Der neue Dokumentarfilm von Ulrich Seidl - "Im Keller" - fördert Erschütterndes zu Tage: Fünf Männer in Tracht sitzen in einem Raum voller Nazi-Devotionalien und stimmen ein Lied an. Zwei der Männer sind ÖVP-Gemeinderäte - die Politiker sind mittlerweile zurückgetreten.
Ulrich Seidls neuer Film "Im Keller" hat am Donnerstag in Wien Premiere gefeiert. Der Dokumentarfilm zeigt erschreckende Szenen. Fünf Freunde sind in einem Keller im burgenländischen Marz zu sehen, wie sie in Stammtisch-Atmosphäre umgeben von Hakenkreuzen, SS-Fahnen und einem Portrait von Adolf Hitler ein Lied anstimmen. Zwei der Männer, die sich filmen ließen, waren bis Donnerstag Gemeinderäte der ÖVP. Sie haben mittlerweile ihren Rücktritt bekanntgegeben.
"Aus tiefster Überzeugung distanzieren wir uns hiermit inhaltlich von jeglichem NS-Gedankengut und Gräueltaten. Um weiteren Schaden für die Gemeinde und die Partei zu verhindern, haben wir uns aus freien Stücken entschlossen mit sofortiger Wirkung von unserem Gemeinderatsmandat zurückzutreten. Es war ein Fehler an so einem Dreh teilzunehmen", sagten die beiden betroffenen Gemeinderäte unisono. "Zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen im Jahr 2009 waren wir nicht Mitglieder des Gemeinderates", werden sie in einer Aussendung der ÖVP Marz zitiert.
Wie der "Standard" berichtet, hat die Polizei Anzeige erstattet, und die Staatsanwaltschaft will prüfen, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen NS-Wiederbetätigung einleitet.
ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel hatte bereits am Donnerstagabend den Rücktritt der beiden Politiker gefordert. "Rechtsextremes Gedankengut hat in der ÖVP nichts verloren. Der Nationalsozialismus ist eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte und darf nicht verharmlost werden. Mir ist unbegreiflich wie jemand so wenig Geschichtsbewusstsein an den Tag legen kann", sagte Blümel.
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