Für einen Schleuser an der deutsch-österreichischen Grenze endete eine wilde Verfolgungsjagd im Graben und dann in Handschellen. Die Polizei musste sogar mehrfach auf das Fluchtfahrzeug schießen. Am Ende gab es zahlreiche Verletzte.

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Am Montagmorgen, 11. Dezember, legte eine Grenzkontrolle an der deutsch-österreichischen Grenze den Grundstein für eine filmreife Verfolgungsjagd über 30 Kilometer. Wie die österreichische Polizei in einer Pressemitteilung schreibt, wollten deutsche Grenzbeamte einen rumänischen Kastenwagen am Grenzübergang Schneizlreuth kontrollieren. Das gefiel dem Fahrer anscheinend nicht und er machte auf der Stelle kehrt und fuhr zurück nach Österreich. Die deutschen Ordnungshüter informierten daraufhin ihre Kollegen von der Salzburger Polizei, die umgehend die Verfolgung des Kastenwagens aufnahmen.

Haarsträubende Verfolgungsjagd mit Schusswechsel

Bei schlechter Witterung und noch schlechteren Straßenverhältnissen raste der 34-jährige, rumänische Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit und ohne Rücksicht auf sich, die syrischen Flüchtlinge im Heck des Kastenwagens oder andere Verkehrsteilnehmer der Polizei davon. Ihm gelang es, eine Straßensperre zu umfahren. Daraufhin wurde er von mehreren Streifenwagen verfolgt.

Während der Verfolgungsfahrt versuchte der Flüchtende, nach Aussagen der Polizei, ein Einsatzfahrzeug mehrfach von der Straße zu drängen. Auf einer Strecke von rund zwei Kilometern rammte er immer wieder das Polizeiauto, während im Heck seines Wagens die syrischen Geflüchteten lautstark den Fahrer aufforderten, die Fahrt sofort zu beenden. Der Rumäne dachte jedoch nicht daran und gab weiter Gas.

Um nicht noch mehr Menschen zu gefährden, entschied sich der 29-jährige Beifahrer des Streifenwagens, mit seiner Dienstwaffe, einer Glock 17, auf das Fluchtfahrzeug zu schießen. Er traf den Kastenwagen zweimal. Nach ersten Aussagen der Beteiligten müssen die Patronen beim Aufprall auf das Fahrzeug gesplittert sein und trafen im Innenraum einen 19-jährigen syrischen Flüchtling an der Hand. Über die Schwere der Verletzung war zunächst nichts bekannt.

Die kurze Ablenkung reichte anscheinend aus, damit sich das Polizeifahrzeug vor den Flüchtenden setzen konnte. Weiter heißt es in der Meldung: "Jedoch bremste das Fluchtfahrzeug bei der Kreuzung der Pinzgauer Straße mit der Gemeindestraße nach Lenzing unvermittelt stark ab und bog in diese Seitenstraße ein." Damit hängte der Rumäne die Beamten vor ihm ab. Nur ein nachfolgendes Einsatzfahrzeug konnte ihm jetzt noch folgen.

Verfolgungsjagd endet im Straßengraben

Kurz vor der Einfahrt in den Ortsteil Euring setzte eine Linkskurve der wilden Fahrt ein abruptes Ende. Der Flüchtende kam von der Straße ab, überfuhr ein Straßenschild, schlitterte über eine schneebedeckte Wiese und kam an einem Maschendrahtzaun zum Stehen. Der Rumäne schaffte es daraufhin, sich aus dem Staub zu machen. Die zwei verfolgenden Polizistinnen kümmerten sich derweil um die Flüchtlinge im Kastenwagen. Sie forderten diese auf, den Wagen unverzüglich zu verlassen.

Weiter heißt es, "im Zuge dieses Vorganges kam es aus noch unbekannter Ursache zu einer Schussabgabe einer 34-jährigen Polizistin mit der Langwaffe, wobei ein 27-jähriger syrischer Staatsangehöriger im Inneren des Fluchtfahrzeuges getroffen und unbestimmten Grades verletzt wurde". Die Schützin war zudem ausgebildete Rettungssanitäterin und konnte sofort Erste Hilfe leisten. Mit dem Notarzt ging es dann für den 27-Jährigen in das Universitätsklinikum Salzburg. Der verletzte 19-Jährige wollte sich nicht medizinisch versorgen lassen, schreibt die Polizei weiter.

Der flüchtige 34-Jährige schien zunächst verschwunden zu sein. Jedoch fiel gegen 8:15 Uhr einer Zeugin in Lenzing eine verdächtige Person auf. Sie informierte die Polizei, die anschließend den 34-jährigen, mutmaßlichen Schleuser festnehmen konnte. Zuvor hatte er sich bei seiner Flucht verletzt und musste ebenfalls medizinisch versorgt werden. Auch die Beamten im gerammten Polizeiauto wurden verletzt und später ebenfalls behandelt.

Nach der wilden Verfolgungsjagd beginnt jetzt für die Beamten die Ermittlungsarbeit. Bislang ist klar, dass der Schlepper von Slowenien nach Deutschland reisen wollte. Seine genaue Route ist derzeit aber noch Teil der Untersuchungen. Das Landeskriminalamt Salzburg ermittelt jedenfalls zum Sachverhalt der Schlepperei, heißt es in der Pressemitteilung. Die syrischen Geflüchteten sollen zudem bislang noch keinen Antrag auf internationalen Schutz in Österreich gestellt haben.

Ebenfalls werden die Schussabgaben der Polizeibeamten untersucht. Dazu heißt es: "Zur Wahrung der Objektivität wird der Schusswaffengebrauch, aufgrund einer generellen Richtlinie der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit, durch die Landespolizeidirektion Vorarlberg ermittelt." Was jetzt auf den Schlepper beziehungsweise auf die syrischen Geflüchteten zukommt, wird sich erst in den kommenden Tagen herausstellen. (the)

Verwendete Quellen

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