und das Ganze wird aus meiner Sicht auch dadurch getriggert, dass man natürlich insbesondere aus China Bilder im Kopf hat von Ausgangssperren und ähnlichen Dingen."
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Experten empfehlen "rollierenden" Vorrat für zehn Tage
Aber selbst wenn jemand in Deutschland wegen einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus in Quarantäne müsse, werde für ihn gesorgt. "In den Fällen, wo es kein soziales Umfeld gibt, dass einen versorgen kann, ist letztendlich die Wohnsitzgemeinde gefordert, dafür zu sorgen, dass das Notwendige zur Verfügung gestellt wird. Es muss keiner befürchten, in einer häuslichen Isolation von der Außenwelt, Nahrungsmitteln und Bedarfsgegenständen abgeschnitten zu sein."
Sinnvoll sei dagegen - unabhängig von Covid-19 - ein "rollierender" Vorrat, der aus Produkten besteht, die man mag und die in den bereits bestehenden Haushalt integriert werden können, so Willms.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt seit Jahren einen Ratgeber für die Notfallvorsorge heraus. Darin sind beispielsweise Tipps enthalten, wie man sich im Fall einer Katastrophe wie Hochwasser, Stromausfall oder Sturm richtig verhält. Zudem gibt es eine Checkliste etwa zu Hygieneartikeln, Brandschutz oder zum Anlegen einer Hausapotheke.
Außerdem rät die Behörde zu einem Zehntage-Vorrat pro Person - der unter anderem 20 Liter Getränke, dreieinhalb Kilogramm Getreide, Brot, Kartoffeln, Nudeln oder Reis und vier Kilo Hülsenfrüchte und Gemüse enthalten sollte.
"Ihr Ziel muss es sein, 10 Tage ohne Einkaufen überstehen zu können", heißt es in der Broschüre. Die Behörde betont aber auch: "Eine Bevorratung, die über den Ratgeber hinausgeht, wird aus fachlicher Sicht als nicht sinnvoll erachtet." (dpa/dh)
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